Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin
trank mit ihm, plauderte ... Und dann
hörte sie etwas, oder Kevin tat etwas, das sie zum Telefon eilen und mit Flüsterstimme ein Taxi bestellen ließ und das ihr sogar die Ruhe nahm, im Haus zu warten, bis der Fahrer anklopfen würde.
Weshalb hatte sie solche Angst? fragte sich Franca. Was kann sie so erschreckt haben bei Kevin, den sie seit Ewigkeiten kannte, den sie liebte, dem sie vertraute, der wie ein Sohn war für sie?
»Vielleicht hat er noch irgendwo auf der Insel ein Stück Land«, überlegte Alan, »und dort befinden sich diese ominösen Gewächshäuser. Möglicherweise ist er dann gerade auch dort. Ich werde sehen, ob ich einen Nachbarn finden und fragen kann.«
Sie sah ihn bewundernd an; bewundernd deshalb, weil er so souverän und entschlossen agierte. Er hatte ein einziges Glas Wein getrunken. Er war gut ohne Alkohol, er war überzeugend, bestimmt und sicher. Franca wußte nur zu gut, was es hieß, auf die gewohnte Droge zu verzichten. Alan, davon war sie jetzt überzeugt, hatte Alkohol nicht im geringsten nötig. Er mochte damit angefangen haben, weil er geglaubt hatte, auf andere Weise den Anforderungen des Lebens nicht genügen zu können, aber es war ein Irrtum von ihm gewesen — ein tragisches Unterschätzen seiner Fähigkeiten. Er war ein gutaussehender, intelligenter und gebildeter Mann und vermutlich ein brillanter Anwalt. Sie vermutete jedoch, daß er seinen eigenen Wert nie wirklich begriffen hatte.
Sie gingen wieder nach vorn in den Hof und stießen auf einen jungen Mann, der gerade durch das Gartentor hereinkam. Er war sehr groß und ungewöhnlich dünn und hatte auffallend sorgfältig gefönte blonde Haare, die silbrig im Sonnenlicht glänzten. Er sah so schwul aus, daß er als Verkörperung des Begriffs Homosexualität hätte gelten können.
Er erschrak, als er Franca und Alan bemerkte, faßte sich jedoch rasch wieder.
»Mr. Shaye?« sagte er. »Ich weiß nicht, ob Sie sich noch an mich erinnern. Steve Gray. Wir sind uns zwei- oder dreimal im Haus Ihrer Mutter begegnet. Als Kevin und ich noch zusammen waren.«
Alan runzelte kurz die Stirn, dann entsann er sich. »Richtig! Mr. Gray. Guten Tag. Wir wollten zu Kevin. Er scheint nicht daheim zu sein.«
»Er ist selten da in der letzten Zeit«, klagte Steve. Er wirkte sehr
unglücklich. Franca nahm an, daß er noch immer heftig verliebt war in Kevin, daß seine Gefühle aber nicht in der gleichen Weise erwidert wurden. »Ich mache mir große Sorgen um ihn.«
Alan hakte natürlich sofort ein. »Ja? Weshalb?«
Steve schien erpicht darauf, irgend jemandem sein Herz auszuschütten. »Er ist so gehetzt. So unruhig. Ihn plagen schreckliche Sorgen. Dauernd braucht er Geld, und ich begreife nicht recht, wofür eigentlich.«
»Nach allem, was ich gehört habe«, sagte Alan, »hat er neue Gewächshäuser gebaut oder gekauft und sich damit völlig übernommen. «
»Ach«, Steve winkte ab, »für diese Gewächshäuser kann er gar nicht viel bezahlt haben! Diese uralten, windschiefen Dinger ... der letzte Besitzer müßte sie ihm eigentlich nachgeworfen haben!«
»Wo befinden sich diese Gewächshäuser denn?« Alan sah sich um. »Ganz augenscheinlich ja nicht auf dem Grundstück hier!«
»Nein, nicht hier. Sie liegen direkt an der Perelle Bay. Ursprünglich gehörten sie zu einer großen Gärtnerei, deren Besitzer aber vor zwei Jahren gestorben ist. Die Erben hatten kein Interesse, das Geschäft weiterzuführen, und haben das Gelände mit den Gebäuden aufgeteilt und verkauft. Kevin erzählte mir damals ... « Er unterbrach sich und warf Franca einen tieftraurigen Blick zu. »Kevin und ich waren fast drei Jahre lang ein Paar«, erläuterte er, »obwohl ich fürchte, daß Kevin nicht immer treu war.«
»Er erzählte Ihnen daß man ihm Gewächshäuser in der Perelle Bay angeboten habe?« fragte Alan drängend. Steves Beziehungsprobleme interessierten ihn nicht im geringsten.
»Ja, er erzählte mir davon. Er borgte sich Geld von mir dafür. Ich habe ihm abgeraten. Ich fand es Unsinn, daß er Gewächshäuser kauft, die ganz woanders liegen als seine Gärtnerei. Ich dachte mir, er würde nur Ärger und Umstände damit haben.«
»Wo ist denn die Perelle Bay?« mischte sich Franca ein.
»An der Westküste«, erklärte Alan, »noch ein Stück nördlich von Pleinmont. Mit dem Auto ein Katzensprung von hier, und insofern finde ich es nicht allzu verwunderlich, daß Kevin sich dort etwas zugelegt hat.«
»Er tat unheimlich geheimnisvoll mit den
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