Die Roswell Verschwörung: Thriller (German Edition)
Australien landen, und wenn der Lastzug, der hier vor ihm stand, explodierte, wäre es in seiner Hand. Mütterchen Russland würde den 25. Juli für immer feiern.
Der Elektriker zog das Kabel bis in die Mitte des Depots und verband es mit einem winzigen Zünder. Er richtete sich auf.
»Fertig.«
Alle wichen so weit wie möglich zurück. Wladimir nahm einen kleinen, hochmodernen Funkauslöser, der auf einer verschlüsselten Spreizbandfrequenz arbeitete. Seine Reichweite betrug über dreißig Kilometer, beträchtlich mehr, als für seine Zwecke nötig war.
Wladimirs Spezialgebiet beim russischen Auslandsgeheimdienst war gewesen, Mitarbeiter zu rekrutieren, die er anschließend dirigierte. Dabei war er sehr erfolgreich. Den Amerikanern und den Australiern den Prototyp des Killswitch abzujagen wäre sein Meisterstreich gewesen. Doch dann war der Spionagering um Anna Chapman aufgeflogen, und er fiel kurz vor dem Ziel in Ungnade. Seine kurzsichtigen Vorgesetzten hatten die Hosen voll und die Mission aufgegeben. Er würde ihnen jetzt vorführen, was er mit Entschlossenheit und Erfahrung leisten konnte. Russland würde bald wieder eine bedeutende weltpolitische Rolle spielen und nicht länger im Schatten des amerikanischen Kapitalismus stehen.
Er hatte als Student während der Glasnost-Jahre den drastischen Niedergang seines Landes miterlebt. Bis der Kalte Krieg mit dem Fall der Berliner Mauer endete, hatte er nicht gewusst, was es hieß, von der Hand in den Mund zu leben. Natürlich hatte das kommunistische Regime auch Schattenseiten – lange Warteschlangen, wenn man Brot oder Toilettenpapier kaufen wollte, strenge Reiseauflagen und die Allgegenwart des internen Überwachungsapparates. Trotzdem waren die Menschen bis zu einem gewissen Grad wirtschaftlich abgesichert gewesen. Sein Vater hatte eine feste Arbeit gehabt, und es stand immer etwas zu essen auf dem Tisch. Durch die Perestroika war alles zerstört worden. Die Sowjetunion, ein Reich, das ein Viertel des Territoriums der Erde umfasste, war auseinandergebrochen. Er hasste die Vereinigten Staaten dafür, dass sie sich als Sieger des Kalten Krieges aufspielten und über das Leid seiner Nation lachten.
Unter der Präsidentschaft Boris Jelzins stürzte die Wirtschaft in den Keller, und sein Vater Juri verlor seine Arbeit. In Moskau grassierte das Verbrechen. Mit seinen wenigen Ersparnissen versuchte Juri einen kleinen Laden zu eröffnen, aber die neue russische Mafia übte Rache, als er sich weigerte, Schutzgeld zu zahlen. Eines Nachts wurde er auf dem Weg nach Hause erschossen. Seine Mutter kam nicht über den Tod ihres Mannes hinweg. Sie tröstete sich mit Alkohol. Er hätte bei der Mafia einsteigen können, aber er hatte sich geschworen, niemals für diese Schweine zu arbeiten, die seiner Meinung nach sein Land ruinierten und es ausplünderten. Er wollte dazu beitragen, Russland wieder zu seiner einstigen Größe zu verhelfen. Er war sprachbegabt, und als der Geheimdienst ihn ansprach, hatte er seine Berufung gefunden. Er stieg rasch auf. Zwei Ehen fielen seiner Karriere zum Opfer. Nadja Bedowa verstand ihn, sie war selbst Agentin und wusste, dass der Job alles war. Die Chapman-Panne war ein schwerer Schlag für ihn gewesen, aber bald würde er die Schlappe wieder ausbügeln. Wer zuletzt lacht, lacht am besten.
Lächelnd drückte er auf den Knopf des Funkauslösers. Der Zünder ging laut knallend los, und seine Leute jubelten. Er beglückwünschte und umarmte sie, Dimitri schlug er dabei herzlich auf den Rücken. Als Nächstes machte sich Gurewitsch daran, Zünder in die C4-Stücke zu stecken, die sie in die Fässer mit ANFO legen wollten.
Wladimir freute sich über sein Team. In weniger als einer Woche würden seine Opfer belohnt werden und sein guter Ruf wiederhergestellt sein. Nach dem 25. Juli würde er als Held in seine Heimat zurückkehren, weil er ihren größten Feind, die Vereinigten Staaten von Amerika, vernichtet haben würde.
13. Kapitel
Geduldig ließ Nadja Bedowa die Durchsuchung über sich ergehen. Der Mann vom Sicherheitsdienst des Hauses war schnell und effizient, er verweilte weder bei ihren Brüsten noch ihrem Hintern, wie es sich für einen Profi gehörte. Sie war sowieso unbewaffnet in das Bürogebäude gekommen, weil sie wusste, dass man sie sonst nicht hineingelassen hätte.
Nachdem der Mann sich überzeugt hatte, dass sie sauber war, führte er sie in die Penthousesuite von Mulvey Gardner Trading, Sydney. Gegründet worden war die
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