Die Roswell Verschwörung: Thriller (German Edition)
alle Verbindungslinien einzeln. Als er fertig war, sah er sich um, ob es noch weitere Ausgänge aus der Kammer gab. Erst in diesem Moment fielen ihm die anderen Zeichnungen auf. Er war so sehr damit beschäftigt gewesen, mit zurückgelegtem Kopf zur Decke zu starren, dass er die vielen Darstellungen, mit denen die Wände geschmückt waren, gar nicht wahrgenommen hatte.
»Schaut euch das an!«
Rundum waren Bilder in die Wand geritzt. Die mit weißer Farbe gefüllten Rillen leuchteten auf, wenn das Licht sie traf. Tyler fotografierte sie. Er begann mit der Darstellung eines Strahls, der vom Himmel kam und einen Feuerschweif hatte. Es folgte ein Strahlenkranz, der der Darstellung im Mandala entsprach. Über dem Strahlenkranz erhob sich die unverkennbare Kontur einer Pilzwolke. Wer auch immer diese Szenen dargestellt hatte, war entweder selbst Zeuge einer gigantischen Explosion geworden oder hatte davon gehört. Wie in Australien wären auch auf der kahlen peruanischen Hochebene keine Bäume umgestürzt wie in der Tunguska.
»Die Bilder erzählen eine Geschichte«, erklärte Jess.
Fay nickte. »Die Einwanderer aus Nasca haben ihre Geschichte in dieser Höhle aufgezeichnet, damit sie nicht vergessen wird.«
»Ich finde es seltsam, dass bisher noch keine solche Zeichnung gefunden wurde«, wandte Tyler ein.
Fay war so in Fahrt, dass sie Tylers Einwurf nicht beachtete. »Denkt an die Hieroglyphen. Sie sind über fünftausend Jahre alt, und irgendwann konnte niemand mehr etwas damit anfangen. Erst als der Rosetta-Stein entdeckt wurde, gelang es, sie zu entziffern. Ein einziges Fundstück hat alles verändert. Diese Höhle könnte ein präkolumbianischer Rosetta-Stein für die Nasca-Kultur sein.«
»Wie erklärst du dir, dass man in Peru noch keine solche Darstellung gefunden hat?«, schob Tyler nach.
»Es kann ja noch dazu kommen. In den fünfziger Jahren wurde eine uralte Stadt namens Cahuachi im Süden der Nasca-Ebene entdeckt. 1980 hat man dann mit Ausgrabungen begonnen, die erbracht haben, dass es sich um eine Kultstätte der Nasca handelt.«
»Du meinst, dort könnte etwas diesen Darstellungen Vergleichbares versteckt sein?«
»Natürlich. Das Gelände ist riesig. Es erstreckt sich über anderthalb Quadratkilometer. Die höchste Pyramide ist dreißig Meter hoch, ein Stufenbau aus Lehmziegeln. Irgendwo in der Anlage könnte sich die Entsprechung dieser Geschichte finden. Vielleicht wurde sie ursprünglich von den Mitgliedern der religiösen Gemeinschaft bewacht, die einst in jener Stadt wohnten und nun dort begraben liegen.«
Fay erklärte die Szenen.
»Hier entdeckt jemand nach der Explosion einen runden Gegenstand. Er trägt ihn wie einen Schatz zu seinen Leuten. O mein Gott! Sind das Tote?«
Auf dem nächsten Bild lagen Leichen verstreut in einer Landschaft. Der runde Gegenstand schien zu jedem toten Körper Strahlen auszusenden, als hätte er ihn zu Boden gestreckt.
»Was immer sie gefunden hatten, es muss tödlich gewesen sein«, erklärte Tyler. »Wenn es ein großes Stück Xenobium war, hätte die intensive Gammastrahlung innerhalb weniger Tage alle krank gemacht, die damit in Berührung gekommen waren.«
Fay senkte ihre Kamera und studierte mit zusammengekniffenen Augen die nächste Szene. Vor einem Altar, auf dem der runde Gegenstand lag, knieten Menschen.
»Hier sieht es so aus, als opferten sie den Gegenstand. Vielleicht haben sie gehofft, dass die Götter wiederkommen, ihn zurücknehmen und sie von der Plage befreien würden.«
»Sie hätten ihn einfach wegwerfen können«, sagte Jess.
»Das hätten sie nicht getan, wenn sie ihn für das Eigentum der Götter hielten. Sie hätten ihn aufbewahren wollen, für den Fall, dass sie ihn zurückgeben mussten.«
Auf der nächsten Darstellung war der Gegenstand von einer Pyramide umschlossen. Eine Linie führte von ihrer Spitze geradewegs zur Decke, wo sie sich mit der menschlichen Figur schnitt. Fay sah zur Decke.
»Hier wird davon erzählt, wie es dazu kam, dass sie die Nasca-Linien in den Sand scharrten.«
Jess folgte dem Blick ihrer Großmutter.
»Mein Gott! Das ist ja ein Code.«
»Ein Code?«, wunderte sich Tyler.
»Sie wollten, dass die Götter ihren Schatz wieder abholten, aber da sie ihn von dem ursprünglichen Fundort – dem Mandala – entfernt hatten, mussten sie den Göttern den Weg zum Versteck zeigen.«
»Und gab es einen besseren Code für die Götter als die Sternzeichen?«, schloss Fay.
Nun verstand Tyler, warum die Linien so
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