Die rote Agenda
ausgeführt hatte.
Nachdem der
Sarg ins Grab hinuntergelassen worden war, verlief sich die Trauergemeinde in
Richtung des Ausgangs zur Via Tiburtina. Viele kamen zu Salvatore, um ihm ihr
Beileid zu bekunden, und er hatte ein Wort des Dankes für jeden von ihnen. Zum
Schluss stieg er traurig in den vom Chauffeur gelenkten Mercedes, der ihn
zurück in die Wohnung in Vigna Clara brachte.
Noch am
gleichen Nachmittag erhielt er einen Anruf von Stuart.
»Ich habe
vom Tode Attilio Brancas erfahren. Wir alle möchten Ihnen unser herzlichstes Beileid
aussprechen.«
»Danke.
Heute Vormittag war die Beerdigung, und es sind wirklich viele Leute gekommen.«
»Das glaube
ich gern. Er war ein bemerkenswerter Mann.«
»Ja, das
war er. Aber sagen Sie mir, was kann ich für Sie tun, Mr. Stuart?«, fragte
Partanna, weil er gut wusste, dass es bei diesem Anruf nicht darum ging, ihm
aus Höflichkeit zu kondolieren.
Stuart kam
sogleich zur Sache. »Wären Sie bereit, mit uns nach Sizilien zu kommen? Ihre
Anwesenheit könnte sehr nützlich sein.«
»Ist Signor
Alimante auch dieser Meinung? Und Matteo Trapani?«
Stuart zog
die Brauen hoch und warf Ogden einen fragenden Blick zu. Der Agent, der am
Nebenanschluss mithörte, nickte.
[318] »Natürlich«,
antwortete Stuart. Aber das stimmte nicht so ganz, jedenfalls nicht, was Matteo
Trapani anging.
»Dann
begleite ich Sie gern«, antwortete Partanna. »Und warum wollen Sie dorthin?«
»Wir
wissen, dass der Senator sich nach Sizilien abgesetzt hat und dass er von dort
in ein Land ohne Auslieferungsabkommen fliehen will. Offensichtlich hilft ihm
jemand, und da auch Sie die verzwickten Allianzen der Familien kennen, könnten
Sie dazu beitragen, unsere Nachforschungen in die richtige Richtung zu lenken.
Wir ziehen es vor, die Dinge diskret zu erledigen, aber wir haben wenig Zeit.«
Partanna
war hocherfreut, das übertraf noch seine kühnsten Erwartungen. Nachdem Branca
und er von den Handlangern des Senators in Turin überfallen worden waren, hatte
er beschlossen, dass er nach dem Tod seines Paten diesen Bastard bis ans Ende
der Welt verfolgen würde, um ihn dafür bezahlen zu lassen. Und jetzt konnte er,
dank dieser Spione, unter dem Schutz einer ungeheuer mächtigen Organisation
handeln. Natürlich musste er vorsichtig und geschickt vorgehen, doch was Branca
ihn über Jahre gelehrt hatte, würde ihm helfen.
»In
Ordnung«, antwortete er. »Sagen Sie mir, was ich tun soll.«
Stuart
bestellte ihn noch für den gleichen Nachmittag ins safe
house.
[319] 47
Der
Präsident sah seinem Gegenüber in die Augen. Sie befanden sich im
Quirinalspalast, in seinen Privaträumen, die von Wanzen und Videokameras
gesäubert und mit einem Scrambler ausgerüstet waren, der jedes Richtmikrophon
außer Gefecht gesetzt hätte. Es war das einzig wirklich sichere Zimmer für
diese strenggeheime Unterredung mit dem General.
»Es ist
auch in Ihrem Interesse, dass die Agenda wiederbeschafft wird, mein Freund, ich
meine von uns und nicht von denen, die das Kommando über die Streitkräfte
haben. Egal wie die Dinge ausgehen, und ich denke, sie enden für uns alle mit
der vorzeitigen Pensionierung, ist es besser, aus Mangel an Beweisen sauber
auszuscheiden, als im Gefängnis zu landen. Meinen Sie nicht auch?«
Der
General, ein fast zwei Meter großer Mann mit einem kantigen und energischen
Gesicht, verzog die Lippen zu einem gequälten Lächeln. Er verdankte seine Karriere
dem Präsidenten, und er bewunderte ihn bedingungslos, doch er wusste, dass das,
was er gesagt hatte, die traurige Wahrheit war. Auch sein Name tauchte in der
Agenda des Richters auf, und seit zwei Tagen – seit sich die Dinge so
schwindelerregend schnell veränderten und ihnen allen der Boden unter den Füßen
wegbrach – hatte er sich, mit Resignation und [320] einer fast religiösen Haltung,
auf das unvermeidliche Ende seiner Karriere vorbereitet. Vor allem nach dem
gescheiterten Attentat auf den Journalisten, das er selbst organisiert hatte.
Der
Präsident hielt ihm über den Schreibtisch ein Papier hin. »Lesen Sie.«
Der General
nahm es und las es aufmerksam, dann hob er den Blick und sah den ersten Bürger
im Staat an.
»Ein safe house in Rom?«, fragte er erstaunt.
Der
Präsident nickte zufrieden. »Allerdings. Es gibt noch Leute, die trotz allem
der Republik, also mir, treu geblieben sind. Dieser
Schmierfink von der Zeitung hatte nur eine Fotokopie des Dokuments – und zwar
die, die ihr mitgenommen habt –,
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