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Die rote Agenda

Die rote Agenda

Titel: Die rote Agenda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liaty Pisani
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dem
Halfter ziehen, doch Ogden schoss auf einen Punkt wenige Zentimeter vor seinen
Füßen, so dass Kies und Sand hochspritzten.
    »Wirf die
Pistole weg«, befahl er ihm.
    Der Sizilianer
gehorchte, und erst als die Pistole zu Boden fiel, drehte der Senator sich um.
Bis zu diesem Augenblick hatte er sich nicht gerührt, gelähmt vor Angst, den
Blick starr aufs Meer gerichtet, über das er zu entkommen gehofft hatte.
    »Ihr habt
uns gefunden«, murmelte er entgeistert und leichenblass.
    Während sie
den beiden Handschellen anlegten, warf der Sizilianer einen Blick auf die Mole.
    »Es wird
keiner kommen, um dich zu retten«, sagte Trapani, der inzwischen zu ihnen
gestoßen war.
    »Wer seid
ihr denn? Ihr seid doch weder Carabinieri noch Polizisten!«, protestierte der
Sizilianer verwirrt.
    »So ist
es«, antwortete der Pate. »Tut mir leid, Giuseppe, du hast dich auf die falsche
Seite geschlagen. Diese Herren würden dich gern ins Gefängnis bringen, doch zum
Glück hast du einen Schutzheiligen, also kommst du mit mir.«
    Das waren
die Abmachungen, die der Pate mit der Familie Guerrazzi getroffen hatte. Sie
hatten ihren Verwandten und seinen Fluchtplan verraten. Als Gegenleistung dafür
hatten sie gefordert, dass ihm kein Haar gekrümmt würde. Trapani hatte
akzeptiert, weil er wusste, dass dies für den Vertrauten des Senators die
schlimmste aller Strafen sein würde.
    Matteo
Trapani gab seinen Männern ein Zeichen, worauf sie den Sizilianer in Verwahrung
nahmen und zu den hinter der Tonnara versteckt abgestellten Autos schleiften.
Dann [374]  wandte er seine ganze Aufmerksamkeit dem Senator zu. Schweigend
fixierte er ihn ein paar Augenblicke lang, und in seinem Blick standen Hass und
Verachtung. Schließlich verzog er die Lippen zu einer Art Lächeln.
    »Erinnerst
du dich an den Fürsten, Senatore?«
    Dieser
schien nicht zu begreifen. »Was für ein Fürst?«
    »Stefano
Montano, besser bekannt als der Fürst von Villalba. Der Mann, den du und deine
Komplizen ausgeraubt und wie einen Hund getötet habt.«
    Der Senator
zuckte mit den Schultern. »Was geht mich heute ein vor dreißig Jahren
gestorbener Mafioso an?!«
    Trapani
näherte sein Gesicht bis auf wenige Zentimeter dem des Senators. »Du wirst im
Gefängnis verrotten, verdammter Bastard, aber deine Komplizen werden ein noch
schlimmeres Ende nehmen«, zischte er in sizilianischem Dialekt.
    Dann drehte
er ihm den Rücken zu und wandte sich an die Chefs des Dienstes. »Wenn Sie mich
nicht mehr brauchen…«
    »Nein«,
antwortete Ogden. »Sie können gehen. Die Abmachungen sahen zwar nicht vor, dass
Sie den Sizilianer mitnehmen. Aber wir haben beschlossen, uns damit für Ihre
Mitarbeit erkenntlich zu zeigen.«
    Trapani
bedankte sich mit einer leichten Verbeugung, drückte Ogden und Stuart die Hand
und verabschiedete sich von den anderen Agenten mit einem Winken. Doch bevor er
ging, lächelte er noch Salvatore Partanna beinahe herzlich zu.
    Die Männer
der Spezialeinheit übernahmen den Senator und gingen auf die Tonnara zu, wo
ihre Einsatzfahrzeuge [375]  standen. Die Agenten des Dienstes folgten ihnen.
Plötzlich hörte man einen Schrei.
    »Senatore!«,
schrie Salvatore Partanna und zog unter seiner Jacke eine Pistole hervor.
    Bruno, der
in der Nähe stand, warf sich wie ein Torhüter, der versucht, einen Ball
abzuwehren, gegen Partannas Beine, und die beiden Männer wälzten sich über den
Boden. Bei dem Handgemenge löste sich ein Schuss, der zum Glück in die
Karosserie des Landrovers einschlug. Innerhalb kürzester Zeit wurde Partanna
außer Gefecht gesetzt.
    »Was zum
Teufel ist in Sie gefahren, sind Sie verrückt geworden?«, fuhr Stuart ihn an
und half ihm, zusammen mit Bruno, wieder auf.
    »Branca zu
foltern geht auf sein Konto. Das konnte ich diesem Bastard nicht durchgehen
lassen!«, schnaufte Salvatore.
    Trapani,
der zurückgekehrt war, als er den Schuss gehört hatte, blieb vor Partanna
stehen und sah ihn mit einem verständnisvollen Blick an. Dann klopfte er ihm
auf die Schulter.
    »Bravo, du
hast das einzig Richtige getan. Doch es war der Mühe nicht wert. Alles zu
seiner Zeit. Verstehst du, was ich meine?«, setzte er in Dialekt hinzu und sah
ihm in die Augen. Partanna beruhigte sich augenblicklich und nickte fügsam.
    Der Pate
wandte sich erneut an Ogden und Stuart. »Salvatore hat getan, was er tun
musste. Das muss man verstehen. Branca war wie ein Vater für ihn. Ende gut,
alles gut, nicht wahr? Ich möchte Ihre Versicherung, dass es keine

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