Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die rote Agenda

Die rote Agenda

Titel: Die rote Agenda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liaty Pisani
Vom Netzwerk:
ging andere Sektkelche
holen, während einer seiner Kollegen die Glasscherben vom Boden aufsammelte.
    »Ein
schwacher Erdstoß, nichts Schlimmes«, ließ Elvira gleichgültig hören. »Das ist
der zweite in diesem Frühjahr, aber die Seismologen schlagen noch nicht Alarm.
Wer weiß, wo diesmal das Epizentrum war.«
    Im Saal
kommentierten alle das Ereignis, an einem Tisch machte jemand einen Witz, der
bei seinen Freunden Heiterkeit auslöste, und dem Kellner gelang es endlich doch
noch, den Champagner einzuschenken.
    »Stoßen wir
auf die überstandene Gefahr an«, sagte Lorenzo.
    Als sie
getrunken hatten, stand Elvira auf. »Ich bin müde, ich gehe schlafen. Also,
Betta, kommst du morgen mit? Leonella hat uns auf die Ehrentribüne eingeladen,
die der Würdenträger. Du wirst dir doch dieses Schauspiel nicht entgehen
lassen«, fügte sie hinzu und sah ihre Freundin erwartungsvoll an.
    [363]  »Gewiss
komme ich mit!«, antwortete Betta und warf ihrem Mann einen herausfordernden
Blick zu. »Vielleicht will Lorenzo uns ja sogar begleiten.«
    Er nickte
mit einem Lächeln. Es war nicht der richtige Moment, ihr zu widersprechen, er
würde versuchen, sie zu überzeugen, nach Turin zurückzukehren, wenn sie auf
ihrem Zimmer wären, auch wenn Betta nicht gerade so aussah, als ob sie
nachgeben wollte.

[364]  56
    Um
halb drei Uhr am Morgen erhielt Trapani den Anruf, den er erwartete. Der
Senator war in Portopalo di Capo Passero, zwei Stunden von Taormina entfernt,
ausfindig gemacht worden. Was seiner Frau am Abend zuvor geschehen war, konnte
nur mit ihm zu tun haben.
    Nachdem er
aufgelegt hatte, schaute er Betta an, die neben ihm tief schlief. Bald wäre
alles zu Ende, und er würde eine überzeugende Entschuldigung für sein Verhalten
in den letzten Wochen finden. Sie würde verständnisvoll sein, wie immer, auch
wenn sie am Abend zum ersten Mal Widerstand gegen seine Pläne geleistet hatte.
    Bettas
Reaktion war neu und alarmierend, doch Trapani hatte keine Zeit, sich darüber
Gedanken zu machen. Als sie eingeschlafen war, hatte er sich aus dem Zimmer
gestohlen und mit einem Telefonat die Dinge so geregelt, dass Betta in ein paar
Stunden einen Anruf ihrer Mutter bekommen würde: Sie würde Betta bitten, sofort
nach Turin zurückzukehren, weil es ihr schlechtgehe.
    Später
müsste Trapani sich nicht einmal eine Entschuldigung für diese Lüge ausdenken,
denn seine Schwiegermutter würde ihn decken. Seit er ihren Mann vor dem
Bankrott bewahrt hatte, hätte Adriana Bramante alles getan, um ihm gefällig zu
sein. Und dazu hatte sie auch jeden Grund, denn sein [365]  Geld hatte es ihr und
ihrem Mann ermöglicht, den Lebensstandard zu halten, der ihrer
gesellschaftlichen Stellung entsprach.
    Ohne Lärm
zu machen, zog er sich an und verließ das Zimmer. Mit dem Aufzug fuhr er
hinunter in die Tiefgarage, wo seine Männer schon auf ihn warteten. Aus dem
Auto rief er die Agenten des Dienstes an.
    »Der
Senator versteckt sich in Portopalo di Capo Passero.«
    »Ist Ihnen
die Gegend vertraut?«, fragte Ogden.
    »Ich kenne
sie wie meine Westentasche. Ich schicke Ihnen eine Mail mit einer
Wegbeschreibung, wie Sie zu unserem Treffpunkt kommen. Haben Sie vor, die
Behörden zu informieren?«
    »Nein,
jedenfalls nicht offiziell. Und denken Sie daran: Um den Senator kümmern wir
uns. Das war die Bedingung dafür, dass Sie mit uns zusammenarbeiten dürfen.«
    »Und daran
werde ich mich halten. Über wie viele Männer verfügen Sie?«
    »Wir sind
zu viert plus fünfzehn Männer der Spezialeinheit.«
    »Das ist
mehr als ausreichend. Der Senator und seine rechte Hand sind allein. Letzterer
gehört zur Familie Guerrazzi und hat ein kleines U-Boot besorgt. Die beiden
haben vor, heute Morgen um sechs Uhr an Bord zu gehen und damit nach Malta zu
fahren. Man hat mir den genauen Ort mitgeteilt, wo das U-Boot auf sie wartet.
Wir haben genügend Zeit, dort hinzukommen, bevor sie losfahren. Von Catania bis
Portopalo brauchen Sie etwa eine Stunde, ich von Taormina etwas länger. Ich
habe drei Männer bei mir, wir fahren einen schwarzen Mercedes und einen Alfa
grau [366]  metallic. Ich schicke Ihnen jetzt die Streckenbeschreibung. Es ist drei
Uhr, ich werde um fünf am Treffpunkt sein.«
    »In
Ordnung. Wir bleiben in Kontakt.«
    Ogden
klappte das Handy zu und wandte sich an Stuart, der das Gespräch verfolgt
hatte.
    »Alimantes
Männer sind vor kurzem auf dem Flughafen Catania gelandet«, sagte er, öffnete
das Notebook und lud das Dokument herunter, das

Weitere Kostenlose Bücher