Die rote Agenda
Trapani geschickt hatte. »Ich
leite die Karte an den Kommandanten der Spezialeinheit weiter.«
Wenige
Sekunden später war aus dem Computer die Stim-me eines Mannes zu hören: »Hier
Comandante Giani, zu Ihren Diensten.«
»Comandante,
mein Name ist Ogden. Ich habe Ihnen die Karte mit der Route zum Treffpunkt
geschickt. Voraussichtliche Fahrtzeit: eine Stunde. Wir brechen in diesem
Moment auf, wir bleiben in Verbindung.«
Stuart trat
an den Computer. »Fünfzehn Männer sind übertrieben, um den Senator und seinen
Mafioso gefangen zu nehmen. Fürchtet Alimante, die beiden könnten uns vor der
Nase entwischen?«
Ogden
zuckte mit den Schultern. »Diese Geschichte hat ihn ungewöhnlich betroffen
gemacht, wahrscheinlich wegen Lowelly Greys Vater. Er will uns keinen
überflüssigen Risiken aussetzen. Wörtlich hat er sogar gesagt: ›Ich will nicht,
dass diese Bauern euch mit einem Jagdgewehr ein Loch in den Kopf schießen.‹«
Stuart
lachte. »Er ist ängstlich wie ein menschliches Wesen, wer hätte das gedacht?
Umso besser. Ich komme mit nach Capo Passero, ich will die Festnahme des
Senators nicht [367] versäumen. Die DVD kann auch
ein anderer in Turin holen. Jetzt informieren wir Alimante, dass der Senator in
wenigen Stunden vollkommen zu seiner Verfügung steht. Er wird es nicht
schaffen, bei seiner Ergreifung dabei zu sein, doch ich bin sicher, dass er so
schnell wie möglich zu uns nach Sizilien kommt.«
»Dann ruf
ihn aus dem Auto an, wir müssen uns beeilen«, sagte Ogden. »Franz und Bruno
warten auf uns. Caspar folgt uns in einem anderen Wagen.«
»Was machen
wir mit Salvatore Partanna?«, fragte Stuart. »Wir hatten ihm versprochen, dass
er bei der Festnahme dabei sein würde.«
»In
Ordnung, auch wenn er uns nichts genutzt hat, weil Trapani schneller gewesen
ist, nehmen wir ihn trotzdem mit. Im Grunde schulden wir es dem alten Branca.«
[368] 57
Betta
fuhr aus dem Schlaf hoch, sie hatte einen Alptraum gehabt. Im Traum war sie mit
ihrem Mann in einem heruntergekommenen Haus, das er kaufen wollte, während sie
ihn zu überzeugen suchte, es nicht zu tun. Doch Lorenzo zog sie weiter durch
diese staubigen Zimmer, vollgestopft mit alten Gegenständen wie ein Dachboden.
Betta
wandte sich um und sah, dass das Bett neben ihr leer war. Die Uhr auf dem
Nachttisch zeigte zehn vor sechs. Sie rief nach ihrem Mann, bekam aber keine
Antwort, also ging sie in den Salon, dann ins Bad, doch er war nicht da.
Ihre erste
Reaktion war Wut. Lorenzo verhielt sich unmöglich, nicht einmal eine Nachricht
hatte er ihr hinterlassen.
Dann, wie
immer, versuchte sie ihn zu entschuldigen und dachte, dass er ihr vielleicht
nichts gesagt hatte, um sie nicht zu beunruhigen. In diesem Fall musste etwas
Schwerwiegendes vorgefallen sein.
Ein Gefühl
der Unruhe erfasste sie, verstört sah sie sich um und bemerkte, dass seine Reisetasche
offen war, genau so, wie er sie am Abend hatte stehen lassen, als sie die
unangenehme Diskussion über ihre Rückkehr nach Turin gehabt hatten. Doch sein
Aktenkoffer, in dem er die wichtigsten Unterlagen und das Notebook verwahrte,
war nicht mehr auf dem Schreibtisch. Sie versuchte ihn am Handy [369] anzurufen,
und als die Mailbox sich einschaltete, warf sie das Telefon verärgert aufs
Bett. Was hatte das Medium noch mal gesagt? Und wenn die Frau nun recht hatte?
Vielleicht führte ihr Mann ein Doppelleben, aus dem sie ausgeschlossen war?
Betta
zuckte zusammen, als ihr Handy läutete, und warf sich quer aufs Bett, um es zu
erreichen, weil sie hoffte, dass es Lorenzo war.
»Hallo,
Liebes, entschuldige, dass ich dich um diese Zeit störe…«
Enttäuscht
hörte Betta die schwache Stimme ihrer Mutter. »Was ist los, Mama? Du hörst dich
furchtbar an!«
»Schatz,
mir geht es sehr schlecht, ich fürchte, ich habe eine Nierenkolik, ich habe
schreckliche Schmerzen. Dein Vater ist bei einem Golfturnier, und ich bin ganz
allein zu Hause. Könntest du nicht kommen?«
»Mama, ich
bin in Taormina, tausend Kilometer weit weg.«
»O mein
Gott, das wusste ich nicht. Dann vergiss es, Liebes, ich werde schon allein
zurechtkommen. Ich rufe jetzt einen Krankenwagen und lasse mich ins Krankenhaus
bringen.«
»Ruf lieber
Dottor Biondi an. Er kommt sicher sofort und gibt dir etwas gegen die
Schmerzen. Dann soll er entscheiden, was zu tun ist.«
»Er ist
nicht in Turin, und ich habe kein Vertrauen zu seiner Vertretung.«
Der
Opferton, dem weder Betta noch ihr Vater je widerstehen konnten, begann auf
ihre
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