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Die rote Agenda

Die rote Agenda

Titel: Die rote Agenda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liaty Pisani
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gemäß, geschwiegen. Er wusste, dass der elegante und
gebildete Industrielle zu jener elitären kleinen Gruppe gehörte, von der die
Welt regiert wurde, und Präsidenten, Politiker, Bankiers und den ganzen
europäischen Adel zu seinen Freunden zählte. Sogar Bastiani hatte sich bei
dieser Gelegenheit außergewöhnlich ehrerbietig verhalten. Am Ende, als sie
schon bei der Verabschiedung waren, hatte Salvatore den Brief hervorgeholt.
Erstaunt hatte Alimante ihn gemustert, dann genickt und den Umschlag in die
Jackentasche gesteckt.
    Als Branca
kurze Zeit darauf erfahren hatte, dass Alimante ihn empfangen würde, war er
zufrieden gewesen, wenn auch nicht besonders überrascht. Von jenem Tag an hatte
sich sein Gesundheitszustand rapide gebessert, zu Salvatores Erstaunen und dem
der Ärzte. Jetzt waren Branca und Partanna auf dem Weg zum Flughafen, von wo
aus sie in einem eigens gecharterten Flugzeug nach Turin reisen würden.
    Der
Mercedes schlängelte sich geschickt durch den römischen Verkehr und erreichte
schließlich Fiumicino. Nach kurzer Zeit waren die beiden Männer an Bord des
kleinen Jets, [92]  der Richtung Turin startete, wo sie am nächsten Vormittag
Alimante treffen würden.
    Kurz nach
dem Start sah Salvatore seinen Chef an, unsicher, ob er ihm die Frage stellen
sollte, die ihn quälte. Schließlich fasste er sich ein Herz.
    »Attilio,
kann ich dich etwas fragen?«
    »Was du
willst.«
    Salvatore
räusperte sich und überwand seine Verlegenheit. »Was hast du in dem Brief
geschrieben, den ich Alimante übergeben habe?«
    Branca
setzte ein amüsiert schlaues Lächeln auf und zuckte mit den Schultern.
»Eigentlich fast nichts, ich habe nur seine Neugierde angestachelt. Diese
Adligen sind empfänglich fürs Melodrama, auch einer, der so eiskalt ist wie er.
Ich habe ihm zu verstehen gegeben, dass ich ein Geheimnis hüte, das nicht
einmal er kennt – und so ist es nun einmal: Niemand ist glaubwürdiger als ein
Todgeweihter. Deshalb hat er akzeptiert, mich zu treffen.«
    »Doch wir
haben weder die Agenda noch die DVD !«, wandte
Partanna ein.
    »Was die DVD angeht, hast du recht«, gab Branca zu. »Doch wir
haben eine Fotokopie der Agenda. Und wenn Alimante sieht, um was es sich
handelt, bin ich sicher, dass er alles daransetzen wird, das Original
wiederzufinden. Von der DVD brauchen wir ihm
nichts zu sagen, ich möchte vor ihm nicht als Trottel dastehen, denn dafür
würde er mich halten, sollte er erfahren, dass ich davon nie eine Kopie habe
machen lassen. Glaub mir, Salvatore, wenn irgendjemand meinen Plan erfolgreich
ausführen kann, dann er. Und ich möchte nicht in der Haut dieser Bastarde
stecken, die uns hereingelegt haben.«

[93]  14
    Zurück
im Principi di Piemonte, begaben sich Ogden und Astoni in Verenas Zimmer. Sie
erklärte dem Professor, dass Ogden an der Spitze des Dienstes stehe, einer
mächtigen Organisation, die über beinahe unbegrenzte Mittel verfüge sowie über
Agenten, die zu den besten der Welt zählten und die ihn schützen würden.
    Nunmehr
davon überzeugt, keine andere Wahl zu haben, erzählte Astoni, wie er die Agenda
des Richters erhalten hatte und wo sie versteckt war. Er übergab Ogden die
Schlüssel der Wohnung gegenüber, verschwieg jedoch die Existenz der DVD . Diese Entscheidung hatte er auf der Fahrt von
seiner Wohnung zum Hotel getroffen. Er hatte sich gesagt, dass der Umstand,
dass Verena – mochte er ihr auch blind vertrauen – diesen Mann liebte, keine
ausreichende Garantie sei und aus ihm auch keinen sicheren Verbündeten machen
könne.
    Auch die DVD war ein eindeutiger Beweis und stand als solcher
den Notizen in der Agenda in nichts nach. Daher hatte er auch kein Wort von dem
Brief Lowelly Greys gesagt, in dem der Freund die DVD erwähnte. Niemand außer ihm wusste von ihrer Existenz, abgesehen von dem Mörder
Lowelly Greys. Jedenfalls glaubte er das.
    Während
Verena ihm einen Kamillentee zubereitete, dachte [94]  der Professor an den Film
auf der DVD zurück. Beinahe sofort hatte er den
Mann erkannt, der von der Terrasse aus jede Sekunde der Exekution des Richters
verfolgt hatte. Es war ein Finanzier, der in den neunziger Jahren die
politische Bühne betreten hatte und zu einem der Protagonisten der Zweiten
Republik wurde. Ein noch immer mächtiger Mann, auch wenn man fast nichts mehr
von ihm hörte.
    Ogdens
Stimme holte ihn aus seinen Gedanken.
    »Es war
eine ausgezeichnete Idee, die Agenda in der Wohnung gegenüber zu verstecken,
mein Kompliment. Und nun, Herr

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