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Die rote Agenda

Die rote Agenda

Titel: Die rote Agenda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liaty Pisani
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hinterlassen
hatten. Und dies bedeutete, dass er den Umschlag woanders versteckt hatte.
    Astoni
wusste inzwischen nicht mehr, was er denken sollte. Er war vollkommen
verängstigt, und das alles begann ihm körperlich und seelisch zuzusetzen. Er
schüttelte den Kopf, verzweifelt und verwirrt zugleich.
    »Wer sind
Sie denn?«, fragte er Ogden schließlich. »Wer hat Sie eben angerufen? Und
Verena? Ich will Verena sprechen!«, rief er mit immer brüchigerer Stimme aus.
Ogden fürchtete, der Stress könnte ihm einen bösen Streich spielen. Der
Professor schien einem Zusammenbruch nahe. Also lächelte er verständnisvoll und
versuchte beruhigend auf ihn einzureden.
    »Hören Sie,
Herr Professor, wir fahren jetzt zurück ins Hotel, und Verena wird Ihnen
erklären, wer ich bin und warum ich Ihnen helfen kann. Ihr glauben Sie doch?«
    Obgleich
Ogden Astoni freundlich anschaute, ließ sein Ton keinen Widerspruch zu. Astoni
nickte.
    »Sehr gut«,
sagte Ogden erleichtert. »Dann lassen Sie uns gehen.«

[89]  13
    Seit
einigen Tagen fühlte sich Attilio Branca viel besser, und die Ärzte konnten ihr
Erstaunen über diese unerwartete Erholung nicht verbergen. Doch obwohl der
betagte Unternehmer aufgrund seiner robusten Kondition unglaublich gut auf die
Medikamente der neuen Generation angesprochen hatte, würden auch diese sein
Leben nicht wesentlich verlängern können. Allerdings war die Besserung so
deutlich, dass der Chefarzt der Onkologie beschloss, den eindringlichen Bitten
des Patienten nachzukommen, und ihm erlaubte, für ein paar Tage nach Hause zu
gehen, wenn er sich streng an die Therapie hielt.
    »Darum wird
sich Salvatore kümmern«, sagte Branca zu dem Arzt, der lächelnd am Fuß seines
Bettes stand.
    Partanna
nickte und versicherte dem Chefarzt, dass Branca genauso gut betreut würde wie
in der Klinik. Als der Arzt gegangen war, organisierte Salvatore die Heimfahrt,
und schon kurz darauf stiegen Branca und er in den Mercedes, der vor der Klinik
auf sie wartete.
    »Willkommen,
Signore«, sagte der Chauffeur und hielt ihm die Wagentür auf.
    »Danke,
Carlo. Es freut mich, dich wiederzusehen.«
    Partanna
setzte sich neben Branca, und das Auto fuhr los. Salvatore war glücklich; den
Mann, den er auf der Welt [90]  am meisten liebte, in einem so guten Zustand zu
sehen, erfüllte ihn mit Freude. Er konnte immer noch nicht an diese plötzliche
Besserung glauben, die erst wenige Tage zuvor eingesetzt hatte, zu ebenjenem
Zeitpunkt, als er ihm vom Scheitern der Mission in London berichten musste. Und
doch schien es, als hätten die schlechten Nachrichten Branca nicht etwa
geschwächt, sondern ihm neue Energie geschenkt und seinen Kampfgeist, der ihn
zu Beginn der Krankheit für immer verlassen zu haben schien, wieder geweckt.
Ganz besonders erstaunt hatte ihn Brancas Reaktion auf einen Anruf: Der Chef
war regelrecht elektrisiert. Doch Branca hatte ihm nicht gesagt, mit wem er
gesprochen hatte, und Salvatore hatte sich nicht erlaubt, Fragen zu stellen.
    Partanna
hatte jedoch auch seine Bedenken. Es war in letzter Zeit zu viel
schiefgelaufen, und er fürchtete, dass Attilio Brancas Vorhaben zu gefährlich
war, besonders für einen kranken Mann.
    Ein paar
Tage zuvor hatte Branca ihn im Gefolge des Rechtsanwalts Bastiani, eines der
renommiertesten Juristen Italiens, nach Turin geschickt. Die Anwaltskanzlei
Bastiani war eine von vielen, die sich um die Angelegenheiten des Unternehmers
kümmerten, wenn auch nur um solche, die der Alte als »ruhige Operationen«
bezeichnete. In diesem Fall sollte Rechtsanwalt Bastiani dem großen Giorgio
Alimante, einem der mächtigsten Männer Europas, eine Nachricht überbringen.
    »Bastiani
kennt Alimante persönlich, ich will, dass er ihn bittet, mich zu empfangen«,
hatte er Salvatore erklärt. »Du begleitest ihn, um sicherzustellen, dass er
genau das tut, was ich ihm befohlen habe. Ich traue diesen vornehmen [91]  Rechtsverdrehern
nicht. Außerdem sollst du Alimante einen Brief von mir übergeben, von dem
Bastiani nichts weiß.«
    Salvatore
lächelte bei der Erinnerung an diese Worte. Es erfüllte ihn mit Stolz, wenn er
daran dachte, wie viel Vertrauen Branca trotz der Schlappe in London weiterhin
in ihn setzte.
    In Turin
war alles gutgegangen, auch wenn Partanna, der aus einfachsten Verhältnissen
kam, sich in Anwesenheit von Alimante unwohl gefühlt hatte – wie ein Fürst in
seinem Schloss war er ihm vorgekommen. Während des gesamten Gesprächs hatte er,
den Anweisungen Brancas

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