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Die rote Agenda

Die rote Agenda

Titel: Die rote Agenda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liaty Pisani
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mit
zunehmendem Alter, die Möglichkeit, dass es so etwas gibt, doch eher gelten
lasse. Wir sollten uns aber fragen, wie all dies geschehen ist. Warum hat
Richard Lowelly Grey die Agenda aus den Papieren von Arthur Conan Doyle
herausgenommen und an mich geschickt, und damit etwas getan, das überhaupt
nicht zu seinem Charakter passte? Ich verstehe immer noch nicht, war-um er
nicht einfach zur Polizei gegangen ist; dann wäre die Angelegenheit erledigt
gewesen. Stattdessen hat sein Verhalten all die Ereignisse ausgelöst, die uns
hierhergeführt haben. Und nicht nur das. Ogden hätte auch den nächsten Tag
abwarten können, um dich zu treffen. Wenn er nicht in den Palavela gekommen
wäre, dann wärst du jetzt vielleicht nicht hier, und ich wäre mit Sicherheit
Richard ins Jenseits gefolgt.«
    Was Paolo
sagte, mochte wahr sein, dachte Verena, auch wenn diese Überlegungen ihre
Situation um keinen Deut veränderten und keinerlei Ausweg aufzeigten.
    Besonders
pessimistisch aber war sie, weil sie wusste, dass die Entführer im Sold der
Mafia standen. Wer erst einmal in der Hand dieser Leute war, der nahm normalerweise
ein schlimmes Ende.
    Während sie
nach ein paar beruhigenden Worten für Paolo suchte, öffnete sich die Zimmertür,
und der Mann mit der [172]  weißen Strähne kam herein. Er trat näher und hielt ihr
ein Handy hin. Verena nahm es, begierig darauf, mit Ogden zu sprechen.
    »Wie geht
es Ihnen, Frau Mathis?«, fragte er, besorgt, aber förmlich.
    Verena, die
schon verstanden hatte, warum er sie, wie bereits beim vorigen Telefongespräch,
siezte, antwortete ihm entsprechend.
    »Sie haben
mich in diese Schwierigkeiten gebracht, jetzt müssen Sie mich auch daraus
befreien!«, fuhr sie ihn wütend an. »Ich weiß nicht einmal, warum ich mit Paolo
Astoni entführt worden bin. Meine Anwälte werden Sie in Stücke reißen, darauf
können Sie sich verlassen, Sie Idiot!«
    Der Mann
lachte und nahm ihr das Handy weg. »Die Signora hat nicht viel Sympathie für
Sie«, sagte er zu Ogden, während er sich entfernte. Mehr konnte Verena nicht
hören, denn er ging hinaus und schloss die Tür hinter sich.
    Der Mann
erklärte Ogden den Plan für die Übergabe der Agenda am nächsten Tag, dann legte
er auf.
    Stuart, der
die ganze Unterhaltung mit angehört hatte, nahm den Kopfhörer ab. »In Kürze
wird John den Mikrochip geortet haben, dann haben wir sie. Vielleicht haben sie
ja wirklich die Absicht, die Geiseln im Tausch gegen die Agenda freizulassen.«
    »Bestimmt
nicht«, widersprach ihm Ogden brüsk. »Die Verhandlung ist nur eine Falle. Sie
wollen uns zusammen mit Verena und Paolo ausschalten, um alle aus dem Weg zu
räumen, die den Inhalt der Agenda kennen. Wir müssen heute Nacht handeln.
Gelobt sei dein Mikrochip.«

[173]  24
    »Hat
nicht Byron einmal von Sizilien als ›dieser afrikanischen Insel‹ gesprochen?«,
sagte Alimante mehr zu sich selbst als zu Branca.
    Sie
befanden sich in der Suite des Hotels in Turin, wo der Sizilianer sich mit ihm
für den Abend verabredet hatte.
    Der Alte
lächelte geduldig. »Ihr habt recht, Don Giorgio, wir Sizilianer sind vielleicht
verrückt, nur so kann man einige unserer barbarischen Gebräuche erklären. Doch
es ist eine Verrücktheit, die nunmehr meine Insel mit dem Rest der Welt
vereint. Gewiss, einst waren wir fast exotisch, doch das ist Vergangenheit,
faktisch verhält sich heute alle Welt wie früher nur die Mafia. Auch Eure
hochgestellten Freunde jagen nur dem Besitz nach, der roba, wie Pirandello dazu sagte, und der Profit ist die einzige Religion, die mit
aufrichtigem Glauben praktiziert wird. Da verwundert es nicht, wenn in ihrem
Namen furchtbare Frevel begangen werden. Die Mächtigen der Welt unterscheiden
sich nicht mehr von den Corleonesen, sie missachten jedes moralische Gebot – oder wie wir sagen würden: die Ehre. Auf gewisse Weise haben wir euch
kolonialisiert.«
    Bei
Alimante regte sich etwas wie Missmut. Dieser Mafioso erlaubte sich, ihn mit
seinesgleichen auf eine Stufe zu stellen. Doch er unterdrückte seine Wut.
    [174]  »Ihr
holt zu weit aus, Don Attilio, auch wenn Ihr recht haben könntet. Lassen wir
das doch, diese Art von Überlegungen führt uns von der Sache weg. Ich suche
Euch auf, weil ich nach unserer letzten Unterhaltung sicher bin, dass Ihr mir
bei einer sehr delikaten Angelegenheit helfen könnt.«
    »Sagt nur,
worum es geht, Don Giorgio, es ist mir eine Ehre, Euch nützlich zu sein.«
    Die
geschwollene Art des Sizilianers ging Alimante

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