Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die rote Agenda

Die rote Agenda

Titel: Die rote Agenda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liaty Pisani
Vom Netzwerk:
erreichte der Mercedes Brancas Hotel.
    Es passte
zum Stil des Alten, dass er in einem klassischen Hotel wie dem Turin Palace
logierte, das schon im 19. Jahrhundert das Beste der Stadt gewesen war. Trapani
fragte an der Rezeption nach Branca, und man bat ihn zu warten. Kurz darauf
holte ihn Salvatore Partanna in der Halle ab.
    »Guten
Abend, Dottor Branca erwartet Sie. Bitte folgen Sie mir.«
    Im Aufzug
sah sich Trapani Salvatore aus den Augenwinkeln an. Mehr oder weniger
gleichaltrig, zeigte Partanna alle Merkmale des picciotto, wenn auch verfeinert. Er trug einen hervorragend geschnittenen
anthrazitfarbenen Zweireiher, den sicherlich ein renommierter Schneider
angefertigt hatte, dazu ein blaues Hemd und eine schlichte Krawatte. Seine
schwarzen Schuhe waren von Church, das obligatorische Schuhwerk für Manager der
Spitzenklasse. Und doch, trotz dieser Eleganz schien er dem Set der Sopranos entsprungen.
    Als
Partanna auf die Taste der Etage drückte, bemerkte Trapani, dass er am kleinen
Finger einen Brillantring trug, und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
Dies war das untrügliche Kennzeichen des arrivierten Mafioso, auf das nur die
jüngeren inzwischen verzichteten.
    Oben
angekommen, betraten sie nach dem Vorzimmer einen großen Salon, eingerichtet
mit echten Möbeln aus dem 19. Jahrhundert. Der Raum war mit einem dichten
blauen Wollteppichboden ausgelegt, der die Farbe der Diwane und Vorhänge
wiederaufnahm. Diese Suite, die einzige des Hotels, war berühmt und begehrt,
besonders bei Prominenten, [182]  die sich verpflichtet fühlten, wenigstens einmal
dort übernachtet zu haben. Auch die mit Trapani befreundete Schauspielerin
setzte alles daran, sie zu bekommen, wenn sie sich in Turin trafen. Diesmal
hatte sie offensichtlich den Kürzeren gezogen.
    Als er ihn
sah, machte Branca Anstalten, aus seinem Sessel aufzustehen, doch Trapani gebot
ihm mit einer Geste Einhalt.
    »Ich bitte
Euch, Don Attilio, bemüht Euch nicht!«, rief er aus, ging zu ihm hin und beugte
sich zu ihm hinunter, um ihn zu küssen.
    Der Alte
lächelte. »Lass dich anschauen«, sagte er, als Matteo sich wieder aufrichtete.
»Du siehst gut aus, sehr gut«, murmelte er liebevoll und musterte sein neues
Gesicht. »Du bist immer noch ein attraktiver junger Mann. Komm, ich will dich
einer sehr wichtigen Persönlichkeit vorstellen.«
    Matteo war
die Anwesenheit des distinguierten Herrn mit dem schlohweißen Haar, der in
einem Sessel saß, nicht entgangen.
    »Lieber
Lorenzo«, sagte Branca mit einem leichten Augenzwinkern. »Du hast Giorgio
Alimante sicher erkannt. Don Giorgio, das ist Lorenzo Malacrida, von dem ich
Euch erzählt habe.«
    Die beiden
gaben sich die Hand, und Matteo setzte sich auf den Diwan, wobei ihm auffiel,
dass Salvatore Partanna inzwischen verschwunden war.
    Trapani
hatte nicht erwartet, jemanden bei Branca vorzufinden, schon gar nicht eine
Persönlichkeit vom Rang eines Giorgio Alimante. Besorgt fragte er sich, was
dessen Anwesenheit bedeutete.
    [183]  Auch
Alimante, wiewohl er zugestimmt hatte, diesem Mann zu begegnen, fühlte sich ein
wenig unbehaglich. Er war es nicht gewohnt, sich zu einem Treffen einzufinden,
ohne vorher ein erschöpfendes Dossier über die Teilnehmer konsultiert zu haben.
Er wusste viel zu wenig über diesen Lorenzo Malacrida.
    Trapani war
gleich klar, dass die Anwesenheit Alimantes in Verbindung mit der Agenda des
Richters stand. Doch was konnte der große Mann mit derart offensichtlichen
Mafia-Angelegenheiten zu tun haben?
    Dann
begriff er: Don Attilio wollte mit einem Meisterstück zum letzten Mal der
Puppenspieler sein, der die Fäden in der Hand hält. Er empfand ehrliche
Bewunderung für den Alten, und er dachte, dass man es nicht als unehrenhaft
betrachten konnte, mit einem der mächtigsten Männer des Planeten von Gleich zu
Gleich zu verkehren. Also entspannte er sich und wartete Brancas Vorgehen ab.
Er wusste, er konnte ihm vertrauen, denn obwohl er seine wahre Identität
kannte, hatte Branca ihn nie verraten, und es gab keinen Grund dafür, dass er
es jetzt, wo er bald sterben würde, tun sollte.
    »Mein
lieber Lorenzo, wie geht es deiner Frau?« Branca wandte sich Alimante zu.
»Lorenzo hat eine Frau aus bester Familie geheiratet, die reizende Elisabetta
Bramante. Ich hätte sie gern gesehen, doch Arbeitsgespräche sind so langweilig
für Frauen. Vielleicht ein andermal…«
    Alimante
wurde langsam nervös. Er brannte darauf, sich mit Ogden und Stuart über das
weitere Vorgehen zu beraten,

Weitere Kostenlose Bücher