Die rote Agenda
unschätzbares Gut.«
Partanna reichte
den Herren die Drinks, Alimante bedachte ihn mit einem kühlen Lächeln, das ihn
schaudern machte.
»Ihr könnt
beruhigt sein, Don Attilio. Alle werden bekommen, was sie verdienen, zuvorderst
der Senator. Ganz gewiss«, versicherte er ihm.
Branca
nickte zufrieden. »Daran hatte ich keinen Zweifel. Doch vielleicht ist da noch
etwas, was ich für Euch tun kann. Ich möchte Euch, wenn es Euch gelegen ist,
einen Mann vorstellen, der Eure Absichten hinsichtlich des Senators und seines
Gesindels teilt und Euch von außergewöhnlichem Nutzen sein könnte, von viel
größerem Nutzen als der alte Attilio Branca.«
»Und wer
wäre das?«
»Lorenzo
Malacrida. Der Name ist Euch sicher nicht unbekannt. Er ist ein wichtiger
Unternehmer.«
Alimante
nickte. »Ja, ich muss ihn in irgendeinem Salon kennengelernt haben. Ich weiß,
dass er die Burma-Stahlwerke gekauft hat und über ein Vermögen recht dunkler
Herkunft verfügt.«
Branca
nickte. »So ist es.«
»Und wie
könnte mir unter solchen Umständen ein Unternehmer nützlich sein?«
Branca
lächelte sibyllinisch. »Glaubt mir, er könnte Euch [178] sehr nützlich sein. Erlaubt, dass ich Euch von ihm erzähle und Euch einige
notwendige Informationen gebe, dann könnt Ihr entscheiden, ob ich recht habe
oder nicht. Ich kannte ihn schon, als er noch ein Junge war, und ich kann Euch
sagen, doch dies bleibt unter uns, dass die Kreise, die Euch interessieren, für
ihn keine Geheimnisse bergen…«
[179] 25
Matteo
Trapani gab seiner Frau einen Kuss auf die Wange. »Es war ein wunderbares Fest.
Danke!«
Betta
lächelte zufrieden. »Ich bin froh, dass alles gutgegangen ist. Hast du dich
amüsiert?«
»Sehr, und
morgen feiern du und ich, nur wir beide. Doch heute Abend, Schatz, bitte ich
dich, mich zu entschuldigen. Ich muss noch einmal weg und einen alten Freund
treffen, den ich seit Jahren nicht gesehen habe. Er hat mich heute angerufen,
er ist hier in Turin, reist aber morgen ab. Ich hoffe, es macht dir nichts
aus.«
Natürlich
machte es ihr etwas aus, doch sie lächelte trotzdem. »Wie schade! Nach diesem
festlichen Durcheinander hatte ich gehofft, den Abend allein mit dir zu
verbringen. Doch es spielt keine Rolle, ich beuge mich der Staatsräson«, fügte
sie in einem scherzhaften Ton hinzu.
In
Wirklichkeit hatte die Mitteilung sie zutiefst verunsichert. Wollte ihr Mann
womöglich den Rest seines Geburtstags mit einer anderen Frau verbringen? Doch
wie immer gelang es ihr, ihren Gemütszustand zu verbergen.
Matteo
Trapani wusste, wie eifersüchtig seine Frau sein konnte. Deshalb hatte er kurz
nach der Hochzeit gleich klären wollen, worin für ihn das Fundament einer Ehe
bestand.
Die
Gelegenheit bot sich anlässlich einer dummen [180] Eifersuchtsszene von Betta.
Unmissverständlich sagte er damals zu ihr: »Schatz, merk dir ein für alle Mal:
Ich werde dich nie betrügen. Wenn ich es eines Tages doch tun sollte, wärst du
die Erste, die es erfährt, denn es würde bedeuten, dass ich dich nicht mehr
liebe. In diesem Fall würden wir uns scheiden lassen.«
Matteo
hatte sanft, doch mit Bestimmtheit gesprochen, wie immer, wenn es um heikle
Themen ging, und sie hatte ihm geglaubt. Doch auch diese Treueerklärung hatte
ihren Ängsten nicht abhelfen können, im Gegenteil. Sie musste zwar keinen
Betrug fürchten, doch nichts würde sie davor bewahren, verlassen zu werden.
Paradoxerweise beruhigten die Worte ihres Mannes sie nicht, sie machten sie nur
noch labiler, weil sie nun in der ständigen Angst lebte, er könnte sich in eine
andere verlieben und sie – wenn auch mit anerkennenswerter Ehrlichkeit – von
heute auf morgen verlassen.
Während ihr
Mann sich den Mantel anzog, beschloss Betta, sich jemanden zu suchen, mit dem
sie den Abend verbringen könnte, und vielleicht ins Kino zu gehen. Sie dachte
an Paola, eine Frau, die sie vor kurzem beim Yoga kennengelernt hatte und die
bei der Feier am Nachmittag nicht dabei gewesen war. Es wäre ihr zu peinlich
gewesen, sich an eine engere Freundin zu wenden, die sich bestimmt gefragt
hätte, wieso ihr Mann sie an einem Abend wie diesem allein ließ.
Matteo
verabschiedete sich von seiner Frau und verließ das Haus. Der Chauffeur hatte
den Mercedes schon vorgefahren und wartete hinter dem Steuer auf ihn. Betta
beobachtete die Abfahrt, und ihr Herz krampfte sich zusammen.
Trapani war
schnell an seinem Ziel, denn der Verkehr war [181] flüssig. Nach weniger als einer
halben Stunde
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