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Die rote Agenda

Die rote Agenda

Titel: Die rote Agenda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liaty Pisani
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er. »Die Signora reist morgen mit einer Freundin nach
Taormina. Zuerst wollten sie nach Saturnia, doch dann hat die Freundin noch
einmal angerufen und gesagt, sie hätte ihre Meinung geändert. Egal, bis heute
Abend werde ich die Nummer des Handys haben, und dann können wir sowohl die
Gespräche der Signora als auch – über Satellit – ihre Bewegungen
kontrollieren.«
    Der Senator
nickte, setzte den Kopfhörer auf und drückte die Playtaste. Als er alles
angehört hatte, gab er das Aufnahmegerät zurück und begann in Holmes’
Arbeitszimmer nachdenklich auf und ab zu gehen.
    Ihm war
eine sehr gefährliche Idee gekommen, die jedoch sein letztes Mittel sein
könnte, falls es ihm nicht gelingen sollte, sich rechtzeitig davonzumachen.
Wenn dieser Mafiakrieg künstlich ausgelöst worden war, um die aktuelle
Politikerriege und ihre Mafia-Komplizen zu vernichten, [271]  wovon er inzwischen
ausging, dann gehörte Matteo Trapani vielleicht zu dem Komplott und hatte sich
mit irgendjemandem verbündet, der alle tot oder im Gefängnis sehen wollte. In
dem Fall würde die Enthüllung, dass er über die wirkliche Identität von Lorenzo
Malacrida Bescheid wusste, nur dazu führen, dass er als Allererster eliminiert
würde. Aus dieser Lage gab es nur einen Ausweg: Er könnte mit Hilfe des
Sizilianers und der Männer, über die er verfügte, und mit Hilfe seiner
Beziehungen zu den Geheimdiensten Matteo Trapanis Frau entführen und den Paten
so zwingen, ihm zu helfen. Falls diesem Mann an der Frau, die er geheiratet
hatte, etwas lag – was keineswegs sicher war.
    »Einstweilen
hören wir die Telefone der Signora weiter ab, später sehen wir dann.«
    »In
Ordnung, Senatore. Aber sind Sie wirklich davon überzeugt, dass dieser Mann
Ihnen nützlich sein kann?«, fragte der Sizilianer noch einmal nach.
    Der Senator
nickte. »Tu, was ich dir sage. Du solltest wissen, dass ich mich selten irre.«
    »Beabsichtigen
Sie, Italien zu verlassen?«
    »Ja, so
schnell wie möglich. Da es uns nicht gelungen ist, wieder in Besitz der Agenda
zu kommen, ist das Spiel nun verloren. Doch vorher muss ich noch einmal nach
Rom und einige Dinge regeln. Und du, was machst du? Ich muss wissen, ob ich auf
dich und deine Männer zählen kann.«
    Der
Sizilianer sah ihm gerade in die Augen. »Wenn tatsächlich ein Mafiakrieg im
Gange ist, werde auch ich abhauen, und zwar so schnell wie möglich. In den
nächsten Tagen werden wir schon erfahren, was wirklich los ist.«
    [272]  »Sind
deine Kontakte nach Sizilien vertrauenswürdig?«, fragte der Senator, obwohl er
die Antwort schon kannte.
    »Hundert
Prozent. Trotz allem bin ich einer von ihnen, auch wenn ich als junger Mann zum
Fürsten gehörte. Wenn ich noch am Leben bin, dann nur, weil ich seit Jahren für
Sie arbeite. Dadurch habe ich totale Straffreiheit, zumindest bis jetzt. Wenn
Sie verschwinden, bin ich gezwungen, das Gleiche zu tun.«
    Der Senator
lächelte. »In diesem Fall rate ich dir, die Koffer zu packen. Du kannst auch
auf einem anderen Kontinent für mich arbeiten. Was hältst du davon?«
    »Etwas
Besseres kann ich mir nicht wünschen.«
    »Gut, dann
sehen wir zu, dass wir heil davonkommen. Auf wie viele Männer können wir
zählen?«
    »Drei
engste Vertraute, die mir auch in die Hölle folgen würden. Und dann natürlich
Söldner. Ich kann jederzeit die besten, die aufzutreiben sind, mobilisieren.
Man muss sie nur bezahlen. Wie die drei Slawen.«
    »Ich
wünsche mir welche, die ein bisschen intelligenter sind.«
    »Söldner
sind Söldner, man darf nicht zu viel verlangen.«
    Der Senator
näherte sich einigen an den Wänden hängenden Plakaten und betrachtete sie
aufmerksam. Eins war von dem Film Der Hund von Baskerville und zeigte Basil Rathbone und Nigel Bruce, die zu den berühmtesten Darstellern
von Sherlock Holmes und Doktor Watson gehörten. Daneben, auf einem großen
farbigen Plakat aus den achtziger Jahren, war Jeremy Brett vor dem Hintergrund
der Reichenbachfälle zu sehen.
    Der Senator
zeigte dem Sizilianer das Plakat. »Meiner [273]  Meinung nach war Jeremy Brett der
beste Sherlock-Holmes-Darsteller aller Zeiten. Ein phänomenaler Schauspieler,
leider zu früh gestorben«, schloss er und schüttelte den Kopf.
    Der
Sizilianer sah ihn fasziniert an: Obwohl er seit zwanzig Jahren im Dienst des
Senators stand, staunte er immer wieder über dessen Fähigkeit, sich gedanklich
loslösen zu können. Sein Leben war in Gefahr, und doch gelang es ihm,
vollkommen abzuschalten und eines

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