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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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schmeckt
göttlich. Sie schließt genüsslich die Augen. Als sie diese wieder aufschlägt,
wird sie von Bess lächelnd betrachtet. Plötzlich jedoch setzt diese eine ernste
Miene auf. „Es ist wahrlich eine Schande, solch ein junges Bürschchen in den
Kerker zu werfen. Was fürchten sie bloß von dir?“
    Joan zuckt die Schultern. „Dass
ich meinen Herrn befreie und wir uns aus dem Staub machen?“
    Bess runzelt die Stirn. „Du
würdest das für deinen Herrn tun?“
    Joan ist verwundert. „Oh ja!“
    Mit wiegendem Kopf drückt Bess
einem Pagen das letzte Tablett in die Hände. „Maria, leg’ einen Zahn zu“, weist
sie eine junge Magd am Herd an, welche daraufhin eiligst den Topf, der am aus
dem Kamin herabhängenden sägeförmigen Kesselhaken aufgehängt ist, um ein paar
Zähne tiefer hängt, um den Kochvorgang zu beschleunigen. „Dann muss dein Herr
wohl gut zu dir sein“, nimmt Bess das Gespräch wieder auf.
    „Ich würde keinen anderen haben
wollen.“ Joan hat die Pastete verdrückt und leckt sich jeden Finger. Bess
reicht ihr einen Bratapfel.
    „Hier, die Äpfel müssen weg.
Länger kann man sie selbst in den hiesigen Gewölbekellern nicht mehr lagern.“
    Joan lässt die heiße Frucht von
einer Hand in die andere wandern, bevor sie diese erst einmal auf dem Tisch
ablegt, damit sie etwas abkühlen kann.
    „Es gibt wohl noch anständige
Engländer“, sinnt Bess nach.
    „Er ist jedenfalls anständiger
als DEIN Herr“, wirft Joan spitz ein und scheint Bess damit einen mächtigen
Schrecken einzujagen, ihrer bestürzt dreinlickenden Miene nach zu urteilen.
    „Scht.“ Bess schaut sich
verstohlen um, was sie nicht tat, als ihr Joan die vertraulichen Nachrichten
von Tom überbrachte. Dann betrachtet sie Joan nachsichtig. „Deine Zunge musst
du aber noch zu zügeln lernen, junger Freund“, weist sie Joan warmherzig
zurecht.
    Diese zuckt gleichmütig die
Schultern und nimmt ihren Bratapfel wieder zur Hand. Er wurde an der Stelle, wo
einst die Blüte saß, mit einer Erdbeere garniert, die man in die Füllung
drückte. Sie beißt hinein, so dass ihr der warme, süße Saft übers Kinn rinnt.
Der Apfel ist mit einer Mischung aus Honig und gehackten Haselnüssen gefüllt.
Sie genießt jeden Bissen. Als sie ihr köstliches Mahl beendet hat, lehnt sie
sich mit gesättigtem Gefühl behaglich zurück und streicht sich über den vollen
Bauch.
    „Hier.“ Bess hält ihr eine
weitere Pastete hin. „Für deinen Herrn.“
    Joan reißt verwundert die Augen
auf. Sie lässt die Pastete unter ihrer Tunika verschwinden. „Danke.“
    Bess lächelt. „Sag Tom, ich
kann nicht glauben, dass ihm nur EIN Floh an diese Stelle ging. Sie war
schließlich die ganze Zeit über nie für die Biester zugänglich. Aber er kann
ruhig wiederkommen und ich werfe mal einen Blick drauf.“ Während sie sich unter
sichtbarer Mühe das Lachen verkneift, struwwelt sie Joan durch die blonden
Locken. „Jetzt verschwinde. Bis morgen.“
    Joan erhebt sich und verlässt
die Küche. Sie hegt plötzlich den Verdacht, dass Tom und Bess ihr noch nicht
zutrauen, den tieferen Sinn ihrer Worte zu erfassen.
    Zurück im Kerker richtet sie
Tom mit gespielter Unschuld Bess`Worte aus, übersieht seine belustigte Miene
und lässt sich von ihm wieder bei Malcom einschließen.
    „Du riechst nach Küche“,
begrüßt Malcom sie, küsst ihren Mund und zieht sie näher an sich heran. „Ich
war schrecklich einsam ohne dich.“
    Joan genießt kichernd seine
Liebkosungen. Sie ertastet sein Gesicht, streicht über seine vom Bart beinahe
überwucherten Grübchen auf einer Wange und in der Mitte des Kinns und sucht
seinen Mund. Mit der anderen Hand zieht sie vorsichtig die Pastete unter ihrer
Tunika hervor, um ihm diese an die Lippen zu setzen. Belustigt gewahrt sie, wie
er stutzt. „Von Bess“, lacht sie, „der mir wohlgesonnenen Küchenmagd. Hat sie
ausdrücklich für dich bestimmt“, erklärt sie ihm gönnerhaft.
    Malcom nimmt ihr aufstöhnend
die Pastete aus der Hand und beißt hinein. „Hm. Das ist ...“ Er kaut genüsslich
stöhnend und schluckt. „Sag Bess meinen Dank. ... Es ist einfach köstlich.“
    Joan seufzt. „Oh bitte keine
weiteren Botschaften.“
    „Hm?“ Er kaut wieder.
    „Ja, ich richte es aus“,
erwidert sie, während sie lächelnd seinem Schmatzen lauscht. Langsam kommt sie
hinter ihn und legt ihm die Arme um den Oberkörper. Sein Haar duftet nach
Stroh. Zärtlich beißt sie ihm in den Hals, worauf er erschaudernd die

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