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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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lass’ dich wie üblich am Nachmittag hoch.“
    Joan nickt erleichtert und legt
sich wieder neben Malcom ins Stroh, ehe sie erneut von Dunkelheit umfangen
wird.
    „Was wollte Mac Gennon von
dir?“
    „Brix reiten. Ich bin heilfroh,
dass es noch nicht heute geschehen wird.“

Fluchtgedanken
    Über drei Wochen vergehen ohne nennenswerte Vorkommnisse.
Ein Tag ähnelt dem darauffolgenden. Joan versorgt Brix und bekommt von Bess
abwechslungsreiche Leckerbissen zugesteckt. Nicht immer fällt dabei etwas für
Malcom ab, doch will Joan nichts erbetteln oder gar stehlen. Sie hat zugenommen
und ist ein Stück gewachsen, wie sie überrascht feststellte, als sie mit dem
Kopf plötzlich gegen die steinerne Einfassung des Einganges zu ihrem Verlies
schlug. Somit ist sie bereits größer, als eine Frau von durchschnittlichem
Wuchs. Sie muss das von ihrem Vater haben, der beinahe an Malcoms Körpergröße
herangekommen sein dürfte. Bess jedenfalls nimmt ihre Veränderungen sehr
wohlwollend zur Kenntnis und macht das gute Essen verantwortlich. Tom und Bess
übermitteln sich durch Joan noch immer täglich anzügliche Botschaften. Doch hat
sich Joan daran gewöhnt, ist gar insgeheim gespannt, was sie sich wieder Neues
ausgedacht haben. Rein zufällig fand sie heraus, dass beide miteinander
kinderlos verheiratet sind. Gern ist sie ihnen dabei behilflich, ihren schweren
Alltag etwas zu versüßen. Sie fühlt sich in ihrer Schuld. Nie hätte sie es für
möglich gehalten, dass ihr Schotten einmal freundlich gesonnen sein könnten,
ihr mit herzlicher Fürsorge begegnen würden. Es hat sie etwas weiser werden
lassen.
    Joan
betritt das Verlies und ihr schlägt der schon vertraute Geruch nach ihren
Ausscheidungen entgegen. Zwar säubert Tom ab und zu die Ecken, aber es ist
nicht ausreichend. Doch gewöhnt man sich schnell wieder daran, wenn man sich
länger im Raum aufhält. Gerade will sie sich neben Malcom niederlassen, da die
Tür erneut zurückgestoßen wird. Jemand im Türrahmen wirft einen Schatten auf
Malcom. Als sie sich zum Lichtschein umwendet, erstarrt sie beim Anblick Mac
Gennons unheilvoll grimmiger Miene. Dieser nimmt Tom die Fackel aus der Hand
und betritt das Verlies. Er steckt die Fackel in eine der Wandhalterungen, ohne
den durchdringenden Blick von Malcom abzuwenden. Dann lenkt er sein Augenmerk
ganz kurz auf Joan.
    „Morgen Mittag im Zwinger. Mit
dem Destrier, verstanden?!“
    Noch ehe sie etwas erwiedern
kann, hat er sie schon beiseite geschoben und baut sich nun breitbeinig vor
Malcom auf. Dieser hat sich nicht vor ihm erhoben und den starren Blick vor
sich ins Stroh gerichtet. Mac Gennon spricht zu ihm in der eigenartigen
Mundart.
    Malcom blickt auf. Ihn empfängt
ein gnadenloser Fausthieb ins Gesicht, der Joan an seiner statt zusammenzucken
lässt. Daraufhin erhebt er sich schwerfällig. Seine Nase beginnt zu bluten, als
er Mac Gennon gegenübersteht und verächtlich auf ihn herabsieht. Dieser zischt
ihm etwas zu. Malcom antwortet in der gleichen Mundart, bevor ihn unvermutet
ein furchtbarer Hieb in die Magengegend trifft, unter dem er sich vor Schmerzen
keuchend krümmt. Joan wendet das Gesicht ab und setzt sich mit angezogenen
Beinen ins Stroh, während Mac Gennon weitere Hiebe landet. Sie legt die Stirn
auf ihre fest umklammerten Knie und empfindet beim dumpfen Schlagen der Fäuste
auf Malcoms Körper ohnmächtige Wut. Er wehrt sich nicht, was sie verwünscht.
Irgendwann geht er atemringend zu Boden. Statt endlich von ihm abzulassen,
versetzt ihm Mac Gennon nun harte Tritte, nach dem unablässigen Klirren seiner
Sporen zu urteilen. Malcom stöhnt laut auf und sie vernimmt sein Röcheln. Nicht
lange, und er würgt in einem fort. Es scheint Mac Gennon zur Besinnung kommen
zu lassen. Er tritt noch ein paar mal zu, um dann endlich von ihm abzulassen.
Als sie aufblickt, wischt er sich herablassend die blutig aufgeschlagenen
Knöchel an Malcoms Tunika ab. Er richtet sich auf, verschränkt die Finger
beider Hände ineinander und drückt sie durch, dass es ekelhaft knackt.
Sichtlich zufrieden geht er an Joan vorüber nach draußen. Kurz darauf schließt
sich die Tür. Joan wird plötzlich gewahr, dass sie sich schnell vor und zurück
wiegt, und sie lässt es sogleich bleiben. Mit dem Ärmel ihrer Tunika wischt sie
sich schniefend über die tränenfeuchten Wangen. Dann kriecht sie zu Malcom
hinüber. Er atmet schnell und gepresst, liegt zusammengekrümmt auf der Seite.
Behutsam nimmt sie seinen Kopf auf ihren Schoß

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