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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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Schulter
hochzieht. Schließlich hat er die Pastete verdrückt und nimmt einen tiefen Zug
aus dem Wasserkrug, während er einen Arm nach hinten streckt und sie auf seinen
Schoß zieht. Er küsst sie und stellt den Krug wieder ab.
    „Malcom?“
    „Hm?“
    „Wenn wir uns versprochen
waren, wieso hast du Sibyll zur Frau genommen? Woher kanntest du sie?“
    Er streicht ihr seufzend durchs
Haar. „Wir haben uns am Hofe des Königs kennen gelernt. Ich war damals
Hofritter und üblicherweise immer dort, wenn ich nicht in irgendeinem
gottverdammten Gefecht gebraucht wurde. ... Sie war schon früh von ihren Eltern
an den Hof gegeben worden, um höfisches Benehmen, Sticken, Spinnen und diesen
ganzen Weiberkram zu erlernen. Als wir uns begegneten, war sie eine der
Hofdamen der Königin und stand kurz vor der Heirat mit Percy.“
    Auf Joans ahnungsvollen Pfiff
hin stößt er geplagt die Luft aus. „Sie wurde von mir schwanger. Ich handelte,
als Percy sie daraufhin als berührte Braut ablehnte und ich mich mit Raymond
abgesprochen hatte. Er hatte dir kurz zuvor versprochen, du könntest deinen
Mann frei wählen, und es kam ihm nur recht. ... Ich wollte nicht, dass das Kind
als Bastard aufwächst.“ Er atmet durch. „Vielen Menschen wäre eine Menge Leid
erspart geblieben, wenn ich sie nicht geschwängert hätte.“
    „Hast du sie denn geliebt?“ Zu
ihrer Überraschung lacht er verhalten, um dann langsam die Luft auszublasen.
    „Ich bin damals arg
herumgekommen, Joan. ... Das Leben am Hof ist in dieser Hinsicht großzügig. Nur
erwischen lassen sollte man sich nicht. ... Sie kennen verbotene Kräutersäfte
gegen eine Empfängnis oder zur Unterbrechung einer Schwangerschaft. Aber Sibyll
war bereits zu weit, über den vierzigsten Tag. Da ist ein ungeborenes Kind
schon beseelt und es wäre Mord, es abzutreiben.“
    „Also“, unterbricht sie ihn
ungeduldig, worauf er mürrisch brummt.
    „Ich war verrückt nach ihr“,
bekennt er knurrend. „Doch wahrhaft geliebt habe ich sie wohl nicht. Ich nahm
sie zur Frau, um dafür gerade zu stehen, dass ich sie in eine missliche Lage
versetzt hatte. Und nebenbei war sie eine gute Partie, brachte mir Ländereien
ein. Wir hatten dann drei Kinder, die uns zusammen hielten.“ Er schnieft
verächtlich. „Deinem Gott hat das offenbar nicht gefallen.“
    „Eher Percy“, verbessert sie
ihn und er schweigt.
    „Aber auch wenn sie nicht
schwanger gewesen wäre, hätte Percy doch bemerkt, dass sie nicht mehr jungfräulich
war. Grund genug, sie nicht zur Braut zu nehmen.“
    „Es gibt da Möglichkeiten, es
zu vertuschen. Selbst die Huren halten es so und lassen sich zunähen, um
Unberührtheit vorzutäuschen“, erklärt er leise.
    Joan schüttelt fassungslos den
Kopf. „Das ist in der Tat wie Sodom und Gomorrha.“
    Er küsst wortlos ihre Stirn, um
sie etwas zu beschwichtigen.
    „Bist du auch verrückt nach
mir“, fragt sie ernsthaft.
    Er muss lachen. Dann nimmt er
sie in die Arme und wird still, legt seine Stirn gegen die ihre. „Mehr als das,
Joan.“
    Ihr glückliches Lächeln bleibt
ihm in der Finsternis verborgen. Sie setzt sich auf und tastet nach seinem
Mund, um ihn sanft zu küssen. Er erwidert es. Gemächlich wandert sie an seinem
Hals hinab bis zum Kehlkopf, in den sie zärtlich beißt. Dabei fährt sie ihm
unters Hemd und über seinen nackten Bauch. Unter vernehmlichem Schlucken zuckt
Malcom leicht zusammen. Als sie ihn daraufhin nach hinten ins Stroh drückt,
zieht er sie mit sich.
    „Joan. ... Im Kerker?“
    Sie lacht
leise zur Antwort.
    Irgendwann
erwacht Joan wieder in der Dunkelheit und räkelt sich neben Malcom. Von der
gegenüberliegenden Wand dringt das mit raschelndem Getrippel gemischte Gepiepse
von Mäusen an ihr Ohr. Ihre Sinne haben sich vollends auf die Dunkelheit
eingestellt. Sie glaubt, mittlerweile intensiver riechen, tasten und hören zu
können. Das Erlebnis mit Malcom empfand sie mit allen Sinnen, außer mit den
Augen. Und es war sehr sinnlich.
    Die Tür öffnet sich. Tom
platziert ihnen ein altes Stück Brot sowie einen frischen Wasserkrug im Stroh
an der Tür. Als er Anstalten macht, den Kerker zu verlassen ohne Joan
herausgewunken zu haben, erhebt sie sich und geht zu ihm. „Dein Herr hat mich
zur Mittagszeit in den Zwinger befohlen.“
    Tom gibt sich überrascht. Dann
schüttelt er vehement den Kopf. „Daraus wird wohl nichts mehr. Er hatte gestern
einen Jagdunfall. Sah erst gar nicht so schlimm aus, doch sein Zustand
verschlechterte sich. ... Ich

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