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Die rote Farbe des Schnees

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Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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verhindern, oder dass dich deine Familie aus der Kerkerschaft
auslöst, ließ er sie ... töten“, fährt sie unbarmherzig fort. „Mich fanden sie
nicht mehr, da ich in Thornsby lebte. ... Ich wurde von Dorrit und deren neuem
Mann aufgenommen, wohnte unter Bauern, da sie dich enteignet hatten.“
    Ihr Vater hat die Augen
geschlossen. Er fasst sich schwer atmend an die Stirn. Joan wechselt mit
Blanche besorgte Blicke. Als er die Augen wieder aufschlägt, lodert sein Blick
jedoch vor Zorn. „Ich werde ihn stückweise zur Hölle fahren lassen“, ruft er
mit unverhohlener Wut.
    Joan schüttelt den Kopf. „Das
hat Malcom bereits getan.“
    Er reißt bestürzt die Augen
auf. „Dann ist er seines Lebens nicht mehr sicher.“ Blanche stemmt aufgebracht
die Hände in die Seiten, doch er blickt sie absichtlich nicht an.
    „Es gibt keine Zeugen“, erklärt
ihm Joan kleinlaut und nimmt wieder seine Hand. „Malcom will deine Begnadigung
beim königlichen Gericht erwirken. Der König selbst ist zugegen gewesen, als
Percy mich vor Bannockburn beseitigen wollte. Das dürfte zusammen mit Malcoms
Anschuldigungen und dich als Hauptzeugen reichen.“ Sie bemerkt verzagt, dass
ihr die Tränen über die Wangen laufen. Mit dem Ärmel ihrer Tunika wischt sie
diese weg. „Du und ich, wir sind hier nicht sicher, vermutlich nirgendwo in
England. Percys Handlanger muss noch in seinem Auftrag unterwegs sein, um sein
Werk zu vollenden. Er hat es irgendwie geschafft, die schottische
Lösegeldforderung für Malcom und mich abzufangen. ... Er muss verflucht
einfallsreich sein. Selbst die Mauern von Thornsby Castle konnten ihn nicht
davon abhalten, deinen Steward Roy zu töten.“
    Niemand sagt daraufhin ein
Wort. Selbst Isabella ist ganz still geworden und blickt verunsichert zu den
Erwachsenen auf.
    Raymond wischt Joan mit der
Hand tröstend über die Wangen. „Du bringst mir sehr schwarze Nachrichten, Kind.
... Tut mir den Gefallen und lasst mich eine Zeit allein.“
    „Vater! ... Es kann jetzt nur
besser werden“, stammelt Joan. „Du musst wieder zu Kräften kommen und dein
Recht fordern. ... Denk an Gabriel und Blanche. Isabella, Malcom und ich sind
auch noch da.“ Sie erhebt sich schweren Herzens. Doch im Grunde mag sie ihn
jetzt ungern allein lassen.
    Er lächelt matt. „Danke, dass
du mich zu trösten versuchst.“ Schwermütig durchatmend schließt er die Augen.
    Joan wendet sich zu Blanche und
Isabella um. Nur zögernd kommen sie seinem Wunsch nach und verlassen ihn. Joan
tauscht mit Blanche auf dem Korridor gequälte Blicke. Schweigend wendet sie
sich ab. Vorerst will sie allein sein und steuert auf ihre Kemenate zu. John
taucht wie aus dem Nichts neben ihr auf. Zu ihrer Überraschung hält er sie am
Arm zurück.
    „Joan“, raunt er. Auf ihre
fragende Miene hin nickt er mit dem Kopf zu einer Tür in der Nähe und dirigiert
sie eindringlich dorthin. Er kommt ihr gehetzt vor.
    Sie betreten ein Schlafgemach.
John schließt die Tür hinter sich. Er wendet dabei den Blick nicht von Joan ab
und räuspert sich.
    „Ich muss dich etwas fragen.
... Hast du geweint?“
    Joan schnieft. „Ist das deine
Frage“, entgegnet sie geplagt.
    Er schüttelt den Kopf.
„Entschuldige. ... Also gut.“ Sich räuspernd sucht er nach den richtigen
Worten. „Es geht um jenen Tag, als dich Percy in sein Zelt schleppte“, erklärt
er, wobei er sich fahrig über die Stirn reibt. „Hast du darin einen jungen
Bengel bemerkt?“ Er lacht nervös auf. „Ich meine, es ist sehr unwahrscheinlich,
aber du bist meine letzte Hoffnung.“
    Joan entsinnt sich erstaunt des
Burschen, dessen Fesseln sie durchschnitt.
    „Er sieht mir ähnlich, hat
rotes Haar und ...“
    „Ja“, unterbricht sie ihn.
„Aidan.“ Ihr ist rätselhaft, wie er nun wieder DAVON Kenntnis bekommen konnte.
Es ist beinahe schon unheimlich.
    „Was?“
    „Ja, ich erinnere mich ganz
sicher an ihn und frage mich, wie zum Henker du von ihm wissen kannst.“
    John blickt sie fassungslos an
und schluckt. „Weißt du auch, was aus ihm wurde?“
    Joan zuckt die Schultern.
„Nein, bedaure. ... Nachdem ich ihm die Fesseln durchschnitt, schlüpfte er
durch einen Schlitz in der Zeltwand nach draußen. Falls er das Lager sogleich
verließ, hatte er vermutlich von uns allen die beste Aussicht, lebend
davonzukommen.“
    John scheint es die Sprache
verschlagen zu haben. Stattdessen starrt er Joan mit leicht offenstehendem Mund
an. Als er plötzlich befreit auflacht, fährt sie regelrecht

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