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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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Unbekümmertheit. Seufzend blickt sie nach
oben zum ziegelgedeckten Dach des Wohnturmes und dann etwas weiter hinab auf
seinen auskragenden, überdachten hölzernen Wehrgang, welcher ihn auf etwa dem
letzten Drittel seiner Höhe umgibt. Dann bemerkt sie die rußgeschwärzten
steinernen Einfassungen über den bogenförmigen Fenstern im Erdgeschoss, welche
noch von den Überfällen zeugen. Plötzlich tritt Malcom aus der Tür heraus und
verharrt gedankenversunken auf der Schwelle. Aufgewühlt fährt er sich durchs
Haar. Joan trocknet sich eilig das Gesicht, bevor er auch schon direkt zu ihr
herauf blickt. Sie sieht ihm gefasst entgegen, als er sich schwerfällig in
Bewegung setzt und langsam über den Hof auf sie zukommt. Geschickt klettert er
die Trittlöcher im Fels zu ihr herauf, um dann durchatmend vor ihr stehen zu
bleiben. Als sie seine Traurigkeit erfasst, senkt sie betrübt den Kopf.
    Seufzend legt er ihr einen
Zeigefinger unters Kinn und drückt ihr Gesicht daran wieder hoch, so dass sie
ihn ansieht.
    „Er schläft jetzt.“
    Sie nickt bekümmert. Seine
Tunika weist nasse Flecken an seiner linken Schulter auf, so dass Joan noch
schwerer ums Herz wird.
    „Ich habe ihn noch nie so
gesehen“, bemerkt er bedrückt. „Selbst nicht an dem Tag, als deine Mutter
starb.“
    „Oh Malcom, was hab ich getan?“
Ihr kommen wieder die Tränen, worauf er sie tröstend an sich zieht.
    „Du kannst ja nichts dafür. Ich
glaube, es ist letzten Endes DOCH egal, wann einem solch schlechte Nachrichten
überbracht werden. Einer musste es ja tun.“ Er löst sich wieder von ihr. „Er
ist stark, Joan. Und wütend, was gut ist.“
    Seine tröstenden Worte lassen
sie hoffnungsvoll aufblicken.
    Er zieht sie von der Mauer
herunter. „Komm. Für heute sind genug Tränen geflossen.“

Geständnisse
    „Malcom!
Diese Biester sind wirklich hartnäckig. Es ist zum verrückt werden!“
    Er lacht, verzieht jedoch
gleich darauf wieder das Gesicht, als sie ihn erneut mit dem Läusekamm foltert.
    „Ich komme einfach nicht durch
deine Locken. ... Wir müssen ihrer endlich Herr werden. Die ganze Burgbesatzung
ist bereits verlaust.“
    „Kennst du nicht irgendein
Kraut, das dagegen gewachsen ist?“
    Sie hält inne. „Schon. Weißen
Germer! Auch Lauskraut genannt.“
    „Klingt doch gut.“
    „Ja, nur ist es äußerst giftig.
... Doch leider werden wir dieser Plage wohl nicht mehr anders Herr.“ Sie setzt
den Kamm gedankenvoll ab. „Es wächst beinahe überall, wo es feucht ist. ...
Komm, lass uns gleich suchen gehen, Malcom.“
    „Wirklich gleich“, fragt er
zurück, wobei er ihr bedauernd über die nackten Beine zu seinen Seiten
streicht.
    Sie beißt ihm zur Antwort in
den Hals, so dass er ächzend eine Schulter nach oben reißt.
    „Ja. Wir haben keine Zeit zu
verlieren.“ Unter seinem vernehmlichen Seufzen erhebt sie sich entschlossen aus
dem Wasserbecken.
    „Es ist bald dunkel“, bemerkt
sie fröstelnd. „Die Tage sind schon viel kürzer geworden.“
    Er nickt zustimmend, kommt nun
ebenfalls hoch und begibt sich zu seinen Sachen. „Dafür sind die Nächte
länger“, murmelt er grinsend mit einem eindeutigen Seitenblick auf sie.
    Joan schüttelt lächelnd den
Kopf über ihn, während sie ihre Beinlinge festnestelt.
    „Warum trägst du eigentlich
noch Männerkleidung? Du besitzt nun drei Kleider, die dir ehrlich besser
stehen.“
    „Ach, du weißt, warum, Malcom.
Die Kleider sind sehr schön, ... aber sie sind mir hier draußen ständig im
Wege. Sie sind einfach zu lang, hindern mich fortwährend in meinen Bewegungen.
Andauernd muss ich Acht geben, sie nicht zu zerreißen. ... Du ahnst nicht, wie
brauchbar hingegen solch ein Paar Beinlinge ist.“
    Er nickt. „Ich kann es, denke
ich, aufgeben, eine richtige Frau aus dir zu machen.“
    Trotzig streckt sie ihm ihre
bloßen Brüste entgegen. „Bin ich dir nicht Frau genug?“
    Er verdreht die Augen, kann
aber dennoch den Blick nicht von ihrem Busen lösen. Sie lacht ihn daraufhin aus
und kommt schelmisch auf ihn zu. Er beachtet sie nicht weiter, beginnt
stattdessen, sich ebenfalls anzukleiden. Als er unversehens vorschnellt und ihr
einen Arm um die Taille schlingt, schreit sie überrascht auf. Er hält sie
unbeirrt fest und nimmt sie an den Beinen, so dass sie kopfüber nach unten
hängt.
    „Ahnst du, wie man hier mit
aufsässigen Weibsbildern verfährt?“
    Ihr schießt das Blut in den
Kopf. Ihr Lachen bewirkt ein Übriges. „Malcom, lass mich runter.“
    Doch er macht

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