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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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zusammen. Er kommt
zu ihr und umarmt sie überschwänglich, um sie dann unter erneutem Lachen gar hoch
zu stemmen.
    Joan muss lachen. Doch ist sie
mehr als verwundert.
    John lässt sie wieder herunter.
„Du ahnst nicht, wie sehr du mir geholfen hast. Es war überaus großmütig von
dir, ihn zu befreien.“
    Sie zuckt die Schultern. „Er
tat mir leid. Einen unschuldigen Menschen in den Händen dieses Rohlings zu
belassen, hätte wohl niemand fertiggebracht.“
    Er schüttelt den Kopf. „Dich
hat der Himmel geschickt“, beharrt er aufatmend. „Jetzt kann ich unbesorgt nach
London aufbrechen.“ Es scheint für ihn das Stichwort zu sein. Eine plötzliche
Betriebsamkeit ergreift von ihm Besitz. „Gib auf dich Acht, Joan“, rät er
warmherzig, während er sich sogleich hastig zur Tür umwendet.
    Joan räuspert sich auffällig.
„He! Findest du nicht, dass du mir eine Erklärung schuldest?“ Sie verschränkt
nachdrücklich die Arme vor der Brust und beobachtet John dabei, wie er abrupt
inne hält und die Schultern resigniert hängen lässt.
    „Oh Joan.“ Es klingt, als hätte
er ihre Frage befürchtet. „Du bringst mich in arge Erklärungsnöte“, bedeutet er
ihr niedergeschmettert, um sich dann verlegen übers Kinn zu reiben. „Ich müsste
es vor allem Malcom gestehen“, murmelt er unschlüssig.
    „Du machst mich neugierig“,
beharrt sie, worauf John geplagt stöhnt. Schließlich nickt er zustimmend.
    „Also gut. Percy ließ mich
wissen, dass er meinen Sohn Aidan hat. ... Er wollte, dass ich Malcom
hintergehe und ihn über jede seiner Handlungen unterrichte.“ John wirkt
aufgewühlt. „Er hatte mich in der Hand. ICH war derjenige, der die
Lösegeldforderung nicht befolgte.“ Er blickt ihr gequält ins erschrockene
Gesicht. „Hätte ich es getan, wäre es Aidans Todesurteil gewesen. Glaube mir,
sie sind in solchen Dingen nicht zögerlich.“
    Joan reibt sich aufgelöst über
die Stirn. „Mein Gott, John. Malcom vertraut dir blind.”
    „Ich weiß. Aber es hat sich,
dem Herrn sei’s gedankt, noch einmal zum Guten gewendet. Ich werde nun alles
daran setzen, dass ihr zu eurem Recht kommt. Er hat keinen Grund, an meiner
Treue zu zweifeln.“
    „Du musst es ihm sagen!“
    John jedoch hebt abwehrend die
Hände. „Wenn ich zurück bin. Denn im Moment bin ich in Eile.“ Er wendet sich
wieder zur Tür, öffnet sie und blickt sich noch einmal nach Joan um. „Seid
trotzdem auf der Hut. Ich könnte mir vorstellen, dass sie jetzt verzweifelt
genug sind, vor keiner Tat mehr zurückzuschrecken.“
    Sie nickt nachdenklich. „Gott
sei mit dir, John.“
    Mit einer vor die Brust
gelegten Hand verbeugt er sich lächelnd vor ihr. „Und mit dir.“
    Joan wartet noch einen
Augenblick, bis er verschwunden ist, bevor auch sie aus der Tür heraus tritt.
Es lässt sie prompt auf Malcom stoßen, welchem sie direkt ins überraschte
Gesicht blickt. Er steht wenig vor ihr, wendet sich noch einmal nachdrücklich
nach John um, der soeben im Treppenturm verschwindet und schaut ihr daraufhin
fragend in die Augen.
    Ihr Mund verzieht sich zu einem
Grinsen, das auch ihre flink darüber gelegte Hand nicht verbergen kann.
    Malcom setzt eine verärgerte
Miene auf.
    „Es ist nicht so, wie du
denkst“, versucht sie, sich zu erklären, sichtlich bemüht, ihren Ernst zu
wahren.
    „Was denke ich denn?“
    „Deiner Miene nach zu urteilen,
dass er wild über mich herfiel.“
    Mit abschätzendem Blick
verschränkt er die Arme vor der Brust. „Was habt ihr für Heimlichkeiten?“
    Sie verspürt nicht die
geringste Lust, sich in Lügen zu verstricken. „Er befindet sich in einer
prekären Lage und fragte mich nach einer Begebenheit, die damit im Zusammenhang
steht. Wenn er wieder zurück ist, wird er dich einweihen.“ Lächelnd kommt sie
auf ihn zu, um ihm beschwichtigend über eine glatte Wange zu streicheln. „Du
gefällst mir rasiert und eifersüchtig.“
    Beinahe versöhnt kneift er ihr
in die Wangen. „Du hast mich eben noch nie eifersüchtig erlebt.“
    Sie zieht ihn für einen Kuss zu
sich herunter, während dem ihr vernehmbar der Magen knurrt.
    Malcom löst sich von ihr. „Lass
uns endlich etwas essen.“
    „Gerne. Doch wo?“
    Er lächelt. „Ich muss dich bei
Gelegenheit wohl erst einmal herumführen. ... Hier entlang.“
    Im dämmrigen Licht des Ganges,
welches durch ein Fenster an dessen einer Schmalseite dringt, folgt sie ihm bis
zu einer der vielen Türen hinterher. Er öffnet und lässt ihr den Vortritt. Im
nächsten

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