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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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erst an dein
Versprechen erinnern?“ Er beendet die Frage keuchend, da sie ihm die Beine um
die Taille geschlungen hat und sie fest gegeneinander presst. Dann besinnt sie
sich, nimmt seinen Kopf in die Hände und küsst ihm versöhnlich die Stirn. Er
rutscht etwas an ihr herab, um den Kopf matt auf ihren Bauch fallen zu lassen.
Ihre Atemzüge wiegen ihn sanft auf und ab, während sie ihm friedlich durchs
Haar krault.
    „Er wird mich vierteilen“,
klagt er resigniert.
    Ihr amüsiertes Kichern endet in
einem Seufzer. „Mach dir keine Gedanken, schließlich hat er früher ebenfalls
sein Recht auf die erste Nacht beansprucht. Du bist in guter Gesellschaft.“
    Er hebt den Kopf und sieht ihr
forschend ins Gesicht. Zu seiner Erleichterung blickt dieses schelmisch.
Aufatmend lässt er sich wieder zurückfallen. „Joan. Ich würde heute alles
anders machen.“
    „Dann lägen wir jetzt
vermutlich nicht hier beieinander. Alles wäre anders gekommen. ... Gott hat es
dir so eingegeben.“
    „Du erteilst mir DOCH
Absolution?“ Er blickt sie erwartungsvoll an.
    Auf ihr besänftigendes Lächeln
hin stützt er sich auf. Dabei wendet er den aufmerksamen Blick nicht von ihr
ab. „Heißt das, du verzeihst es mir“, hakt er nach.
    „Was denn?“
    „Dass ich dich gegen deinen
Willen nahm.“
    Sie lässt sich Zeit mit einer
Antwort. „Erinnerst du dich, was Jemandem durch mich widerfuhr, nachdem er mich
zuvor gegen meinen Willen nahm?“
    Er zögert. „Ja. ... Dann kann
ich froh sein, dass du mir nicht das Schwert ins Herz rammtest?“
    Sie schüttelt den Kopf. „Es war
nur anfangs gegen meinen Willen. ... Ich hätte dich sonst ebenso wenig gewähren
lassen, wie im Weiher“, offenbart sie ihm und vernimmt sein erleichtertes
Aufatmen.
    „Ich hatte gehofft, dass du
etwas Derartiges sagen würdest.“ Er lässt sich rücklings neben sie fallen, den
versonnenen Blick zum Baldachin hinauf gerichtet. Für eine kleine Weile
herrscht Schweigen.
    „Woran denkst du“, unterbricht
sie dieses, streicht ihm vertraut über die Brust. Auf sein abwehrendes
Kopfschütteln hin hebt sie fragend eine Braue. „Warum sagst du es mir nicht?“
    Er blickt sie an. „Weil ich
bereits über DIESE Antwort froh bin.“
    „Du hast noch eine Frage?“
    Er seufzt. „Ja. Und du kennst
sie.“
    Sie weiß, was er meint.
„Malcom, du deutest es immer falsch, dass ich es dir nicht sage. Aber ...“ Sie
sucht nach den richtigen Worten und blickt ihn hilflos an. Doch er hält sich
absichtlich zurück.
    „Ich bin in solchen Sachen
nicht so erfahren, wie du. Es fällt mir einfach nur schwer, meine Gefühle für
dich in Worte zu fassen. ... Ich weiß, dass du es hören willst. Es macht mich
ja ebenfalls glücklich, wenn du mir dein Herz öffnest. Aber genau deswegen
kommt es mir nicht über die Lippen. Weil ich weiß, dass du es erwartest. ...
Und weil du mich anfangs damit verärgert hast. Denn im Grunde solltest du
spüren, was ich für dich empfinde.“
    Er nimmt ihre Hand und küsst
sie flüchtig. „Hast DU es denn gespürt, was du mir bedeutest?“
    Sie überlegt. Sicher hat sie
bemerkt, dass sie ihm nicht gleichgültig ist. Aber dass er sie liebt, konnte
sie nur hoffen. Sie war sich nicht sicher, bevor er es ihr sagte. Mit einem
einsichtigen Nicken stimmt sie ihm schweigend zu. Dennoch ändert es nichts an
ihrem Ungeschick, was sie unglücklich seufzen lässt. „Misstraust du mir wegen
Phil“, fragt sie leise, wobei sie weg zum Fenster sieht.
    „Misstrauen ist das falsche
Wort. ... Ich hätte nur gern mehr Klarheit, Joan. Es war schließlich dein gutes
Recht ...“
    „Nein!“ Sie fährt hoch und
starrt ihm ins Gesicht. Er ist bei ihrem Ausruf zusammengefahren. Schwerfällig
setzt er sich auf.
    „Mein Gott, was ist dir? Du
hast mich zu Tode erschreckt! ... Joan?“
    Sie hat die Augen geschlossen
und versucht, sich zu beruhigen. „Der Schein trügte dich“, ruft sie kläglich.
Phils starres Lächeln erscheint vor ihr, woraufhin sie die Stirn auf die
angezogenen Beine legt und so verharrt. Ihr Rücken bebt von ihrem leisen
Schluchzen.
    „Joan. Ich verstehe nichts
mehr.“ Ratlos blickt er auf sie herab und fährt sich aufgewühlt durch die
Haare. Dann versucht er, sie in die Arme zu nehmen. Als sie ihn gewähren lässt,
zieht er sie kurzerhand auf seinen Schoß. Sie schmiegt sich an ihn und
schüttelt den Kopf. Nach einer Weile atmet sie durch.
    Er tut es ihr gleich, wischt
ihr tröstend die Tränen ab.
    „Ich habe ihn getötet,

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