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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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alles andere,
watet gar mit ihr ins Wasserbecken zurück. An seinen ausgestreckten Armen lässt
er sie über dem tiefen Wasserloch baumeln, so dass ihr Kopf diesem bedrohlich
nahe kommt.
    „Nein, das wagst du nicht!“
    „Du forderst mich heraus?“
    „Nein!“ Ihr schmerzen vor
Lachen Kopf und Bauch.
    Unter boshaftem Gelächter
taucht er ihren Kopf kurz unter und zieht sie klatschnass wieder hoch.
    Sie jappst auf und prustet.
„Malcom, ich flehe um Gnade. Lass mich runter.“
    „Wie du willst.“
    „Nein! Nicht hier!“
    Er zieht sie wieder an sich und
legt die Arme um ihre Beine. Joan schnellt daraufhin nach oben, schlingt ihm
lachend die Arme um den Hals.
    Er blickt sie mit gespielter
Verärgerung an. „Du lachst noch immer?“
    Sie küsst ihn auf den Mund und
schüttelt dann den Kopf, so dass ihm ihre nassen Haare ins Gesicht schlagen.
    Er lässt sie los. „Ich muss mir
wohl was Drastischeres ausdenken.“
    Joan lässt sich an ihm ins
Wasser herabgleiten. Atemlos hebt sie die Rechte. „Ich schwöre, für den Rest
des Tages ganz zahm zu sein. ... Nein!“
    Er hat sie wieder um die Hüften
gepackt, worauf sie sich wenig später erneut kopfüber beim Wasserloch findet.
    „Für die Nacht auch noch“,
fragt sie ungläubig und rutscht ein ganzes Stück an ihm herab, so dass ihre
Haare bereits untertauchen. „Gut“, lacht sie. „Solange du willst!“
    „Na endlich!“ Er stellt sie auf
die Füße. „Das hättest du dir auch ersparen können.“
    „Oh, warum? ... Au, mein Bauch
schmerzt vor Lachen.“
    Er
schüttelt ratlos den Kopf. „Immerhin hat es gewirkt. Ich werde dich nötigenfalls
an dein Versprechen erinnern“, droht er mit erhobenem Finger.
    Joan öffnet
die Tür zu ihrem Schlafgemach und stellt acht größere Phiolen auf einem hohen
Bord schräg über ihrem Bett ab. Es ist wichtig, dass niemand an den giftigen
Inhalt gelangen kann, insbesondere nicht die vorwitzige Isa. Sie entkleidet
sich abgespannt vor ihrem Bett. Malcom ist noch nicht zurück, so dass sie sich
quer auf der weichen Strohmatratze ausstreckt. Sie ist völlig erschöpft. Es hat
schier unendlich gedauert, die Abkochungen der derben Wurzelstöcke des Weißen
Germers unten in der Küche vorzunehmen. Vor allem darum, weil sie ewig auf der
Suche nach einem alten Kessel war. Denn die Pflanzen sind äußerst giftig und
sie wollte zur Sicherheit keinen der Kochkessel für die Zubereitung der
Mahlzeiten verwenden.
    Sie zieht die Wolldecke über
ihren nackten Körper und kauert sich auf die Seite. Kurz darauf ist sie
eingeschlafen.
    Wie benebelt erwacht Joan.
Etwas hatte sie geweckt. Dann vernimmt sie jemandes geräuschvolle, schlurfende
Bewegungen. Sie sind ihr gänzlich fremd. Erschrocken rollt sie sich zur Seite
und von ihrem Bett herunter, verharrt auf dem Dielenboden hockend und lauscht.
Ihr schlägt das Herz bis zum Halse. Verzagt angelt sie nach dem Dolch in ihrer
abgelegten Kleidung.
    „Joan?“
    Der Klang von Malcoms Stimme
lässt sie unendlich erleichtert aufatmen. Doch sie stutzt. Er hört sich
schwerfällig an. Als er plötzlich hart auf dem Dielenboden aufschlägt, springt
sie mit einem Satz auf und tastet sich im Halbdunkel des Mondlichtes besorgt zu
ihm vor. Er liegt noch immer am Boden, wobei er sich stöhnend auf den Rücken
herumwälzt. Als ihr sein von Ale geschwängerter Atem entgegenschlägt, richtet
sie sich erleichtert auf. Dann wird sie wütend auf ihn. „Mir solch einen
Schrecken einzujagen! Malcom! Mir scheint, du hast heute nicht ganz das Maß
gewahrt“, ruft sie empört und hört, wie er vergnügt auflacht. In der Absicht,
ihn auf die Beine zu ziehen, beugt sie sich wieder über ihn. Doch er ist zu
schwer für sie. „Wenn du nicht aufstehst, hole ich einen Eimer kaltes Wasser.
Das macht dich bestimmt im Handumdrehen nüchtern“, erklärt sie und nimmt die
Kerze vom Schemel, um diese an der Fackel vor der Tür zu entzünden.
    „Joan, sei nicht so streng mit
mir“, entgegnet er mit schwerer Zunge. Er kommt lachend hoch und hält sich
strauchelnd am Bettpfosten fest. „Es geht mir herrlich“, gibt er fröhlich kund,
fällt polternd über den hölzernen Bettrahmen und landet auf ihrer Matratze.
    „Oh nein“, kommentiert es Joan
ärgerlich, „Ich verspüre nicht die geringste Lust auf ein besoffenes, womöglich
schnarchendes Mannsbild in meinem Bett.“ Fuchtig stellt sie den Kerzenleuchter
auf dem Schemel neben dem Bett ab.
    „Besoffen? Ich bin fast
nüchtern. ... Du wirst mich doch nicht

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