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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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nun schleunigst nachzuholen,
als ihr ein wütendes Schnauben über ihr einen eisigen Schauer über den Rücken laufen
lässt. Sie vernimmt das Sausen der Klinge, wirft sich aber dennoch zur Seite,
obwohl es bereits zu spät ist. Doch wundersamerweise wird die Waffe durch ein
eisernes Klirren abgefangen. Als sie den Kopf hebt, erkennt sie Amál, der sich
mächtig für sie ins Zeug legt. Sie kann seiner ausgezeichneten Fechtweise nicht
genug achtungsvolle Bewunderung zollen. Erleichtert kommt sie auf die Beine,
eignet sich umgehend ihre Waffe an und wendet sich ihm wieder zu. Er hat den
gegenerischen Hitzkopf bereits zur Strecke gebracht, zieht die Klinge aus einem
wie am Spieß schreienden Jüngling und versetzt diesem den gebührenden
Gnadenstoß. Keuchend richtet er das unverschämte Blau seiner Augen auf sie und
packt sie am Arm. „Geh zurück auf den Felsen! Du hast bisher nur Glück gehabt“,
fordert er nun ohne alle Etikette, erntet jedoch lediglich ihr verächtliches
Schnauben. Auch bleibt ihr keine Zeit, ihm die Bitte abzuschlagen, sofern man
seine in einem Wutausbruch gesprochenen Worte als eine solche bezeichnen
könnte, da sich ihr der nächste Northumbrische Waffenrock entgegenwirft. Er
kämpft unsauber, worauf sie ihm strafend ins Gemächt tritt, bevor sie ihn von
seinen Qualen und sich selbst von seinen spitzen Schreien erlöst, indem sie ihn
ungeduldig einen Kopf kürzer macht.
    „Es ist wohl doch nicht
ausschließlich Glück, was dich überleben lässt“, bekennt Amál hinter ihr
atemlos. Ein kurzer Blick über ihre Schulter sagt ihr, dass sie Rücken an
Rücken stehen, der besten Methode, sich tückisch von hinten angreifende Gegner
vom Leibe zu halten. Da sie momentan nicht angegriffen wird, wendet sie den
Kopf wieder nach Amál um und erlebt ihn in voller Aktion. Mit zugleich zwei
Schwertern gleichzeitig hält er mit geschickten, unglaublich leichthändig
geführten Schlägen zwei Heißsporne in Schach. Joan dreht sich vollends zu ihm
herum, da sie ihm einen davon abnehmen will, muss jedoch tatenlos zusehen, wie
er ihnen in kurzer Folge die Schwerter in die Bäuche stößt, so dass die Männer
zu Boden gehen und keiner Bewegung mehr fähig sind.
    Hastig wendet sie sich wieder
um, da sie ihr Erstaunen verbergen will. Sie gehen dazu über, Rücken an Rücken
zu kämpfen. Allmählich überkommt Joan das Gefühl, dass sie es nicht mehr mit so
vielen Gegnern wie anfangs zu tun haben. Sie muss sich diese jetzt suchen.
Dabei bevorzugt sie jene ohne Schild. Erneut lässt sie ihren Blick über den Hof
schweifen, immer darum bemüht, Amáls Rückendeckung nicht zu verlieren. Diese
zuverlässige Technik hatte ihr das Überleben bis zu diesem Augenblick leichter
gemacht. Sie entdeckt Malcom, der verzweifelt versucht, sich Richtung Wohnturm
durchzuschlagen. Er kämpft mit Halbschwert-Technik, umfasst dabei mit der
Linken die Mitte der Schneide für gezielte, sehr kraftvolle Stiche direkt in
die Harnische seiner Widersacher. Doch er scheint verletzt zu sein, zieht ein
Bein nach. Der Gegner in seiner Ecke ist noch recht vielzählig, bringt ihn in
arge Bedrängnis. Als sie die aus den Angeln gerissene Tür des Wohnturmes
erkennt, geht ihr mit einem Schlag auf, was Malcom so verzweifelt versucht. Ihr
gefriert das Blut in den Adern ob des Anblickes der unüberwindbaren feindlichen
Mauer aus eisenbewehrten Körpern, die sich vorm Eingang in Aufstellung gebracht
haben. Sie lassen niemanden hinein, wollen offenbar Zeit schinden, um sich
ihrem Vater unbehelligt widmen zu können. Dieser ist wohl neben Gerold und der
restlichen Burgbesatzung im Wohnturm verblieben. Nicht auszudenken, was sie von
Percys Männern zu erwarten haben.
    „Gott steh uns bei“, raunt Amál
neben ihr und sie tauschen erschütterte Blicke. Seite an Seite stürzen sie
vorwärts auf die metallene Mauer zu. Dort angekommen beißen sie sich vergeblich
die Zähne an den Männern aus. Der Verzweiflung nahe erkennt sie, dass sie gegen
deren Schilde und Lanzen nicht ankommen. Dabei würde eine kleine Lücke in
dieser menschlichen Mauer genügen, um diese angreifbar zu machen und ins Wanken
zu bringen. Verzagt lassen sie von ihr ab, um kurz Luft zu schöpfen und einen
neuen Plan zu fassen. Immer auf der Hut vor erneuten Angreifern.
    Malcom indes hat sich zu ihnen
vorgearbeitet, straft Joan bösen Blickes. „Amál, bring sie unverzüglich fort
von hier“, herrscht er diesen an.
    Amál versucht, sie daraufhin
barsch am Arm wegzuzerren, doch sie

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