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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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die kleine Zurechtweisung
verzeihen. „Aber du weißt, dass die Welt rund ist“, zieht er sie weiterhin auf,
was sie nun doch trotzig dreinblicken lässt, da sie es natürlich weiß. Dank der
unermüdlichen Mühen des Burgkaplans ihres Vaters, der, wie viele Kirchenmänner,
Naturphilosophen und auch Könige, die Lehren des Griechen Aristoteles vertritt,
welche aus dem Arabischen übersetzt schon längst zu neuer Bekanntheit und
Anerkennung gefunden haben.
    Als sie überraschend an ihrem
Handgelenk zerrt, muss sie enttäuscht feststellen, dass er es noch immer fest
im Griff hat. Er bedenkt ihren erneuten Ausbruchsversuch mit missfälligem
Schnalzen.
    „Du erinnerst mich an eine
Wildkatze mit ausgefahrenen Krallen. ... Wie nur ist es möglich, solch ein
bissiges Wesen mit diesem engelsgleichen Äußeren zu vereinen?“
    Aus der Halle dringen gellende
Schreie.
    Sie wendet sich ihm zerstreut
zu. „Ich bin voller Wiedersprüche“, bekennt sie und beweist es sofort, indem
sie ihre Taktik ändert. Mit flehentlichem Blick legt sie ihm eindringlich eine
Hand gegen die Brust. „Sie brauchen uns.“
    Herausfordernd zieht er eine
Braue hoch. „Du entsinnst dich Malcoms Worte?“
    Joan tritt ungeduldig von einem
Bein aufs andere. „Du könntest doch wie vorhin für meine Sicherheit sorgen, indem
du mir den Rücken freihältst“, schlägt sie zahm vor. Zu ihrem Verdruss lacht er
jedoch auf.
    „Das ginge schon. Nur ist deine
Sicherheit an genau dieser Stelle hier und in genau diesem Augenblick erheblich
größer.“
    Fluchend wünscht sie ihn zur
Hölle, was ihn verständnislos den Kopf schütteln lässt. Er ruckt mit dem Kinn
zur Halle. „Erkläre mir, was genau dich dort hinzieht! Liebst du das Getümmel
der Schlacht so sehr?“
    „Absolut nicht“, schnaubt sie.
„Lediglich meinen Vater, der, falls er noch lebt, vermutlich noch zu schwach
ist, um imstande zu sein, ein Schwert vernichtend zu führen.“ Ihr Blick ist
rastlos. „Sie sind hinter ihm her, verflucht ...“
    „Überlass es Malcom“,
unterbricht er sie. Doch sie bemerkt, dass er mit sich hadert. Scheinbar ist
seine Scheu vor Malcom nicht allzu groß.
    Ein hoffnungsvolles Flackern
glänzt daraufhin in ihren Augen auf, das ihn belustigt schniefen lässt.
    Allerdings wird ihm die
Entscheidung abgenommen, da die Tür zur Halle krachend auffliegt, um Percys
Leute Hals über Kopf in die Vorhalle quellen zu lassen.
    Sie drücken sich gegen die
Wand, werden regelrecht überrannt. Joan entgleitet das Schwert. Amál wird von
ihr abgetrieben und auf der Stelle in einen Kampf verwickelt. Ein Wolfshund
taucht plötzlich vor ihr auf. Das mächtige Tier trägt einen mit unzähligen
Eisenstacheln bewehrten Lederharnisch, der über und über mit Blut besudelt ist.
Direkt vor Joans Augen zerfleischt der Hund das Gesicht eines von Percys
Getreuen, auf dass ihr schlecht wird. Nach allem, was sie bisher an Greueln
erlebte, hatte sie nicht damit gerechnet, noch zu solch einer Gefühlsregung
fähig zu sein. Das gereizte Tier durchbeißt dem armen Teufel schließlich gnädig
die Kehle, so dass dieser röchelnd zu Grunde geht. Joan bückt sich hastig nach
ihrem Schwert, als der Hund den Kopf in ihre Richtung hebt. Sie presst sich
gegen die Wand. Nicht aus Angst, da sie weiß, dass Malcoms hervorragend
abgerichtete Jagdhunde ihr niemals etwas zu Leide tun würden, sondern, um Halt
zu finden, damit sie den Brechreiz noch irgendwie unter Kontrolle zu bringen
vermag. Erstaunt gewahrt sie, wie das mächtige Haupt des Hundes plötzlich von
dessen Rumpf herunterfällt und ihr vor die Füße kullert. Der Rest des sprudelnd
aus dem abgetrennten Halse blutenden Tieres verharrt noch immer stehend, bis
eine hünenhafte, eisenbewehrte Gestalt es unberührt mit einem Fußtritt zum
Einknicken bringt und das bluttriefende Schwert herablassend am Fell abwischt.
Die Rüstung des Ritters ist blutverschmiert. Er hat sich bedrohlich vor Joan
aufgebaut und starrt sie zu ihrem Entsetzen mit hochgeklapptem Visier an. Ein
selbstgefälliges Grinsen umspielt seinen Mund, das ihre Übelkeit wegbläst. Als
er die eisenbewehrte Pranke nach ihr ausstreckt, drückt sie sich blitzschnell
von der Wand ab, um ihm durch seine gespreizten Beine hindurch zu entkommen.
Gleichzeitig rammt sie ihm von unten das Schwert in den Oberschenkel, das
Gemächt wäre unfein gewesen. Als sie unter ihm weg ist, kugelt sie sich in
einer Vorwärtsrolle zusammen, springt hoch, um schleunigst das Weite zu suchen.
Da fühlt sie sich

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