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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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ebenso gut, was er will, ist vermutlich
gewöhnt, alles zu bekommen, was er sich in den Kopf gesetzt hat. Sein langes,
schwarzes Haar wird wie damals durch ein Lederband im Nacken zusammengehalten.
Er trägt lederne Beinlinge und ein weißes, leinenes Leibhemd, das ihm bis auf
die Oberschenkel reicht. Seine Tunika hat er bereits abgelegt, wie ihr ein
schneller Blick neben sich auf das Bett bezeugt.
    Er richtet sich wieder auf und
blickt sie bewundernd an. „Du bist wirklich eine Schönheit. Ich habe es nicht
vergessen. ... Willkommen daheim, Mylady.“
    Sie schrickt zusammen. „Ihr
wisst es“, ruft sie fassungslos, worauf er flegelhaft grinst.
    „Jetzt schon“, bemerkt er
spöttisch, was sie mit verärgert zusammengezogenen Brauen bedenkt. „Du siehst
deinem Vater sehr ähnlich“, erklärt er daraufhin eine Spur versöhnlicher.
    Sie ist erstaunt. „Ihr kanntet
ihn?“
    Er nickt. „Überdies vermag ein
gewöhnliches Weibsbild einem gestandenen Ritter nicht so leicht das eigene
Schwert auf die nackte Brust zu setzen.“
    „Was habt Ihr mich auch so in
die Enge getrieben“, faucht sie. Dann besinnt sie sich, atmet in dem
vergeblichen Versuch, sich zur Ruhe zu zwingen, tief ein und blickt demütig
nach unten. „Ich wusste ja nicht, wer Ihr seid“, bekennt sie kleinlaut.
    „Ich hätte mich vorstellen
sollen, dann wärst du gefügig gewesen?“
    Sie blitzt ihn böse an, was ihr
sein raues Lachen einbringt. „Warum tut Ihr das?“
    „Was denn?“
    „Mich stets derart zu reizen?“
    Er drückt mit einem Finger ihr
Gesicht am Kinn nach oben, worauf sie sich ihm entzieht, indem sie den Kopf
ruppig zur Seite wendet.
    „Es ist amüsant, dass du immer
wieder darauf hereinfällst. ... Ihr habt Euer Temperament nicht im Mindesten im
Griff, Lady Joan.“
    „Nennt mich nicht so. Ich habe
keinen Titel mehr“, erwidert sie zerknirscht.
    „Ja. Ich wollte es dir zur
Sicherheit nur noch einmal ins Gedächtnis rufen.“ Nur nachlässig verkneift er
sich ein überhebliches Grinsen und überlegt kurz, um dann sein Schwert von
einem Nagel an der Wand wieder herunter zu nehmen und vorsichtshalber ganz oben
auf den für Joan unerreichbaren Kasten an der Tür zu legen.
    Sie bedenkt es mit einem
spöttischen Lächeln, das jedoch abrupt erstirbt, als er langsam auf sie
zukommt. Verstohlen beobachtet sie, wie er den kleinen Knopf am Ausschnitt
seines Hemdes öffnet, um sich dieses unversehens über den Kopf zu ziehen. Mit
bloßem Oberkörper kommt er vor sie. Im Gegensatz zu ihr will er scheinbar keine
Zeit verlieren. Er lässt sich direkt neben ihr auf die Matratze nieder, während
er das Hemd achtlos über seine Tunika auf dem Bett wirft. Dabei blickt er sie
unverwandt an.
    „Könnt Ihr mich nicht einfach
laufen lassen“, fragt sie gequält. „Es mangelt Euch doch sicher nicht an
Jungfrauen. ... Auf eine mehr oder weniger kann es Euch doch nicht ankommen.“
Nach einem perfekten Augenaufschlag betrachtet sie ihn unter ihren langen
Wimpern hervor mit unschuldigem Blick.
    „Einen Teufel werd’ ich tun“,
ruft er verdutzt, was sie resigniert ausatmen lässt.
    „Aber ich liebe Euch nicht“,
erwidert sie verzweifelt.
    Er lacht auf. „Das musst du
auch nicht, um Spaß daran zu haben.“
    Sie blickt ihn wütend an. „Das
kommt ganz auf Euer Können an“, giftet sie erbost, worüber er ungläubig den
Kopf schüttelt.
    „Du hast wahrlich ein loses
Mundwerk“, bemerkt er aufgeräumt, bevor er unvermutet ihre Hand ergreift und
diese gegen seinen muskulösen Bauch drückt.
    Sie zieht ihre Hand entsetzt
wieder zurück, als hätte sie sich verbrannt und sieht ihn verschreckt wie ein
Opferlamm an. Daraufhin berührt er ihre Wange. Sie schließt die Augen und
verkrampft sich. Als er die Hand zurück nimmt, hält sie die Augen weiterhin
verschlossen. Denn nichts auf der Welt fürchtet sie mehr als das, was er jeden
Moment mit ihr vorhat. Doch nichts geschieht. Irritiert blinzelt sie. Als sie
gewahrt, dass er sich splitternackt auf einem Knie vor ihr niederlässt, reißt
sie die Augen erschrocken weit auf. Die Schamesröte schießt ihr heiß ins
Gesicht. Für ihn jedoch scheint es das Normalste der Welt zu sein, sich vor
einem fremden, jungen Ding, wie sie es ist, zu entblößen. Ohnmächtiger Zorn
über ihre Ausgeliefertheit und die Selbstverständlichkeit, mit der er ihren
Körper beansprucht, überkommt sie. Doch er verfliegt so rasch, wie er kam, als
der Lord beginnt, sie genüsslich zu entkleiden. Sie wagt nicht, seinen

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