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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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Worte,
verwirft sie dann jedoch kopfschüttelnd. „König Edward hat viel zu lange
einfach nur zugesehen. Diese ganzen Überfälle auf unsere nördlichen
Grafschaften ...“, wendet sie ein. „Er brach einfach den Schottlandfeldzug ab, den
sein Vater auf den Weg gebracht hatte, wodurch sich diese Schottenhunde
unbehelligt wieder erholen konnten.“
    Malcom legt sein Schwert an und
nickt. „Er hat gewaltige innere Schwierigkeiten mit einigen Baronen des
Parlaments“, erklärt er, während er sich den Schwertgürtel so zurecht zieht,
dass ihm die Scheide optimal an seiner linken Seite sitzt. „Er braucht nun
einen Erfolg gegen Schottland, um seine Stellung gegen die Opposition zu
stärken. Andernfalls würde er sich wohl kaum an diesem kargen Landstrich die
Finger verbrennen wollen. Er beweist meiner Meinung nach mehr Weitsicht in
diesem Krieg, als manch einer ihm zugesteht.“
    „Sein Vater hat ihm ja einiges
vorgelegt. ... Edward The Longshanks hätte niemals so lange gezögert wie er“,
beharrt sie selbstsicher, worauf ein nachsichtiges Lächeln seinen Mund
umspielt.
    „Da hast du wohl Recht“,
antwortet er seufzend, was sie beinahe glauben lässt, er würde diesen Umstand
bedauern. Er setzt sich zu ihr aufs Bett und greift nach einem seiner Stiefel.
„Ein Leben lang hat er sich an ihnen die Zähne ausgebissen. Und es hat ihm
keinen längerwährenden Erfolg gebracht. ... Wenn man einer Schlange auf den
Schwanz tritt, beisst sie eben.“
    Sie schüttelt den Kopf, da sie
seine Sichtweise nicht teilt. Sie hasst die Schotten. Diese wilden Horden sind
einfach schon zu oft in Thornsby eingefallen, als dass sie ihnen noch
Verständnis entgegenbringen könnte. Stillschweigend beobachtet sie, wie er in
seine Stiefel fährt. „Wo sammelt Edward denn sein Heer?“
    Mit einem spöttischen Lächeln
sieht er auf. „Es scheint dich ja mächtig zu interessieren.“
    Verwundert hebt sie die fein
geschwungenen Brauen. „Natürlich! Wen denn nicht? ... Man erfährt in diesem
entlegenen Winkel hier doch sonst nichts über die neuesten Ereignisse.“
    Er prüft den Sitz der Riemen
seiner Sporen an den Stiefeln und gibt abschließend einem der beiden Radsporne
einen spielerischen Schnipps, so dass sich dieser emsig dreht. „Die Schotten
belagern gerade Stirling Castle.“
    „Oh, wieder mal Stirling
Castle. ... Das hatte Longshanks doch bis zuletzt widerstanden, oder“, fragt
sie im Plauderton.
    Er nickt. „Es ist von
außerordentlich strategischer Bedeutung. Nachdem The Bruce peu à peu alle
schottischen Burgen in englischer Hand zurückeroberte ist es nun die letzte
Festung, die WIR noch in Schottland halten. Wenn bis zum Johannestag kein
englisches Entsatzheer eintrifft, wird Mowbray, der Kommandant der
Burgbesatzung, die Festung nach den Geboten der Ritterlichkeit an die Schotten
übergeben.“ Er steht auf und zwingt den Blick auf ihr Gesicht, mühsam darauf
bedacht, sein Augenmerk nicht an ihrem schönen Körper herabwandern zu lassen.
„Edward sammelt sein Heer bei Berwick-upon-Tweed.“
    Mit versonnenem Nicken kommt
sie vom Bett herunter und beginnt, sich anzukleiden. „Ich muss ins Dorf.“
    Er fixiert sie. „Ich habe
beschlossen, dass du hier bleibst.“
    Joan wendet sich langsam zu ihm
herum und mustert ihn ungläubig. „Wie meint Ihr das? Ich bin verheiratet!“
    „Ich habe mein Einverständnis
zurückgezogen“, erklärt er ihr unverblümt.
    Sie ist schockiert. „Was? ...
Aber mit welcher Begründung?“ Mit in die Seite gestemmten Händen lässt sie ihn
beunruhigt nicht aus den Augen.
    „Inzest“, entgegnet er,
offenbar ganz verwundert über ihre Frage.
    Joan ringt nach Luft. „Aber ich
bin mir doch keineswegs sicher, ob er wirklich mein Bruder ist!“
    „Ich schon. Ähnlicher könntet
ihr euch in der Tat nicht sehen. ... Ihr seid Raymond beide wie aus dem Gesicht
geschnitten“, bekundet er, woraufhin sie nachdenklich schweigt. Es ist lange
her, dass sie sich in einem Spiegel sah und das Gesicht ihres Vaters schwand
ihr in den vergangenen Jahren immer mehr aus dem Gedächtnis. Plötzlich wird sie
wütend. „Ich wünschte, man würde nicht ständig über meinen Kopf hinweg über
mich entscheiden!“
    Er zuckt erhaben die Schultern.
„Sei froh, dass es so ausgegangen ist. Im Grunde wollte ich dieser Verbindung
nie zustimmen. Ich tat es in dem Glauben, sie entspräche deinem Herzenswunsch.“
    „Oh, wie selbstlos von Euch.
Ich sehe nur, dass Ihr dabei am besten weggekommen seid!“
    „Was hast du

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