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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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sieht.“
    „Erwähne nicht seinen Namen“,
stößt sie schluchzend hervor, was ihn ins Grübeln bringt. Plötzlich lässt er
einen leisen Pfiff vernehmen.
    „Sag bloß, diese süße Magd
eben“, raunt er erhellt. Auf Joans erneutes herzerweichendes Weinen hin räuspert
er sich. „Oh. Joan, es tut mir leid für dich.“
    Statt ihm zu antworten ergibt
sie sich völlig dem Fluss ihrer Tränen. Doch seine Nähe tut ihr gut. Allmählich
beruhigt sie sich wieder. Sie ist müde, der Probleme überdrüssig. Alles könnte
so leicht sein. Sie legt ihre Hand auf seinen Bauch und spürt, wie sehr sie
sich von ihm angezogen fühlt. Warum sollte sie diesem Gefühl nicht endlich
nachgeben?
    Sie berührt sein Gesicht,
tastet nach seinen Lippen, richtet sich kurzerhand auf und küsst ihn.
    Er zieht die Luft ein, erwidert
jedoch ihren Kuss.
    Sie wird mutiger, öffnet seinen
Gürtel über der Tunika und fährt ihm unter dem Hemd über den bloßen Bauch und
dann weiter hinunter über seine Bruech. Sie hört, wie er schluckt. Streichelnd
erkundet sie seinen Körper. Er ist ihr seltsam vertraut und sie will ihn wieder
in sich spüren. Amál stöhnt. Doch plötzlich nimmt er ihre Hand und schiebt sie
zurück auf seinen Bauch.
    Er atmet tief durch. „Gott, ich
kann nicht glauben, was ich da tue.“
    „Amál?“ Sie richtet sich auf.
    Er drückt eindringlich ihre
Hand. „Joan. Sei ehrlich, du willst mich nicht wirklich. In Wahrheit ist es
Malcom, den du begehrst. ... So sehr mich auch nach dir verlangt, ich verspüre
keine Lust, dich über ihn hinwegzutrösten. ... Entweder, ich kriege dich ganz,
oder überhaupt nicht.“
    Sie spürt, dass er Recht hat
und ihr Zögern sagt ihm, woran er ist. Laut ausatmend fährt er sich über die
Haare. Dann legt er sich ihr zugewandt auf die Seite und berührt ihr Gesicht.
„Du kannst kaum ermessen, was du mir bedeutest. Doch mehr als eine tröstende
Umarmung kann ich dir im Moment nicht geben.“
    „Amál, es ist nicht so, dass du
mir nichts bedeuten würdest, im Gegenteil ...“
    „Scht.“ Er legt einen Finger
über ihre Lippen. „Ich kann warten. Es sollte alles klar zwischen dir und ihm
sein. Und solange du noch solche Tränen um ihn vergießt, habe ich keine
Chance.“
    Sie schmiegt sich an ihn und er
nimmt wieder seinen Arm um sie herum. Als sie daraufhin vertraulich eine Hand
auf seine Brust legt, umschließt er diese mit der seinen. Sie ist vollkommen
ruhig, fühlt nur noch die Wärme, welche sein Körper ausstrahlt. Langsam gleitet
sie in den Schlaf.

Joans böse
Geister
    Sie erwacht
im Morgengrauen und spürt, dass er nicht mehr neben ihr liegt. Versonnen
streicht sie über die Stelle ihres Lakens, an der er lag, woraufhin sie
plötzlich ein geräuschvolles Ausatmen vernimmt. Erschrocken fährt sie herum und
erblickt Malcom auf einem der Stühle beim Tisch sitzend. Seiner nachlässigen
Haltung nach scheint er dort schon lange zu weilen. Er hat den Kopf gegen die
hohe Lehne gelegt und sieht sie mit auf dem Bauch verschränkten Händen traurig
an. Seine langen Beine hat er leicht gespreizt aufgestellt, sitzt völlig ruhig,
doch nur scheinbar entspannt, wie sie weiß. Plötzlich deutet er ein Kopfschütteln
an und fährt sich mit beiden Händen langsam übers Gesicht. Ihr wird vor
panischer Bestürzung heiß. Denn zweifellos weiß er von Amál. Vermutlich hat er
ihn aus ihrer Tür herauskommen sehen, war wie schon so oft zur falschen Zeit am
falschen Ort. Eine Gabe, die auch sie besitzt. Als sie wieder an die hübsche
Magd denkt, dreht sie sich weg von ihm auf die Seite, wobei sie sich das Kissen
über den Kopf zieht. Er soll ihre Tränen nicht sehen. Doch kann er unmöglich
ihr Schluchzen überhören.
    „Joan, warum hast du das
getan?“
    Sie lacht gequält auf.
Ausgerechnet ER macht ihr Vorwürfe! Aufgebracht setzt sie sich hoch und blitzt
ihn aus verweinten Augen an. „Das frage ich DICH!“
    Irritiert zieht er die
Augenbrauen zusammen. „Was meinst du?“ Er setzt sich aufrecht hin und lässt sie
nicht aus den Augen.
    Mit einem verächtlichen
Schniefen wischt sie sich die unliebsamen Tränen von den Wangen. „Hast du schon
die hübsche Magd vergessen, die des Nachts dein Zimmer verließ? ... So
aufgeschreckt ist bisher noch niemand vor mir davongelaufen!“
    Malcom starrt sie entgeistert
an. „Joan, sie hat meine Verletzung versorgt“, erklärt er ruhig.
    Sie zieht geräuschvoll die Luft
ein. Ungläubig erforscht sie seine undurchschaubare Miene. Doch er hält ihrem
Blick

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