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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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Männern gleichzeitig
hingezogen fühlen?
    „Amál, du verwirrst mich. ...
Wir sollten es für heute genug sein lassen.“
    „Joan. Sag mir, ob ich damit
aufhören soll.“
    Wortlos steckt sie das Schwert
in die Scheide.
    Er atmet durch. „Ich weiß
nicht, woran ich bei dir bin. Man wird nicht schlau aus dir.“
    „Ja, hör damit auf. ... Ich mag
dich mehr, als ich zugeben dürfte. Doch ich kann das Malcom nicht antun.“
    „Du liebst ihn noch immer“,
stellt er ernüchtert und gleichsam vorwurfsvoll fest.
    „Ja. Wir haben gerade eine
schwere Zeit. Doch ich hoffe, dass wir darüber hinwegkommen.“
    Nickend blickt er nach unten in
den niedergetretenen Schnee zu seinen Füssen. „Er hatte wohl einfach das Glück,
der Erste zu sein.“
    Joan legt ihm versöhnlich die
Hand auf die Schulter. „Ja, vielleicht. Komm, lass uns zurück zur Burg gehen.“
    Er blickt sie an und nickt
wortlos. Auch auf ihrem Rückweg ist er schweigsam, was sie unter anderen
Umständen als ungewöhnlich empfunden hätte. Doch sie ist froh darüber, dass er
ihr derart das Messer auf die Brust setzte. Nun sieht sie wenigstens wieder
klarer.
    Zurück auf der Burg gehen sie
sich vorerst aus dem Wege, treffen sich jedoch beim Abendmahl in der Halle
wieder. Joan setzt sich ihm gegenüber. Ihren Platz neben Malcom nimmt sie schon
lange nicht mehr ein. Isa hockt sich neben sie auf die Bank. Nur zögerlich
greift das Kind zu einer Scheibe weißen Brotes. Sie ist schmaler geworden und
in letzter Zeit in sich gekehrt.
    Joan hatte sie bereits seit
längerem beobachtet. „Isa, was bedrückt dich?“
    Die Kleine blickt auf.
„Nichts.“
    Joan runzelt die Stirn. „Du
siehst immer so traurig aus, oder irre ich mich?“
    Isa schweigt in sich hinein,
wobei sie von ihrem Brot abbeißt. „Joan? Können sie eigentlich wiederkommen?“
    Joan grübelt, was sie meinen
könnte. „Die Männer, vor welchen du dich mit Gabriel versteckt hast?“
    Isa nickt. „Habt ihr sie alle
getötet“, fragt sie hoffnungsvoll.
    „Nein. Es sind viele entkommen.
Aber sie werden sich bestimmt nicht mehr zurückwagen. Wir haben sie das
Fürchten gelehrt.“
    „Warum haben sie meine Freunde
getötet?“
    Joan sinnt über eine Antwort
nach. Etliche Kinder des Gesindes wurden getötet, als sich diese ihrer
Schneeballschlacht wegen bei dem unteren Tor aufhielten. Die Wachen waren durch
die fröhliche Kindermeute abgelenkt und als Percys Männer erst einmal über die
Brücke herüber waren, suchte ein Jeder sein Heil in der Flucht. Es war tragisch
und ein entsetzlicher Verlust. Darüberhinaus hatten auf ihrer Seite noch
etliche Waffenknechte ihr Leben gelassen. Eine geringe Zahl jedoch im Vergleich
zu Percys zwei Dutzend Toten.
    „Weißt du, es gibt Menschen,
die sehr grausam sein können, um etwas Bestimmtes zu erreichen. Und solche hast
du nun selbst einmal erlebt. Sie wollten Raymond und mich töten, damit wir dem
König nicht ein wichtiges Geheimnis verraten. Wenn er es nämlich erfährt, wird
er böse auf sie sein und sie bestrafen. Sie wollten jeden töten, der ihnen
dabei in die Quere kam.“
    Isa hat ihr aufmerksam
zugehört. „Ich habe trotzdem Angst, dass sie wiederkommen. Ich krieche jetzt
immer mit in Gabriels Bett, damit ich nicht alleine schlafen muss. Sonst
fürchte ich mich.“
    „Oh Kleines.“ Joan streicht ihr
mitfühlend übers Haar. „Ich glaube zwar wirklich, dass sie nicht noch einmal
zurückkommen, aber wir können uns ja gemeinsam überlegen, was du machen kannst,
wenn sie es dennoch tun.“
    Isa lächelt sie an. „Ich werde
es mir alleine überlegen und dich dann fragen, ob es gut ist, ja?“
    „Einverstanden.“ Es wird Isa ablenken
und ihr hoffentlich ein wenig die Angst nehmen.
    Joan verspeist ihr restliches
Stück Wildschweinlende, wischt sich die Hände an Heda ab, die ihr zu Füßen
liegt, und streckt sich.
    „Joan?“
    Sie blickt neben sich in
Gerolds fragendes Gesicht.
    „Ich wollte dich schon längst
bitten, dir einmal mein Bein anzusehen. Es schmerzt mich seit dieser
verfluchten Schlacht bei den Tümpeln. Ich kann es immer weniger belasten.“
    „Seit Bannockburn, sagst du?
Dann wird’s aber Zeit!“ Dabei wusste sie von seinem Leiden, schob es jedoch aus
Zeitmangel immer vor sich her, ihn danach zu fragen. Und dass er nicht selbst
auf sie zukam, ließ sie die Dringlichkeit herunterspielen. Offenbar getraut er
sich erst jetzt zu ihr, nachdem sie etlichen Männern erfolgreich die Wunden behandelte,
welche diesen beim Überfall

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