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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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stand, schüttelt mit einem Male deprimiert den Kopf. Es beschleicht sie
das bange Gefühl, dass er die unglaubliche Wahrheit sagt. Ihre Augen weiten
sich entsetzt, als es ihr zur Gewissheit wird.
    „Du scheinst kein großes
Vertrauen in mich zu setzen“, stellt er niedergeschlagen fest.
    „Malcom.“ Sie fährt sich bewegt
durch die Haare, lässt dann die Hände sinken und betrachtet ihn herausfordernd.
„Du vertraust mir ja offenbar ebenso wenig.“ Sie atmet durch. „Er hat mich
lediglich im Arm gehalten. Ich war absolut neben mir.“ Wie froh ist sie, dass
sie ihm dies sagen kann. Plötzlich ist sie Amál unendlich dankbar.
    Malcom sieht ihr nachdenklich
ins Gesicht. „Ist das wahr?“ Auf ihr Nicken hin lehnt er sich wieder zurück,
wendet dabei jedoch die Augen nicht von ihr ab.
    Joan betrachtet ihre Hände auf
dem Schoß. „So weit ist es mit uns gekommen.“ Verzweifelt richtet sie die Augen
kurz hinauf gegen die Decke und dann wieder auf ihn. „Warum kann es nicht mehr
so sein, wie früher?“
    Er hebt eine schwarze,
feingeschwungene Braue. „Das kannst nur du beantworten.“ Flüchtig streicht er
sich über die Stirn, erhebt sich dann abrupt und geht zum Fenster neben ihr,
vor welchem er das Pergament nach oben nimmt und hinaus blickt. „Ich glaubte,
du kämst von selbst zu der Einsicht, dass es keinen Sinn macht, mir
auszuweichen. Du schiebst es lediglich vor dir her. Doch deine Angst vor mir
muss größer sein, als ich für möglich hielt.“ Er lässt das Pergament
zurückfallen und dreht sich zu ihr herum. „Oder hast du deine Liebe zu mir so
schnell verloren, dass es dich in die Arme eines anderen treibt?“
    „Nein“, ruft sie trotzig. Sein
beinahe belehrender Ton reizt sie. Doch sie weiß, dass er Recht hat.
    Er atmet hörbar durch. „Joan,
wenn du dich nicht damit auseinander setzt, wirst du mich verlieren, ist dir
das bewusst?“
    „Oh Malcom, zwing mich nicht
dazu“, bittet sie kläglich. „Ich habe solche Angst davor, mich zu erinnern.“
Sie sieht gepeinigt zu ihm auf. „Es macht mich kaputt. Nichts wird mehr so
sein, wie zuvor, wenn ich es weiß.“
    Nickend blickt er zu Boden.
„Ich hätte dich damals nicht derart bedrängen dürfen.“ Rastlos geht er
plötzlich einige Male vor ihr auf und ab und macht sie damit nur noch nervöser.
Sie bemerkt, dass er leicht hinkt. Dann stemmt er die Hände in die Seiten und
bleibt vor ihr stehen. „Wie soll es mit uns weitergehen, wenn du mir
ausweichst? Wenn ich dich nicht berühren darf, damit du nicht schreiend vor mir
davonläufst? ... Du entfernst dich allmählich von mir. Und ich kann nichts
dagegen tun.“ Er fährt sich übers Gesicht. „Ich habe keine guten Aussichten
gegen Amál, Joan“, raunt er niedergeschlagen, woraufhin sie aufgewühlt seine
Hand nimmt.
    Es erstaunt ihn.
    „Du hast den Vorzug, dass ich
dich liebe. ... Malcom. Gib mir Zeit, mit meinem Problem fertig zu werden. Ich
glaube, dass ich diese Ängste gut im Griff haben kann. Nur, wenn ich überrascht
werde, machen sie sich selbständig.“
    Er seufzt. „Du beherrschst es
vollendet, sie gleich wieder in die dunkelsten Tiefen deiner Seele zu
verbannen, wenn sie langsam hochgekrochen kommen.“
    Sie nickt nachdenklich.
    „Du wirst sie trotzdem nicht
aufhalten, Joan. Sie werden immer schneller über dich kommen. Durch irgendetwas
wurden sie geweckt und werden nicht ruhen. Wenn du sie zuließest, wäre ihnen
endlich der Schrecken genommen.“
    „Nein, ich bin noch nicht so weit“,
erwidert sie eindringlich. Insgeheim fürchtet sie, nie so weit zu sein und
hofft, diese Ängste würden mit der Zeit einfach wieder abebben.
    Er atmet laut aus und nickt
schließlich einsichtig. Dabei greift er sich an den linken Oberschenkel.
    Es ist ihr nicht entgangen.
„Ich will mir dein Bein ansehen. Setz dich zu mir aufs Bett“, fordert sie ihn
auf, wobei sie neben sich auf die Matratze schlägt.
    Malcom jedoch schüttelt
bedächtig den Kopf. „Es ist mir noch zu warm von Amál.“
    Sie schluckt. Der Hieb saß. Doch
sie hat ihn vermutlich verdient. „Gut, dann auf den Stuhl.“
    Er ist unschlüssig. „Bist du
sicher? Wenn du wieder schreiend vor mir davonläufst ..., ich könnte das nicht
noch einmal ertragen.“
    Sie erhebt sich und geht
demonstrativ zu einem der Stühle hinüber. Fragend dreht sie sich nach ihm um.
Er kommt zögernd auf sie zu, bleibt vor ihr stehen und mustert sie mit
gemischten Gefühlen. Schließlich hebt er seine Tunika an, nestelt den linken
Beinling

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