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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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sie mit
diesem Wissen umgehen soll. Es verunsichert sie. Doch war es zu schön, um
bedrohlich sein zu können. Mit einem Male begreift sie, dass es ihr Leben
verändern wird, dass sie selbst sich verändert hat. „Ganz die Alte“, murmelt
sie versonnen. „Ich fürchte, nicht ...“
    „Joan?“
    „Entschuldige“, stammelt sie.
„Ich bin noch etwas verwirrt.“ Beim Anblick von Blanches dickem Bauch lächelt
sie ahnungsvoll. Denn nun glaubt sie zu wissen, woher das Licht in ihrer Mitte
kam. Offenbar wird alles Lebendige von einem solchen umgeben.
    Blanche setzt sich seufzend
neben sie und streicht ihr mitfühlend übers Haar. „Kein Wunder, bei dem, was du
durchgemacht hast. Ich kenne Keine, die sich je vom Kindbettfieber erholt
hätte. Außer dir“, meint sie nachdenklich und lässt kurz darauf ein
unbehagliches Räuspern vernehmen. „Joan, du warst für einen entsetzlichen
Moment lang wie tot.“
    Joan schluckt trocken. Sie
ahnt, dass sie es wohl tatsächlich war. Doch kann sie dies niemandem
anvertrauen. Man würde sie womöglich für mit dem Teufel im Bunde halten.
    „Wo ist Fiona“, fragt sie matt,
worauf sich Blanche erstaunt zeigt.
    „Fiona? ... Hast du vergessen,
dass sie mit Leander verschwand? Niemand weiß, wo sie ist, Joan.“
    Es stürzt Joan in noch tiefere
Verwirrung. Denn wer sollte es sonst gewesen sein, den sie als Fiona zu
erkennen geglaubt hatte? Aus einem nun unerfindlichen Grund war sie ganz
sicher, dass es niemand anderes gewesen sei. Denn sie selbst hatte sie um Hilfe
gebeten. Beruhte die schlanke, hell leuchtende Gestalt nur auf der Kraft ihrer
Einbildung?
    „Soll ich dir Robert bringen“,
reißt Blanche sie aus der Versonnenheit, während sie Joans nasses Hemd mustert.
    Es ist Joan nur zu Recht. In
Vorfreude auf ihren Sohn richtet sie sich gar ein wenig hoch. „Oh bitte“, fleht
sie beinahe.
    Blanche erhebt sich
verständnisvoll, um jedoch noch kurz bei ihr zu verharren. „Es waren die
längsten und schrecklichsten zwei Wochen, die ich je erlebte. Am ärgsten
machten sie Malcom zu schaffen. Raymond wusste nicht mehr, um wen von euch
beiden er sich mehr sorgen sollte.“ Sie atmet durch, beugt sich mit einem Male
über Joan herab und drückt sie ganz fest. „Wie froh ich bin, dass du es
geschafft hast“, murmelt sie. Als sie sich wieder von ihr löst, lächeln sie
sich einhellig an. Blanche wendet sich daraufhin zur Tür um. Wenige Augenblicke
später ist Joan wieder allein mit sich und der zurückkehrenden Ungewissheit.
Doch nur kurz. Die Tür wird vorsichtig aufgedrückt und lässt Malcom mit einem
voll beladenen Tablett eintreten.
    Sie lacht belustigt, als sie
der Fülle von verschiedenen Fleischsorten, Gemüse, Brotscheiben und einer
dampfenden Schüssel ansichtig wird. „Für was hältst du mich! Die alles
verschlingende Skylla?“
    Malcom setzt das Tablett neben
ihr auf der Matratze ab und zuckt die Schultern. „Ich weiß doch nicht, worauf
du Appetit hast.“ Er nimmt die Schüssel mit einer dampfenden Fleischbrühe vom
Tablett und steckt einen Holzlöffel hinein. „Das hier solltest du auf jeden
Fall zu dir nehmen, wie mir ans Herz gelegt wurde.“
    Ihr Versuch, ihm die Schüssel
abzunehmen, scheitert kläglich. Sie ist schwächer, als sie es für möglich
gehalten hätte und sinkt resigniert wieder zurück auf die Seite. Die Brühe
duftet betörend, so dass sich ihr unter vernehmlichem Knurren schmerzhaft der
Magen zusammenzieht.
    Malcom setzt sich zu ihr. Er
schöpft etwas von der Brühe auf den Löffel, pustet darüber und legt ihn ihr an
die Lippen. Joan schlürft gierig ab, um ungeduldig der nächsten Portion zu
harren. Sie zieht eine Grimasse. „Hast du mich endlich so weit, dass ich dir
aus der Hand fresse?“
    Mit angedeutetem Lächeln flößt
er ihr einen weiteren Löffel ein. „Ich werde dich wohl nie zahm kriegen. ...
Bei Heda war es einfacher“, stellt er zu ihrem missbilligenden Stöhnen fest.
    Als sie die Schüssel geleert
hat, fühlt sie sich schon weniger schlapp. Er schiebt ihr ein Kissen hinter den
Rücken, so dass sie sich bequem anlehnen kann, und reicht ihr eine Scheibe
helles Weizenbrot.
    Es klopft kurz an, bevor
Blanche mit Robert im Arm eintritt. Raymond späht ungeduldig über ihren Kopf
hinweg und drängelt sich an ihr vorbei.
    „Joan. ... Gott sei’s gedankt“,
ruft er und wendet den Blick nicht von ihr ab, während er neben Malcom kommt.
„Wir hatten dich schon aufgegeben“, bemerkt er, wobei er ihre Hand nimmt. „Es
ist ein

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