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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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kann. ... Komm.“
    Sie verlassen ihr Gemach und
klopfen kurz an die Tür von Malcoms Kemenate. Agnes, Roberts Amme, öffnet.
    „Robert schläft. Bitte achte
auf ihn, während wir in der Halle sind“, weist Joan die junge Frau kühl an.
    „Natürlich, Mylady“, antwortet
Agnes und schließt lächelnd die Tür hinter sich.
    Joan nickt ihr noch knapp zu
und lässt sich von Malcom an der Hand zum Treppenturm führen.
    „Du solltest bedenken, dass es
auch für sie nicht leicht sein könnte“, raunt er ihr zu.
    Joan runzelt grüblerisch die
Stirn.
    „Der Grund, aus welchem sie
Robert stillen kann, liegt doch wohl auf der Hand“, bemerkt Malcom daraufhin,
was sie erschrocken die Luft einziehen lässt.
    „Du meinst, sie verlor ihr
Kind“, fragt sie bestürzt.
    Er nickt und betrachtet sie
plötzlich besorgt. Denn Joan ist stehen geblieben und fährt sich schniefend
durch ihr langes, offenes Haar. Dann wischt sie sich die Tränen weg und winkt
kopfschüttelnd ab.
    „Ich hasse das“, faucht sie.
    Malcom zieht sie seufzend an
sich. Schon seit Tagen ist sie äußerst empfindsam.
    „Wann bin ich endlich wieder
ich selbst“, klagt sie.
    „Das vergeht schon. ... Es ist
doch ein geringer Preis für dieses Kind, oder?“
    Sie atmet durch und lächelt.
„Du hast Recht.“
    Auffordernd streckt er ihr die
Hand entgegen. „Komm. Du brauchst etwas Ablenkung. Ich stelle dir meine neuen
Ritter vor.“
    Erleichtert nickend folgt sie
ihm Hand in Hand weiter treppab. „Ich hoffe nur, dass keinem von ihnen das
Pferd starb oder sich einer beim Turnier die Haut ritzte“, scherzt sie
selbstkritisch.
    Sie erreichen die Vorhalle und
stoßen auf das geschäftige Gesinde, welches voll beladene Tabletts in die Halle
trägt. Man grüsst sie erfreut. Zu Joans Überraschung sind zwei Pagen darunter.
    Die Stimmung in der Halle ist
wie üblich ausgelassen. Man versteht nur mit Mühe das eigene Wort.
    „Meine Güte“, ruft Joan und
schüttelt beim Anblick des Quertisches beinahe ungläubig den Kopf. Er ist bis
auf ihre beiden Plätze voll besetzt. „Wie lange war ich krank?“
    Malcom lacht. „Seit du das
letzte Mal hier unten warst, ist beinahe ein Monat vergangen.“ Er dirigiert sie
um die Tafel herum auf ihren Platz. Sie bemerkt die neugierigen Blicke und
setzt sich, gespannt in die Runde blickend, die nun erstaunlich viel ruhiger
geworden ist.
    „Mal, sie sieht doch aus wie
gemalt. Ich dachte, deine Frau sei todkrank“, poltert ein braun gelockter,
massiger Hüne direkt ihr gegenüber los und fährt sich lachend über den
kurzgeschnittenen Vollbart. Die anderen stimmen johlend ein.
    „Dieser grobschlächtige Kerl
hier ist Rupert. Wie du vermutlich bemerkt hast redet er, wie ihm der Bart
gewachsen ist“, ruft Malcom, um das raue Gelächter zu übertönen. Rupert
seinerseits erhebt sich nun schmunzelnd und neigt das Haupt mit vor die Brust
gelegter Hand vor Joan. „Auch zu Euren Diensten, Mylady.“
    Sie nickt ihm lächelnd zu.
    „Du wolltest sie wohl vor uns
geheim halten, was? Schande über dich“, ertönt eine ebensolch dröhnende Stimme
rechts von Joan, worauf sie sich vorbeugt, um ihren Besitzer in Augenschein zu
nehmen. Sie stößt einen überraschten Ruf aus, der wiederum durch herzliches
Gelächter quittiert wird. Der Mann gleicht Rupert bis auf den Bart aufs Haar
genau.
    „Gott strafte uns gleich
doppelt. Jeremy, sein Zwillingsbruder“, kommentiert Malcom und Besagter erhebt
sich überraschend galant, um sich ebenfalls vor Joan zu verneigen.
    Malcom nickt Ruperts Nebenmann
zu, einem im Vergleich zu seinem Nachbarn schmal gebauten, besonnen blickenden
Blonden. „Angus. Er sollte damals mit John und Amál aus London eintreffen, doch
ihn übermannte das Fleckfieber.“
    „Eher seine unzüchtige Wirtin“,
ruft Jeremy, worauf alles erneut grölt. Angus erhebt sich lächelnd und verneigt
sich vor Joan.
    Amál neben ihm beugt daraufhin
grinsend ebenfalls das Haupt vor ihr und sie lächelt ihm zu.
    „Neben Amál folgt Kenneth, ein
Cousin von Rupert und Jeremy sowie einer der Wenigen, die von Brix geduldet
werden.“
    Kenneths Stirn ziert eine
schreckliche Narbe. Vermutlich war jemand versucht, ihm den Schädel mit einer
Axt zu spalten. Er verneigt sich elegant vor ihr, wobei er sich schmunzelnd
eine braune Lockensträhne aus dem Gesicht streicht.
    „Ian, Johns Halbbruder. Steht
dessen scharfem Verstand in nichts nach“, fährt Malcom fort.
    Ian erhebt sich mit einer
Dankesgeste Richtung Malcom und verneigt den

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