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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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lockigen roten Schopf vor Joan.
    „Shepherd kennst du bereits.
Meine rechte Hand in der Schlacht“, betont er noch bedeutungsvoll zur
lauthalsen Belustigung seine Männer.
    Shepherd erhebt sich ebenfalls
und beugt vergnügt das Haupt.
    „Ich würde ihm nicht folgen wie
ein blödes Schaf“, bemerkt Jeremy daraufhin laut.
    „Nein, eher wie ein
wutschnaubender Ochse“, erwähnt Kenneth und das darauf folgende Gelächter
dröhnt Joan in den Ohren. Sie weiß, worauf Jeremy anspielt, denn mittlerweile
ist ihr bekannt, wie Shepherd zu seinem Spitznamen kam. Malcoms Ritter folgten
ihm während eines Scharmützels mit einer Bande brandschatzender Schotten wie
treudumme Schafe, da sie ihn in der Dämmerung für ihren Dienstherrn hielten.
Malcom musste sich erst wieder zu ihnen durchbeißen, um nicht auf weiter Flur
allein gegen den Feind zu stehen. Seitdem nennen sie ihn Shepherd, ihren
Schafhirten. Sie weiß nicht einmal seinen richtigen Namen, wie ihr auffällt.
    Als sich der Tumult gelegt hat,
fährt Malcom fort und deutet kurz auf einen Mann mit durchdringenden schwarzen
Augen und langem Haar von der gleichen Farbe, welches sein helles Gesicht glatt
anliegend umrahmt. Sie kennt ihn.
    „Raban. Er dürfte dir noch von
Bannockburn bekannt sein. Bis vor kurzem diente er in der königlichen
Leibgarde. Nun berührt er den unwürdigen Staub dieser Halle mit seinen
erlauchten Füßen.“
    Raban deutet schulterzuckend
ein Lächeln an, erhebt sich mit gespielt verklärter Miene, um sich dann behände
vor ihr zu verneigen. Die Männer begleiten es mit rhythmisch auf die Tafel
schlagenden Fäusten sowie im selben Takt erklingenden dunklen Rufen. Tabletts
und Krüge springen auf und ab, etliche Kelche kippen um und ergießen ihren
Inhalt auf Tafel und Hallenboden, dass die zuvor dösenden Hunde hochschrecken.
    „So hast du überlebt“, stellt
Joan an Raban gewandt fest, als sich der Lärm etwas gelegt hat.
    Dieser schmunzelt. „Kein
leichtes Unterfangen, nachdem sich Edward allein in Dunbar einschiffte und nach
Süden absetzte. ... Es haben nur wenige Männer seiner Leibwache den Landweg
nach England überstanden.“
    Einige Männer spucken laut
vernehmlich auf den Hallenboden aus, um ihren Standpunkt zu dieser Begebenheit
und insbesondere zum König klar zu machen.
    „Zu guter letzt Leroy, ehemals
treuer Waffengefährte deines Bruders Gabriel und bekennender Hasser Percys“,
fährt Malcom unberührt von diesem Affront fort.
    Besagter kommt schwankend auf
die Beine und senkt das blond gelockte Haupt in ihre Richtung. Es herrscht
plötzlich betretenes Schweigen. Scheinbar kannten sie ihren Bruder gut.
    „Auf Euch, schöne Schwester!
Und auf Gabriel“, ruft Leroy nicht mehr ganz nüchtern, hebt seinen Kelch und
trinkt ihr zu.
    Die anderen erwachen aus ihrer
Starre, erheben sich nun ebenfalls und fallen lautstark ein. Unzählige Becher
und Kelche schlagen klirrend gegeneinander, um meist einiges ihres feuchten
Inhaltes zu verschütten, bevor sie sich Joan entgegen richten.
    Lächelnd nimmt sie ihren
Weinkelch zur Hand und trinkt ihnen zu.
    Malcom eröffnet schließlich die
Tafel, indem er Joan eine Hasenkeule vor die Nase legt. Seine Männer fallen
daraufhin gut gelaunt über die vollen Tabletts her.
    „Du hast die Knappen
vergessen“, bemerkt Joan an Malcoms Ohr geneigt, wobei sie in Richtung sieben
junger Burschen nickt, die am einen Ende der Tafel speisen. Aus leidlicher
Erfahrung weiß sie, wie wenig Aufmerksamkeit man den Knappen zollt, sie statt
dessen zumeist unsanft herumkommandiert. Dabei leisten sie treue Dienste,
schuften mitunter bis zum Umfallen, was leicht einmal bei diesen schnell
aufschießenden Jünglingen geschieht.
    „Hättest du dir die noch merken
können“, belustigt sich Malcom, woraufhin sie sich verdrießlich zeigt.
    „Du scheinst nicht viel auf
meinen Verstand zu geben“, bemerkt sie spitz.
    Er schüttelt nur grinsend den
Kopf, während er sich seinem Stück Schweinelende widmet. „Das scheint dir nur
so“, bringt er schließlich noch nuschelnd hervor.
    Sie bedenkt ihn mit ärgerlichem
Blick, um sich dann endlich der Hasenkeule in ihren Händen zuzuwenden. Je mehr
sie davon isst, desto größer wird ihr Appetit. So verspeist sie weiterhin ein
großes Stück Schweinelende, dazu beiliegende Mohrrüben und das als Unterlage
dienende, aus weißem Mehl gebackene Fladenbrot. Dann lockt sie noch eine
appetitlich anzusehende Rebhuhnpastete, die hält, was sie verspricht. Den
Abschluss krönen einige

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