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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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soeben das letzte Bein aus dem
groben Holzscheit, welches es zuvor war.
    Malcom lässt ein Räuspern
vernehmen. „Sag, was meintest du damals eigentlich damit, als du Ray
erklärtest, du wärest umgekehrt“, fragt er mit einer gehobenen Braue, während
er den Kopf zurück gegen den Stein lehnt und sie nicht aus den Augen lässt.
    Sie wendet den Blick vom hellen
Blau des Himmels auf sein erwartungsvolles Gesicht. „Es war eben so, wie du es
sagtest“, antwortet sie ruhig, um dann bei seiner verständnislosen Miene
hilflos zu seufzen.
    „Wie konntest du fühlen, was
ICH fühlte? Und wie war es möglich, dass du einfach ... wieder lebendig
wurdest“, dringt er weiter in sie ein.
    Ihr war klar, dass er ihr
früher oder später Fragen darüber stellen würde. Dennoch trifft es sie völlig
unvorbereitet. Während sie nach den richtigen Worten sucht, setzt sie sich hoch
und lehnt sich neben ihn an den von der Sonne erwärmten Stein.
    „Wenn ich dir alles erzähle,
was ich damals erlebte, hältst du mich für eine Irre“, murmelt sie resigniert.
    „Lass nichts aus.“
    Sie begegnet seinem ernsthaften
Blick. Das Schnitzzeug hat er neben sich ins Gras gelegt.
    „Andernfalls komme ich noch zu
dem Schluss, dass du mit dem Leibhaftigen im Bunde bist.“
    Sie ist bestürzt, da seine
ernste Miene nicht danach aussieht, als würde er scherzen. Durchatmend stützt
sie den Kopf in die Hände und betrachtet ihren Sohn. „Eher fühle ich mich mit
dessen Gegenspieler im Bunde. Ich glaube, für ganz kurze Zeit Einblick in die
Schöpfung gehabt zu haben.“ Sie betrachtet sein nunmehr nachdenkliches Gesicht.
„Ich kann diese Farben, dieses herrliche Licht nur schwer beschreiben. Es war
... beruhigend, göttlich. Ich sah euch alle ganz klar vor mir, umgeben von
buntem Licht, das aus euch zu kommen schien und wie die Flamme eines Feuers nie
richtig still stand. Und ich konnte mich mit euch verbinden, spürte, was mein
Verlust für Robert oder Ray und für dich bedeutete“, erklärt sie, wobei sie den
Kopf neben dem seinen gegen den Stein zurück lehnt. „Ich konnte dich nicht so
zurücklassen“, fährt sie flüsternd fort und streicht ihm versonnen über die
Wange.
    Malcom betrachtet sie
fassungslos. „Es ist ein Wunder“, raunt er, wobei er ihre Hand nimmt und diese
sanft drückt.
    „Nicht ganz. Ich holte mir
Hilfe, um wieder zurückkehren zu können“, bedeutet sie ihm zu seiner sichtbaren
Verwirrung. Sie sammelt sich. „Ich musste nur an Fiona DENKEN, und war bei ihr.
Ich könnte dir sagen, wo sie sich versteckt hält. Vermutlich würde es deine
letzten Zweifel aus dem Wege räumen ...“
    „Wo“, fragt er mit fester
Stimme und richtet sich gerade auf.
    Joan jedoch schüttelt bedächtig
den Kopf. „Nein. Ich will nicht, dass ihr etwas zustößt.“
    „Aber Ulman könnte bei ihr
sein“, fährt er auf.
    „Ich glaube, sie war allein.“
    „Du GLAUBST“, meint er
verächtlich.
    „Ich sage es dir nicht,
Malcom.“
    Da ihre steinerne Miene keinen
Zweifel lässt, lehnt er sich verärgert zurück.
    „Sie half mir zurück. Ich
verdanke ihr, jetzt bei euch sein zu können. ... Es war ein Geschenk. Sie gab
mir von ihrer Kraft, denke ich.“ Joan schließt die Augen. Sie wird ihm ALLES
sagen. „Etwas von ihren Fähigkeiten ging offenbar dabei auf mich über.“
    Er stutzt. „Welche
Fähigkeiten?“
    Sie öffnet die Augen und
begegnet seinem misstrauischen Blick. „Sie ist eine vom Alten Volk. Jemand
lehrte sie etwas über das uralte Heilwissen und die Magie vergangener Tage.“
Sie atmet durch. „Wenn ich will, kann ich die Farben wieder sehen.“ Unsicher
zupft sie an ihrem Kleid herum. „Ich weiß nicht, was sie bedeuten. Es ist so,
als würden sie mir etwas sagen wollen.“
    Er fährt sich stöhnend übers
Gesicht. „Zur heutigen Zeit ist dieses Wissen gefährlich, Joan. Du darfst dich
niemandem weiter anvertrauen.“
    Sie denkt an Gerolds Worte.
„Fürchtest auch du, ich könne als Hexe gelten?“
    Er bläst die Luft aus, legt
einen Arm um ihre Schultern und zieht sie bedächtig an sich. „Ich verstehe
nicht viel von Magie oder der Heilkunst. Eben so wenig, wie die Meisten. Vielen
macht schon die bloße Vorstellung davon Angst. Ich fürchte, man könnte es gegen
dich verwenden.“
    „Percy?“
    Er zuckt die Schultern und
nickt.
    Schweigend beobachten sie
Roberts Versuche, mit den Händchen gegen den Stein zu patschen.
    „Was bedeutet, du verstehst
nicht VIEL davon“, fragt sie plötzlich.
    Malcom lacht

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