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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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herumkaut, und streckt
sich dararaufhin behaglich knurrend im Gras aus. Dann und wann spitzt sie beim
erneuten Stöhnen Blanches die Ohren und hebt den Kopf in ihre Richtung.
    Joan kommt neben Blanche, wobei
sie weiterhin jede Regung deren gequälter Miene beobachtet. Als sie sich wieder
entspannt, nimmt Joan eine nasse Hand aus dem Wasser hervor und wischt ihr
damit über das verschwitzte, gerötete Gesicht.
    „Bei Gott. Das Wasser wirkt
...“, jappst Blanche atemlos, als die nächste Wehe gnadenlos heranrollt. Sie
reißt den Mund weit auf und atmet laut stöhnend aus. Es endet in einem
furchtbaren Schrei, der im Wald wiederhallt und Joan dazu veranlasst, die Hand
ihrer Freundin zu drücken.
    „Gut so, Blanche. Press es
heraus.“ Zu ihrem Erstaunen kichert Blanche jedoch mit einem Male vergnügt.
    „Es ist ja schon heraus“,
erwidert diese heiser und beugt sich vor. „Sieh selbst.“
    Joan kommt auf die Knie und
blickt ungläubig zwischen Blanches Beine. Dort schwebt ein kleiner Säugling
friedlich unter der Wasseroberfläche. Er rudert mit den Händchen, als würde er
ihr zuwinken. Die Nabelschnur an seinem Bauch führt noch in Blanche hinein und
pulsiert.
    Von einem überraschten Ruf
begleitet zieht Joan das kleine Wesen behutsam aus dem Wasser heraus.
„Blanche“, haucht sie gerührt. „Welch ein Wunder.“ Staunend nimmt sie es in den
Arm und muss plötzlich lachen. „Er ist eine Sie“, stellt sie vergnügt fest und
legt das Kind seiner verblüfften Mutter auf den Bauch.
    „Eine Tochter, wahrhaftig“,
jubelt diese. „Meine Gebete wurden erhört. Sieh doch, wie schön sie ist.“
    Bewundernd streichen sie der
Kleinen übers zarte Gesicht.
    „Sie sieht ja aus wie Raymond“,
raunt Joan belustigt.
    „Nein. Genau wie du“,
verbessert Blanche.
    Joan muss ihr Recht geben. „Sie
ist so winzig.“
    Blanche lacht. „Das ist normal.
Nun weißt du, wie riesig Robert war.“
    Joan küsst die kleine Stirn.
„Willkommen, kleine Schwester. Möge dein Leben lang und sorglos sein.“
    Glückselig lächelnd legt
Blanche sie an die Brust. „Ich habe mir vorgenommen, das Kind selbst zu
stillen.“, erklärt sie. „Es sieht bei dir immer so friedlich aus.“
    Joan nickt. „Ich bin froh, dass
Malcom es so wollte. Es ist ein schönes Gefühl.“ Sie bemerkt Blanches
schmerzverzerrtes Gesicht und lacht. „Auch wenn es zu Beginn alles andere als
schön ist.“
    Ihr wird ein gequältes Lächeln
von Blanche zuteil.
    „Habt ihr schon einen Namen?“
    Blanche zuckt die Schultern.
„Steven, wie mein Bruder.“
    Sie lachen vergnügt.
    „Stephanie“, schlägt Joan dann
vor.
    Blanche
lässt ein breites Grinsen erkennen. „So sei es.“
    Joan lässt
sich ihre Unruhe nicht anmerken. So, wie Malcom ihr geheißen, hatte sie Heda
nach ihm losgeschickt. Doch die Zeit verstrich, ohne dass sich das Tier oder
eine menschliche Seele hätte blicken lassen. Daher haben sie sich selbst wieder
auf den Weg zurück gemacht, befinden sich nun auf halber Strecke zwischen Burg
und Wasserbecken auf dem Kammweg. Die Weggabelung haben sie bereits hinter sich
gelassen. Joan ermuntert Blanche am Weitergehen, indem sie anerkennende Worte
ausspricht. Diese kommen von Herzen. Denn Joan wäre nach Roberts Entbindung
nicht im Stande gewesen, auch nur einen Schritt zu gehen. Ihr war einfach zu
schwindelig. Blanche hingegen scheint es nichts weiter auszumachen. Sie
plaudert gar vergnügt.
    „Joan? Was hast du“, fragt sie
plötzlich misstrauisch, als Joan unvermutet stehen bleibt und mit zu zwei
Schlitzen verengten Augen angestrengt zur Festung hinüber späht.
    Gefragte bläst angespannt die
Luft aus. Denn sie ist mit einem Male besonders beunruhigt. Aufmerksam die
Umgebung betrachtend drückt sie Blanche Stephanie in die Arme.
    „Irgend etwas stimmt nicht“,
raunt sie und zieht das Schwert, als sie auch schon aus dem Augenwinkel heraus
eine Bewegung wahrnimmt. Blitzschnell wendet sie sich dort hin und kann gerade
noch einen kräftigen Schwerthieb parieren. „Lauf!“
    Der Mann sprang aus einem
Gebüsch am Wegesrand hervor. Er ist mit Helm und Kettenhemd nur leicht gerüstet
und schlägt gehetzt auf sie ein. Doch Joan kann seine unkontrollierten, plumpen
Angriffe mühelos abwehren, was sie mutiger macht. Nach einem Ausfallschritt
greift sie ihn an. Er weicht zurück und pariert. Das Schwert in ihrer Hand
scheint wie beflügelt und lässt die Folge ihrer Angriffe schneller werden. Sie
hält ihn gut in Schach, wartet geduldig auf einen

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