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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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ebenfalls willkommen.“
    Malcoms Miene verrät keine
Regung. „Harry natürlich“, antwortet er und nickt diesem zu. „Den Mann, welchen
du Leander nennst, sähe ich allerdings lieber in Ketten.“
    Percy hebt beschwichtigend die
Hände. „Dazu hoffentlich später in aller Ruhe“, erwidert er seelenruhig und
lässt den Blick zu Joan gleiten.
    Malcom wendet sich ihr zu.
„Joan, meine Frau“, stellt er vor.
    Henry zeigt ein charmantes
Lächeln, kommt einen Schritt auf sie zu und Joan reicht ihm die Hand. Er
begrüßt sie mit einem galanten Handkuss. Seine graublauen Augen sprühen dabei
vergnügt und lassen ihn jünger erscheinen. „Comtess, endlich lerne ich Euch
kennen. Der Ruf Eurer Schönheit eilte Euch voraus, doch Ihr übertrefft bei
Weitem meine Erwartungen.“
    Joan entsinnt sich Malcoms
mahnender Worte und betrachtet ihn abschätzend. Doch seine Schmeichelei scheint
ihm ernst zu sein. Eine peinliche Pause entsteht.
    Dankend neigt sie den Kopf.
„Ihr schmeichelt mir. Doch wie könnte ich je der Aufrichtigkeit irgend eines
Eurer Worte Glauben schenken, wo Ihr Euch ganz unverblümt mit dem Mörder meiner
Familie umgebt.“
    Zu ihrer Verwunderung ist er
nicht vor den Kopf gestossen. Anerkennend neigt er das Haupt. „Seid meiner
Aufrichtigkeit versichert. Mit der Fehde zwischen Eurem Gemahl und meinem
Neffen habe ich nichts zu schaffen. Ich bin lediglich um den guten Ruf meines
Geschlechts bemüht.“
    „Und setzt die Fehde somit
fort“, führt sie zu Ende.
    Er betrachtet sie nickend.
„Dies zu klären bin ich hier.“
    Malcom
nimmt ihre Hand und vollführt mit der anderen eine einladende Geste Richtung
Halleneingang. „So tretet ein.“
    Percy,
Harry und Ulman sitzen sich mit John, Malcom, Joan, Raymond und Blanche
gegenüber an der Tafel. Malcoms Ritter haben sich hinter ihnen an der Wand
verteilt und senden Ulman verhasste Blicke zu. Percys Männer haben ebenfalls
hinter ihrem Herrn Aufstellung genommen. Die Stimmung ist angespannt. Stephanie
und Robert werden im Hintergrund von ihren Ammen sanft in ihren Wiegen
geschaukelt.
    Malcom erhebt sich, greift zu
einem großen Weinkrug und schenkt zuerst Henry und dann sich selbst zum Zeichen
seiner Gastfreundschaft und niedrigeren Stellung zugleich ein. Er reicht den
Krug an eine Magd, die seine verbliebenen Gäste und dann seine Familie und John
bedient.
    „Ein Willkommenstrunk, der
hoffentlich alsbald die Zungen löst“, äußert er mit erhobenem Kelch und trinkt
Percy zu. „Wie ihr seht, trinken wir aus dem selben Krug“, bemerkt er in Harrys
Richtung, als er dessen Zögern gewahrt, und nimmt Platz.
    „Natürlich würdest du uns nie
den zustehenden Burgfrieden verwehren“, merkt Henry daraufhin mit freundlicher
Miene an, worauf Malcom gleichgültig die Schultern zuckt.
    „Der ist doch leicht zu
brechen, wie du am besten weißt“, erwidert er spitz, was ihm einen wachsamen
Blick seines Gegenübers beschert und Harry nicht dazu bewegen kann, an seinem
Kelch zu nippen.
    Henry räuspert sich. „Ein guter
Wein“, lobt er.
    „Von meinem neuen Lehen im West
Riding. Ich dachte mir, du sollst auch etwas von ihm haben, wo ich doch erst
mit Hilfe deiner Sippe in seinen Genuss kam“, bedeutet ihm Malcom schneidend.
    Percy nickt verstehend und
räuspert sich. „Mal, du warst mir stets ein treuer Gefolgsmann, wenn es um die
Bekämpfung eingefallener Schotten ging. Wie schon dein Vater. Um so mehr
schmerzt mich diese Fehde, in die ich nach dem Tode meines Neffen verwickelt
wurde.“
    Joan bemerkt, wie wohl überlegt
er seine Worte wählt. Er hatte soeben leichthin an seine überragende Stellung
erinnert.
    „Hast du gehofft, sie durch
meinen und Raymonds Tod zu beenden“, fragt Malcom gelassen.
    Percy schüttelt daraufhin den
Kopf. „Nimm es als versuchte Vergeltung für Rogers Tod.“
    Malcom runzelt die Stirn und
wird von John neben ihm unterm Tisch warnend auf den Fuß getreten. „Ich hatte
leider nicht das Vergnügen, seinem erbärmlichen Leben ein schnelles Ende zu
bereiten“, entgegnet er vieldeutig und gönnt sich den Genuss eines frechen
Grinsens.
    Er erntet ein kühles Lächeln
von Percy. „Nein, wohl eher ein langsames. ... Unterschätze mich nicht. Ich
weiß von seinem grausamen Ende.“ Er betrachtet Malcom durchdringend, bewirkt
jedoch nur ein schlappes Lächeln von ihm. Daraufhin trommelt er nachdenklich
mit den Fingern auf die Tafel. „Nun ja, er hat den Bogen wohl überspannt.“
    Malcom schnieft verächtlich.
„Wie viel ist dir

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