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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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Männer hinter ihnen lösen
sich aus ihrer Starre und gesellen sich zu ihnen. Malcom kehrt zurück in die
Halle. Aufatmend bleibt er neben Joan stehen. „Wir haben das Beste daraus
gemacht.“
    „Ja, wahrhaftig“, pflichtet ihm
John bei. „Ich habe nicht schlecht Lust, mich maßlos mit diesem furchtbaren
Wein hier zu besaufen.“
    „Ich auch“, poltert Raymond,
wobei er wütend mit der Faust auf den Tisch schlägt, dass die Weinkelche
umkippen und ihren unrühmlichen Inhalt vergießen. „Bei Gott, ich werde diesen
Hundsfott zur Hölle schicken“, ruft er zornig, erhebt sich und geht unruhig auf
und ab.
    Malcom kommt langsamen
Schrittes um die Tafel herum auf ihn zu. „Damit würde alles wieder von vorn
beginnen.“
    Raymond schüttelt den Kopf. „Du
hast gut reden. Du hattest deine Rache.“
    „Es hat sie nicht wieder zurück
gebracht. Denk an Blanche und eure Kinder. ... Vielleicht schenkt dir Fortuna
irgendwann einmal eine günstige Gelegenheit, um Genugtuung zu erlangen. Doch
bedenke, dass Ulman mächtige Freunde hat.“
    Raymond atmet durch und nickt
schließlich einsichtig. Malcom schlägt ihm aufmunternd gegen die Schulter. „Ich
finde, wir sollten Johns Einfall in die Tat umsetzen.“
    Jeremy kommt an seine Seite,
nimmt einen der umgefallenen Kelche zur Hand, um ihn wieder ein wenig
aufzufüllen, und trinkt ihn prüfend gleich bis zur Neige aus. „Hab’ schon
Kratzigeres die Kehle herunter laufen lassen“, bemerkt er gleichmütig. Er
schenkt Raymond und dann den anderen ein. Blanche legt kopfschüttelnd eine Hand
über ihren Kelch. „Ich gehe zu Bett“, bemerkt sie kurz angebunden und erhebt
sich.
    „Ich ebenso“, meint Joan, als
er ihren Kelch füllen will. „Das Zeug macht wahnsinnige Kopfschmerzen.“
    Desgleichen hebt Rupert
abwehrend die Hände. Er blickt in das hämische Gesicht seines Bruders. „Für
dieses Jahr hab’ ich genug“, erklärt er und erntet vergnügtes Gelächter.
    „Wir werden dich bei
Gelegenheit daran erinnern“, ruft Kenneth.
    Joan folgt Blanche zu den
Wiegen hinüber, während die anderen lauthals auf ihren Erfolg anstossen. Als
sie plötzlich eine schwere Hand auf ihrer Schulter spürt, wendet sie sich
überrascht um. Rupert steht vor ihr. Er kratzt sich verlegen an der Stirn.
    „Joan, es ist mir furchtbar
peinlich, was ich mit dir tat.“
    Ein belustigtes Grinsen macht
sich in ihrem Gesicht breit. „Findest du?“
    Er bläst die Luft aus und
verzieht geplagt das Gesicht. „Quäl mich nicht AUCH noch damit. ... Ich hoffe,
du kannst es mir verzeihen.“
    „Nur, wenn es dich nicht mehr
nach Schlafwein verlangt“, scherzt sie, worauf er abwehrend die Hände hebt.
    „Gott bewahre.“
    Sie nickt einwilligend. „In
Anbetracht deines Rausches, ... schon verziehen.“
    Er atmet erleichtert auf. „Ich
schulde dir was.“
    Joan runzelt die Stirn. „Wenn
du darauf bestehst ...“
    „Allerdings. Du kannst auf mich
bauen.“
    Während sie ihn nachdenklich
betrachtet, nickt er ihr zu, kehrt ihr dann den Rücken zu und steuert wieder
die Tafel an.
    Joan wendet sich mit einem
Lächeln auf den Lippen Agnes zu. Diese hat Robert bereits auf dem Arm und so
folgen sie Blanche und Ellinor zum Treppenturm nach.
    Als Blanche sie gewahrt, bleibt
sie stehen und wartet, bis beide zu ihnen aufgeschlossen sind.
    Joan bemerkt ihre Betrübnis,
was sie verstehend nicken lässt. Sie legt ihr beschwichtigend eine Hand auf den
Rücken, bevor sie schweigend nebeneinander her die Treppen zu ihren Gemächern
emporsteigen.
    „Du kennst ihn doch“, versucht
sie, Blanche zu trösten. „Er ist eben manchmal ein Polterkopf. Doch er hat nur
seiner Wut Luft gemacht. Sein Schmerz sitzt tief. Aber niemals würde er euch
dieser Gefahr aussetzen, indem er etwas gegen Ulman unternimmt.“
    Blanche lacht gequält auf. „Da
bin ich mir nicht so sicher.“ Sie bleibt auf dem Absatz zum zweiten Stock
stehen und blickt Joan traurig ins Gesicht. „Manchmal kommt es mir so vor, als
wären wir ihm nicht so wichtig, wie du oder damals deine Geschwister.“ Sie
wendet sich ab, um auf ihr Gemach zuzugehen.
    Joan ist wie vor den Kopf
gestoßen, doch hat sie noch Blanches aufkommenden Tränen bemerkt. Sie wirft
Agnes einen besorgten Blick zu und läuft Blanche hinterher. „Warte.“ Mit festem
Griff dreht sie diese an der Schulter herum und drückt sie fest an sich. „Das
ist nicht wahr“, murmelt sie, um sie daraufhin eindringlich anzusehen.
    Ellinor geht mit Stephanie an
ihnen vorüber und verschwindet

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