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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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tragen hatte, ist
sie zuversichtlich, es zu meistern. Blanche wird sie sicher gern unterweisen.
Sie angelt sich Robert vom Bett und setzt ihn auf ihre Hüfte, um dann geduldig
abzuwarten, bis sich Malcom stöhnend angekleidet hat. Als er endlich an ihre
Seite kommt, wirft sie ihm nur einen vieldeutigen Blick zu. Malcom macht unter
diesem eine grimmige Miene, bläst angespannt die Luft aus, als sie sich zur Tür
wendet, und versucht dann angestrengt, mit ihr Schritt zu halten.
    Es war noch
nie derart still an der Tafel, wie an diesem Morgen. Die Männer vermeiden
jegliches Geräusch und halten sich stöhnend die Köpfe. Lustlos stochern sie in
ihren Näpfen mit süßem Brei herum. Einige, so ihr Vater, sind erst gar nicht
erschienen und liegen sicher noch in ihren Betten.
    „Dieser Wein ist fürwahr eine
Schande“, stöhnt Jeremy. „Hätte nicht geglaubt, mich das jemals sagen zu hören,
aber ich würde ihn nicht noch einmal anrühren. Selbst nicht bei Wasser und
Brot.“
    „Man kann ihn nur seinem
ärgsten Feind anbieten“, erklärt Malcom.
    Joan grinst über ihr
wehleidiges Gebaren. Es ist Rupert ein willkommenes Fressen. Er weidet sich
schon eine ganze Weile an ihrer Not und schlägt diesmal geräuschvoll die Hände
auf die Tafel.
    „Ihr munteren Vögel solltet
euch wie ich in Enthaltsamkeit üben“, ruft er höhnisch mit donnernder Stimme,
woraufhin er gequältes Stöhnen erntet. Ein noch mit Brei gefüllter Holznapf
saust knapp über seinen abgeduckten Kopf hinweg und schlägt spritzend auf dem
Hallenboden auf. Die Hunde kommen eilig herbei und balgen sich laut kläffend um
den zähen Inhalt, so dass sich die Männer fluchend die Ohren zuhalten.
    Blanche erhebt sich und setzt
sich schmunzelnd neben Joan.
    „Joan“, ächzt Jeremy, doch das
Bellen und Knurren der Meute übertönt ihn beinahe. Er fährt herum und wirft
wütend seinen Becher nach den Hunden, was diese jaulend auseinander stieben
lässt. Heda tänzelt herbei und leckt unbehelligt die Reste vom Boden auf.
    „Joan, du kannst uns doch
sicher etwas gegen diese verfluchten Kopfschmerzen zusammenbrauen“, meint er
flehentlich.
    Sie lacht ungerührt. „Ehe es
wirkt, habt ihr es schon überstanden“, antwortet sie mitleidlos, wobei sie aus
ihrer Schadenfreude keinen Hehl macht.
    Jeremy dankt es ihr mit einem
missmutigen Knurren und erhebt sich etwas zu schnell. „Ich gehe zurück ins
Bett“, meint er, während er sich stöhnend den Kopf hält. „Oh, ich mach dieser
Sauferei ein Ende.“
    Joan und Blanche tauschen
belustigte Blicke. Joan leert ihren Napf und wischt ihn sorgfältig mit einem
Stück hellen Brotes sauber, das sie sich genüsslich in den Mund steckt. Wie sie
diesen Brei aus fein gekochten Hühnchen in Mandelmilch, mit Eidotter angedickt
und verfeinert mit in Schmalz gebackenen Zwiebeln, doch liebt! Besonders, wenn
er wie jetzt mit etwas Honig, Erdbeeren, Korinthen und gerösteten Pinienkernen
versetzt und mit Nelken, Muskatnuss, Zimt und einem Hauch Kardamom gewürzt
wurde. Nur leider wird er meist als süße Krankenkost vorgesetzt.
    „Raymond hatte wohl von allen
das Meiste“, meint Blanche zu ihr. „Ich musste gar das Fenster verhängen und er
hat sich die Seele aus dem Leibe gespuckt“, erklärt sie weiter.
    Joan bedenkt es mit einer
besorgt gehobenen Braue. „Dann sollte ich doch einen Absud für ihn herstellen“,
überlegt sie laut, was Malcom neben ihr verächtlich schnauben lässt.
    Blanche schüttelt grinsend den
Kopf. „Lass nur. Ich hoffe, es ist ihm eine Lehre und er hält sich das nächste
Mal mit dem Gesaufe zurück.“
    Joan nickt verständnisvoll, da
es insgeheim auch ihre Beweggründe sind, Malcom keine Hilfe zuteil werden zu
lassen. Denn wenn er wüsste, wie schnell ein Absud gegen Kopfweh hilft, würde
er sich in Zukunft weiterhin bedenkenlos auf ihre Hilfe verlassen.
    Blanche legt eine Hand auf
Joans Unterarm. „Ich wollte dich fragen, ob du für Stephanie die Patenschaft
übernehmen würdest.“
    Joan ist freudig überrascht.
„Natürlich gern. Wann soll ihre Taufe sein?“
    Blanche zuckt die Schultern.
„Raymond hat es nicht so eilig damit. Ich hingegen würde es schon morgen
begrüßen. Vorausgesetzt, es ist in deinem Sinne und du befindest dich nicht in
den unreinen Tagen.“
    Joan schüttelt lächelnd den
Kopf. Sie hat sich für den morgigen Tag noch nichts vorgenommen. Und ihre
monatliche Blutung, während der ihr das Betreten einer Kirche strengstens untersagt
ist, hat, seitdem sie entband und

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