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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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hochnimmt. Während
sie sich mit ihrem Sohn auf der Hüfte erhebt und nach einem ihrer sauberen
Tücher auf dem Bord langt, um die geronnene Milch von Kind und Laken zu
wischen, wälzt sich Malcom seufzend auf den Bauch.
    „Er wird sie schon abgesichert
zurücklassen. Sie kann genau so gut bei Henry auf Alnwick Castle als Magd
unterkommen.“
    Joan schweigt nachdenklich. Sie
wirft das feuchte, nunmehr säuerlich riechende Tuch zu Boden. „Glaubst du,
Raymond wird ihn töten?“
    Malcom dreht sich brummend auf
den Rücken, um sich dann ohnmächtig seufzend übers Gesicht zu fahren.
Geräuschvoll lässt er die Hände zurück auf die Matratze fallen und zuckt die
Schultern. „Wenn sich ihm wie mir damals ein günstiger Moment ohne ungeliebte
Augenzeugen bietet, könnte ich für nichts garantieren.“
    Sie überdenkt seine Worte und
nickt bedächtig. „Ob Ulman wirklich alles bereut?“
    „Es hat den Anschein.
Irgendetwas scheint ihn beschwichtigt zu haben.“
    „Oder irgend jemand“, gibt sie
bedeutungsvoll zu bedenken. „Vielleicht Fiona“, erklärt sie auf seine
verständnislose Miene hin. Sie setzt sich wieder aufs Bett und legt ihm seinen
Sohn in den Arm. Robert dreht sich wieder blitzschnell auf den Bauch und blickt
ihm lachend ins Gesicht.
    Malcom streichelt dem quirligen
Knirps grinsend übers Köpfchen und zuckt gleichgültig die Schultern.
„Vielleicht auch nur Henry, der ihm die Leviten las. ... Joan, lass mich“,
fleht er, reicht ihr Robert zurück und schließt seufzend die Augen.
    Sie hält für einen Moment Ruhe.
    „Ich hasse ihn trotzdem. Er
nimmt mir jeden, der mir am Herzen liegt.“
    Er wiegt den Kopf. „Ja. Trotz
allem befinde ich unseren Beschluss über ihn für die beste Lösung. Vorausgesetzt,
er hält sich an seinen Schwur. ... Er ist immerhin mein Bruder, auch wenn er
mir den Bauch aufschlitzte.“
    Sie legt Robert bäuchlings auf
die Matratze zurück. „Hm. Ich dachte mir, dass du so über ihn denkst. Du hast
ihm bereits vergeben“, bemerkt sie tonlos, um sich daraufhin unvermutet auf
seinen Bauch zu schwingen. Seine entrüstete Miene entspannt sich, als sie die
Finger an seine Schläfen legt und diese sanft massiert. Nach einer Weile hält
sie inne. „Besser?“
    Doch er schüttelt nur matt den
Kopf.
    Sie legt daraufhin ihre Stirn
gegen die seine und konzentriert sich. „Das hat Vater immer mit uns Kindern
gemacht, wenn einer einmal Kopfweh hatte“, erklärt sie.
    „Was denn?“
    „Er nahm sie uns ab.“ Einen
Moment später richtet sie sich auf und betrachtet ihn erwartungsvoll.
    „Es ist besser“, bemerkt er
verblüfft. „Hast DU sie jetzt?“
    Sie lacht. „Nein. Es heilt
vermutlich nur durch den Glauben daran“, meint sie und springt auf. „Komm, ich
möchte unbedingt sehen, ob die anderen ein ebensolches Bild des Jammers
abgeben.“
    „Joan. Warte.“
    Auf sein bedeutungsvolles
Räuspern hin blickt sie ihn fragend an, wobei sie in ihre Kleider schlüpft.
    „Was hältst du davon, wenn wir
nächste Woche endlich unser Vermählungsfest geben?“
    Sie ist überrascht. „Das habe
ich in all der Aufregung ganz vergessen“, gesteht sie. „Nächste Woche bereits.
Ist denn schon etwas vorbereitet?“
    Er zuckt die Schultern. „Fürs
Grobe ist gesorgt. Es versteht sich, dass wir die Kosten für das Fest selbst
tragen, anstatt meine Bauern als unsere Gäste dafür aufkommen zu lassen. Sie
haben sich immer noch nicht ganz von den letzten Schotteneinfällen erholt.
Daher benötigen wir vor allem Wild. Wir müssen ein paar Tage zuvor ein bis zwei
Jagden veranstalten, überdies einige Ochsen und Schweine schlachten und einen
zusätzlichen Backtag einschieben. Die Vorräte an Wein und Ale hat Blanche schon
längst auffüllen lassen, seitdem sie von dem Fest weiß. ... Wir feiern unter
der alten Eiche beim Dorf. ... Außer Amáls Familie und natürlich Ray haben wir
keine Verwandten mehr, die wir einladen könnten.“
    „Es sei denn, du bestehst auf
Ulmans Anwesenheit“, scherzt sie.
    „Sicher nicht.“ Er fährt sich
übers Gesicht und richtet sich vorsichtig in den Sitz hoch. „Ich hätte gern,
dass du als Burgherrin Blanche nach der Feier die Schlüssel abnimmst. Du hast
das Sagen über Mägde und Knechte des Wohnturms und der Stallungen sowie über
die Vorräte.“ Er beginnt, sich schwerfällig anzukleiden.
    Sie nickt.
„Natürlich.“ Ihr war klar, dass er es ihr früher oder später antragen würde.
Obwohl sie noch nie zuvor eine solch immense Verantwortung zu

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