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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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stillt, noch nicht wieder eingesetzt. „Dann
lass es uns am besten so einrichten“, erwidert sie prompt.
    Blanche lächelt beglückt. Dann
seufzt sie. „Mit dir ist immer alles so einfach, Joan.“
    „Ich fasse das als Kompliment
auf“, erwidert diese scherzend.
    „So war es auch gemeint. ...
Ich möchte sie in der kleinen Kirche im Dorf taufen lassen. Hoffentlich
bereitet es dir keine Umstände.“
    „Schön. Dann lerne ich endlich
einmal Farwick kennen.“
    Blanche ist erstaunt. „Du kennst
es noch nicht?“
    Joan schüttelt den Kopf. „Wenn
ich mich bisher außerhalb der Burg aufhielt, dann lediglich, um in Malcoms
Begleitung Kräuter im Wald zu sammeln, in den Wasserbecken zu baden oder mit
Amál zu fechten. Malcom hielt im Hinblick auf Percy alles andere für zu
gefährlich.“
    „Das hat ja nun, dem Herrn sei
Dank, ein Ende.“
    Joan betrachtet Blanche und
nickt. Diese lächelt plötzlich geheimnisvoll, legt ihr vertraulich eine Hand
auf die ihre. „Malcom erklärte mir vorhin, dass euer Fest nun endlich nächste
Woche sein soll.“
    Joan atmet durch. „Ja. Er
möchte, dass du mir die Schlüssel übergibst.“
    Blanche nickt zustimmend. „Ich
zeige dir alles. ... Doch wollte ich dich eigentlich fragen, ob du schon ein
Kleid hast. Es ist immerhin ein ganz besonderer Anlass. Du solltest ein Kleid
tragen, das außerordentlich schön ist und welches Malcom noch nicht kennt.“
    Joan schluckt. Daran hatte sie
noch keinen Gedanken verschwendet.
    Blanche lacht ob ihrer
erschrockenen Miene. „Das dachte ich mir“, schlussfolgert sie amüsiert.
    „Oh Blanche, es scheint, du
hast schon eine Lösung gefunden. Ich kann es nur hoffen.“
    Blanche
grinst verschmitzt. „Und ob. ... Komm mit.“
    Joan blickt
ungläubig an sich herab. Ein rotes Seidenkleid schmiegt sich an ihren Körper,
als wäre es speziell für sie gemacht. Es ist ganz schlicht geschnitten und doch
atemberaubend schön. Es fühlt sich an wie eine zweite Haut. Die Taille ist eng,
was Verschnürungen zu beiden Seiten bewerkstelligen. Unterhalb des schmalen
Gürtels aus kostbarer brettchengewebter Borte zeigt es durch seine Überlänge
bedingt ein schönes Faltenspiel. Die Ärmel enden eng in Höhe der Ellenbogen, um
den Blick auf die ebenfalls eng anliegenden Ärmel des weißen seidenen
Unterkleides zu lenken, die mit roten Granatsteinen blütenförmig bestickt sind,
ihre hautenge Form durch verschnürbare Schlitze erreichen. Auch am Ausschnitt
des Oberkleides zeigt sich noch das Weiß des unteren, ebenfalls durch
Bestickungen mit Granatsteinen als Blickfang dienend. Blanche setzt ihr ein
Schapel, einen schmalen Stirnreif, aus ineinander verschlungenen silbernen
Blumenornamenten mit unzähligen kleinen roten Granatsteinen als Blüten auf und
legt ihr eine entsprechende schlichte Kette um den Hals.
    „Blanche“, haucht Joan
ehrfürchtig. „Woher stammt dieses Kleid?“
    Diese betrachtet sie lächelnd.
„Deine Mutter trug es an ihrem Hochzeitstag“, erklärt sie mit gedämpfter
Stimme, um Raymond nicht zu wecken.
    Joan steht ganz still vor
Rührung. Dann kommt sie nicht umhin, sich wieder andächtig in Höhe der Taille
über den herrlichen Stoff zu streichen.
    „Mein Gott, woher hast du es?“
    „Ich ließ es von Thornsby
Castle durch einen Boten kommen.“
    Joan räuspert sich bewegt.
„Weißt du, es ist das erste Mal, dass ich etwas von meiner Mutter in Händen
halte“, bekennt sie mit belegter Stimme. „Vater schien es die ganzen Jahre
versteckt gehalten zu haben, wie alles andere von ihr.“
    „Ja. Doch ich musste ihn nicht
überreden, damit er seine Zustimmung gab.“
    „Oh Blanche, wie kann ich dir
jemals danken?“
    „Joan, wir haben doch sonst
nichts, was wir dir schenken könnten“, erwidert diese bekümmert.
    Vom Bett hinter ihnen ertönt
Gemurre.
    Joan schüttelt den Kopf. „Das
habe ich auch nicht erwartet“, antwortet sie versonnen, um daraufhin Blanche
freudig zu umarmen. „Du kannst nicht ermessen, was es mir bedeutet, ihr Kleid
tragen zu dürfen.“ Sie blickt wieder an sich herab, nimmt jede Einzelheit in
sich auf. „Es ist wie eine Offenbarung. Sie muss so groß wie ich gewesen sein,
hatte meine Statur.“
    „Man sagt, sie war
wunderschön“, meint Blanche, während sie eine Feder vom Kleid wegstreicht,
welche noch aus der Truhe von den Winterbetten stammt. „Du siehst umwerfend
aus. Ich bin schon jetzt auf Malcoms Gesicht gespannt, wenn er dich darin
erblickt“, bemerkt sie. „Und nun zieh es besser

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