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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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gehen. Man müsste Joan
lediglich während der Verhandlung enttarnen, um ihre Glaubwürdigkeit zu
erschüttern. Damit wären all eure Beteuerungen, dass ihr es noch im Nachhinein
offenbart hättet, zunichte gemacht.“
    „Wir werden den Richter vorher
einweihen“, überlegt Malcom.
    Ulman blickt sie grübelnd
nacheinander an. Schließlich grinst er nickend. „Ich bin schon jetzt gespannt.“
    Amál bläst beunruhigt die Luft
aus. „Ich auch, das kannst du glauben“, äußert er zweideutig. Er wendet sich an
Malcom. „Ist dir eigentlich klar, dass ihr euch in nächster Zeit nicht mehr auf
Farwick Castle blicken lassen könnt?“
    Malcom nickt. „So bald nicht,
sollten wir die Verhandlung gewinnen. Ich bin nicht gewiss, ob wir überhaupt je
zurückkehren. Zeit Percys Lebens werden wir dort nicht mehr sicher sein. Und
die verdammten Schotteneinfälle wollen nicht enden.“
    Joan ist über seine Worte
erschüttert. Fühlt sie sich doch plötzlich heimatlos.
    Amál lehnt sich zurück. „Ihr
könnt natürlich hier bleiben, so lange ihr wollt. Ihr seid mir allezeit
herzlich willkommen. Doch ich fürchte, das ist keine dauerhafte Lösung.“
    „Uns bleibt noch Thornsby. Doch
meine ganze Hoffnung liegt in Rays Begnadigung und dass ihm sein Familiensitz
wieder rechtmäßig zugesprochen wird. ... Ich hoffe, der König bietet mir zum
Ausgleich ein anderes Lehen an.“
    Amál stützt die Ellenbogen auf
den Tisch und streicht sich mit beiden Händen müde übers Gesicht. „Scheint, es
wird sich in nächster Zeit einiges verändern. Ich bete für euch, dass es sich
endlich zum Guten wendet.“
    Malcom
streift Joan mit flüchtigem Blick, bevor er seine auf dem Tisch ineinander
verschränkten Hände betrachtet. „Unsere Zukunft steht auf Messers Schneide.“ Er
wendet sich abwägender Miene Ulman zu. „Umso wertvoller ist uns jetzt jeder
Verbündete.“ Über sein Gesicht huscht ein Lächeln, das von Ulman erwidert wird.
    Malcom
seufzt und zieht sie geduldig erneut in seine Arme. „Joan, er ist sein Vater.
Es ist nur recht und billig, dass er ihn zu sich nimmt.“
    Sie nickt schniefend. „Es
schmerzt mich trotzdem schon jetzt sein Verlust.“
    „Mir ist er ja ebenfalls ans
Herz gewachsen. Doch es ist das Beste für ihn, bei seinem Vater zu sein. ...
Dein Schmerz ist rein selbstsüchtiger Natur.“
    Sie blickt ihn bestürzt an und
wischt sich die Tränen weg. „Denkst du das wirklich?“
    Er atmet durch. „Nein, ich
weiß, dass es nicht ganz so einfach ist. Doch immerhin hast du endlich
aufgehört, zu weinen.“
    Joan lässt den Kopf wieder auf
seine Brust sinken. „Ich traue ihm nicht über den Weg“, bekennt sie grimmig,
worauf Malcom jedoch die Schultern zuckt.
    „Ich glaube, es ist ihm ernst.“
    „Er könnte trotz allem im
Auftrag von Henry hier sein, um uns auszuspionieren und zu beeinflussen. Hast
du nicht bemerkt, wie sehr er darauf drängte, dass Raymond persönlich nach
London reist? ... Schön einfach, ihm dann den Gar aus zu machen. ... Und du
verrietst ihm arglos all unsere Pläne.“
    „Nichts, was er durchkreuzen
könnte. ... Er hätte uns nicht warnen müssen“, wirft Malcom ein.
    „Damit wollte er nur den
Verdacht von sich ablenken und sich unser Vertrauen erschleichen“, gibt sie
hitzig zu bedenken, was ihn nachdenklich die Luft ausblasen lässt.
    „Ich kann es nicht erklären.
Mein Gefühl sagt mir, dass wir ihm vertrauen können“, gibt er versonnen zu
ihrem Verdruss zurück. „Du hast Vorbehalte gegen ihn, da er dir Leander
wegnehmen will.“
    Sie kann ihm nicht ganz
widersprechen. Trotz allem ist sie beunruhigt. Aufgelöst fährt sie sich durchs
Haar. „Ulman weiß nicht, wie man mit Kindern umgehen muss. Was man ihnen zu
essen gibt, wie man ihre Krankheiten behandelt. Seine ganze Zukunft ist
ungewiss ...“
    „Nicht ungewisser, als unsere
eigene“, unterbricht er sie. „Und ich glaube, er wird ihm ein guter Vater sein.
Er hat ihn noch nicht einmal zu Gesicht bekommen und richtet sich bereits
umsichtig auf ihn ein.“ Er wälzt sie von sich herunter und gibt ihr einen
versöhnlichen Kuss auf die Nasenspitze. „Jetzt lass uns schlafen, Frau. Ich bin
hundemüde.“
    Joan
nickt. Als er sich erheben will, um die Kerze auf dem Schemel neben dem Bett zu
löschen, hält sie ihn wortlos mit bittendem Blick am Arm zurück. Er lässt sich
daraufhin seufzend wieder nach hinten in die weichen Kissen fallen, um sich
dann mit geschlossenen Augen an sie zu schmiegen. Wenige Momente später

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