Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
Vom Netzwerk:
genommen und erklärt soeben
eines dieser neuartigen Spiele mit Karten aus dickem Papier, welche mit
höfischen Gestalten verziert sind. Amál kommt in die Halle geschlendert, um
sich zu ihnen zu gesellen.
    Heda genießt behaglich knurrend
Joans Kraulen und wälzt sich auf den Rücken herum, damit sie ihr über den Bauch
streichen kann. Sie wird ab und zu durch die Knappen und jüngeren Ritter
aufgeschreckt, wenn ihr deren lederner Fußball zu nahe kommt und sie ihm laut
johlend wild hinterher stürzen.
    So verziehen sie sich in einen
ruhigeren Winkel nahe des Kamins, wo Awin und Blanche auf einer fellbedeckten
Bank sitzend ins Damespiel vertieft sind. Plötzlich hebt das Tier den Kopf und
blickt Richtung Halleneingang. Ulman steht unschlüssig auf der Schwelle. Ehe
Joan sie zurückhalten kann, ist Heda aufgesprungen und tänzelt knurrend auf ihn
zu.
    Ulman bemerkt sie und erstarrt.
Heda stellt sich vor ihn, um ihn erhobenen Hauptes anzukläffen. Als er sich
nicht regt, stellt sie den Kopf misstrauisch schräg, lässt Ulman jedoch nicht
aus den Augen.
    Joan hat sich erhoben und
versucht, sie zurückzupfeifen. Sie weiß, dass Heda schlechte Erfahrung mit
Ulman gemacht hat. So ist sie nicht sicher, wozu sie bei ihm fähig wäre.
Immerhin ist sie auf die Jagd nach Wölfen abgerichtet, ihre Ahnen gar noch auf
Bären, welche allerdings schon seit langer Zeit auf englischem Boden
ausgerottet sind. Sie könnte Ulman im Handumdrehen den Gar ausmachen.
    Als Heda nicht auf ihr Zurufen
reagiert, geht Joan ihr verärgert nach. Doch hätte sie es besser bleiben lassen
sollen. Denn Heda fühlt sich plötzlich durch sie bestärkt und springt mit einem
riesigen Satz auf Ulman zu. Joan hält erschrocken den Atem an.
    Ulman weicht einen Schritt
zurück, als Heda an ihm hoch springt, und wird beinahe von ihr umgeworfen. Er
fängt sich jedoch wieder und bleibt standhaft, blickt dem furchteinflößenden
Tier seelenruhig hinauf in die schwarzen Augen. Der riesige Hund hat ihm die
Vorderpfoten auf die Schultern gelegt und leckt ihm plötzlich schwanzwedelnd
übers Gesicht. Ulman stößt Heda daraufhin lächelnd von sich herunter. Alles
ging blitzschnell. Scheinbar hat es niemand außer ihnen bemerkt.
    Joan ist stehen geblieben und
beobachtet verblüfft, wie beide miteinander raufen. Sie weiß, dass sie sich auf
Hedas Gespür verlassen kann, worauf sie nun auch ihrerseits die letzte Scheu
vor Ulman ablegt. Mit einem offenen Lächeln und ohne weiteren Argwohn kommt sie
auf ihn zu.
    Ulman bemerkt sie und versucht,
sich von dem ungestümen Tier freizumachen. Doch Heda möchte weiterhin mit ihm
balgen, schnappt mit zaghafter Aufforderung seine Hand.
    „Sie mag dich“, stellt Joan
belustigt fest.
    Ulman versucht, seine Hand
vorsichtig aus dem mit messerscharfen Zähnen bewehrten Maul des Hundes zu
ziehen. „Zum Fressen gern, wie mir scheint“, antwortet er und drückt Heda
schließlich die Faust in den Schlund. Es wirkt. Die Hündin gibt seine von
Speichel triefende Hand frei. Er wischt sie an ihrem Fell ab, was sie dazu
veranlasst, sich in der Hoffnung auf eine Streicheleinheit ergeben zu seinen
Füßen niederzulegen.
    Joan schüttelt den Kopf über
das Tier. „Normalerweise spurt sie.“
    Ein Pfiff ertönt, der Heda
unversehens aufspringen lässt. Sie eilt zu Malcom hinüber.
    Joan zuckt resigniert die Schultern.
„Scheinbar habe ich nichts mehr zu sagen.“
    „Ulman!“ Malcoms Stimme
übertönt die Schreie der Ball Spielenden.
    Joan schaut zu Ulman und
bemerkt, dass sein Blick auf ihr ruht. Es macht sie unsicher.
    Grinsend hilft er ihr aus der
Verlegenheit. „Man scheint hier ganz erpicht auf meine Gesellschaft zu sein.“
    Sie lächelt über seinen Scherz.
    Er macht eine einladende Geste.
„Nach Ihnen, Mylady.“
    „Oh nein.“ Sie hebt abwehrend
die Hände. „Es wird sich um Männerkram handeln.“
    „Joan!“ Malcom setzt sich
wieder und steckt den Kopf mit den Männern zusammen.
    Ulman lacht. „Scheint, du
kommst nicht drum herum.“
    Sie seufzt ergeben, bevor sie
sich einen Weg um die Fußballspieler herum zur Tafel bahnen.
    Malcom blickt auf. „Ulman. Wir
veranstalten morgen ein Turnier. Bist du mit dabei?“
    Gefragter gibt sich überrascht.
„Ein Turnier in der kalten Jahreszeit?“
    Malcom nickt. „Damit wir nicht
aus der Übung kommen und das Rüstzeug keinen Rost ansetzt. ... Also?“
    Ulman zuckt gelassen die
Schultern. „Wenn ich meine Waffen zurück erhalte ...“
    Malcom grinst. „Wie du siehst,
hast du mein

Weitere Kostenlose Bücher