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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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aufgepasst,
Nigel? Es ist bereits vorbei“, frohlockt Phil und schlägt ihm lachend auf die
Schulter. Doch Nigel steigert sich in Rage und fällt nach vorn aus. Joan hatte
ihn nicht aus den Augen gelassen und pariert den Stoß sofort. Sie ist
alarmiert. Die Waffe wäre ihr vermutlich ins Kettenhemd gedrungen. Nun wird
auch sie wütend und das verleiht ihr Kraft. Doch ist sie auf der Hut. Sie
umfasst das Schwert mit beiden Händen, holt aus und schmettert es auf ihn
nieder. Er fängt es geschickt über seinem Kopf ab und drückt es mit Kraft zur
Seite weg. Um ein Haar wäre ihr die Waffe aus der Hand geglitten, doch sie
dreht sich aus dieser Bewegung heraus blitzschnell um ihre eigene Achse und
trifft sein Schwert mit vollem Schwung. Ihre Klingen singen. Sie kann nur durch
Schnelligkeit gewinnen, seiner Kraft hat sie sonst nichts entgegenzusetzen.
Doch sie konnte ihm die Waffe nicht aus der Hand schlagen, da er sie bereits
mit beiden Händen umfasst hielt. Immerhin schleudern seine Arme durch die Wucht
des Aufpralles zur Seite. Er kann die Waffe gerade noch waagerecht in der
Rechten halten. Joan nutzt sein kurzes Problem, wechselt ihr Schwert in die
Linke, kreuzt geschwind über seine Klinge und hebelt ihm die Waffe an der
Parierstange aus der Hand, noch ehe er bemerkt hat, wie ihm geschieht. Darauf
lässt sie sein Schwert vor sich zu Boden fallen, um es sich eilends anzueignen.
Mit einem Schritt weicht sie vor ihm zurück und rammt seine Waffe demonstrativ
in den weichen Boden.
    Damit ist es endgültig um die
Männer geschehen. Unter begeisterndem Johlen versetzen sie ihr anerkennende,
rohe Schläge auf den Rücken, unter denen sie jedes Mal nach vorn ruckt.
Allmählich entspannt sie sich und streckt Nigel die Hand entgegen. Dieser nimmt
sie schließlich kühl, um sich gleich darauf von ihr abzuwenden.
    Phil fasst sie freudestrahlend
an den Schultern. „Jack! Du bist wahrlich der Teufel mit dem Engelsgesicht!“
    Sie winkt ab. „Ich hätte anders
keinen Stich gegen ihn gesehen.“
    „Ja. Aber das ändert nichts an
der Tatsache, dass du ungemein geschickt und einfallsreich zu fechten weißt. Es
hat richtig Spaß gemacht, zuzusehen, ... auch wenn es recht kurz währte“,
gluckst er mit einem schadenfrohen Blick Richtung Nigel, während er sie von den
anderen wegzieht. Unversehens prallen sie mit Malcom zusammen. Phil lässt sie
daraufhin los und wendet diskret.
    Joan blickt zu Malcom hoch. Er
hat die Arme vor der Brust verschränkt und eine Braue gehoben. „Phil hat Recht.
Du warst ganz passabel. ... Du hast dich richtig eingeschätzt, einen kühlen
Kopf bewahrt und deinen Verstand benutzt. Und deine Schnelligkeit hat dich
gerettet.“ Er nimmt ihren rechten Oberarm. „Aber hier steckt nur Hafergrütze
drin“, bemerkt er grinsend und lässt sie wieder los. „Wenn ich mit dir fertig
bin, werden deine Gegner nichts zu lachen haben.“
    Joan ist ob seines seltenen
Lobes erstaunt.
    Er wendet sich halb um. „Du
bist nun jedenfalls auf dem richtigen Weg, Jack.“
    Sie nickt
verstehend, worauf er wieder zurück ans Feuer zu Gerold und ein paar anderen
geht. Sie atmet durch. Besorgt fragt sie sich, wie lange sie sich wohl noch in
dieser Männerwelt mit dem Kopf über Wasser halten kann. ... Und was ist das für
eine Welt, in der ein tödlich enden könnender Schwertkampf einer harmlosen
Prügelei vorgezogen wird?
    Es ist
bereits dunkle Nacht. Joan ist noch immer aufgeputscht und kann nicht schlafen.
Sie sitzt bei den Pferden im Gras. Der abnehmende Mond spendet kaum noch
ausreichend Licht, um sich zurechtzufinden. Sie hört, wie jemand näher kommt
und blickt auf. Nigels heller Schopf ist deutlich erkennbar. Gedankenversunken
schlendert er direkt auf sie zu. Joan bemerkt zu spät, dass er sie gar nicht
wahrgenommen hat, so dass er beinahe über sie fällt.
    „Verflucht.“ Er kann sich mit
einer Hand im Gras abfangen und richtet sich wieder auf. „Du kreuzt wohl
überall meinen Weg, Rotznase!“
    „Oder du meinen!“
    Er schüttelt verächtlich den
Kopf und schweigt. Dann räuspert er sich. „Hab’ dich wohl etwas fehl
eingeschätzt. ... Malcom hatte offenbar guten Grund, dich aufzunehmen.“
Verstohlen streift er mit einem Fuß durchs Gras. „Aber meine gebrochene Nase
werde ich dir nicht so schnell verzeihen!“
    Joan lacht leise und überlegt.
„Ich könnte sie dir wieder richten“, schlägt sie großzügig vor, was ihn
verächtlich schniefen lässt.
    „Das fehlte mir noch!“
    Sie nickt. „Ja, tut

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