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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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hat und blickt sich suchend nach Joan um. Diese steht murmelnd bei Brix,
um diesem seine Ration Hafer zu verabreichen. Joan ist zu dem Schluss gekommen,
dass Brix das Wörtchen „Bitte“ gewiss nicht versteht, ihm vielmehr der etwas
freundlichere Ton behagt, den sie dadurch zwangsläufig anschlägt. Sie hat sich
vorgenommen, ihn nur noch durch das bloße Handzeichen zum Hinlegen zu bewegen
und ist sicher, dass das gelehrige Tier es binnen Kurzem beherrscht.
    Gemächlich schlendert sie zu
Phil hinüber, der die Pferde gerade verschwitzt trockenreibt. Die Nächte sind
kühler geworden, was diese Maßnahme nötig macht. Kurzerhand reißt sie trockenes
Gras aus und ist ihm dabei behilflich. Während er sich eine braune
Lockensträhne aus dem Gesicht bläst, blickt er flüchtig zu ihr auf. Die anderen
Knappen haben ihre Arbeit bereits erledigt und üben sich etwas abseits
lautstark im Schwertkampf. Einige der Waffenknechte stehen oder sitzen dabei
und geben zotige Kommentare zum Besten, hilfreiche wie lästernde.
    Schließlich haben sie ihre
Arbeit erledigt. Phil nickt Joan zu. „Danke. Ich fürchte, es hätte ohne dich
die ganze Nacht gewährt.“
    Joan winkt ab.
    „Lass uns zu den anderen
rübergehen.“ Er nickt in Richtung des kleinen Auflaufes.
    Joan ist unschlüssig. Es wird
bald dunkel. „Ich wollte noch mit Brix üben“, wendet sie ein, woraufhin Phil
die Augen verdreht.
    „Schließ’ dich nicht immer so
aus. ... Komm schon, ich pass auf, dass sich Nigel nicht daneben benimmt“,
bemerkt er zwinkernd und setzt sich in Bewegung.
    Sie zuckt ohnmächtig die
Schultern und folgt ihm hinterher.
    Als sie bei dem Haufen ankommen,
werden sie johlend begrüßt, was vor allem Phil gilt. Joan setzt sich ins Gras
und sieht sich um. Ein Blick über ihre linke Schulter bezeugt ihr, dass sie
sich ausgerechnet vor Nigel niedergelassen hat. Dieser betrachtet sie
feindselig aus zu zwei Schlitzen verengten Augen. Sein bunt verfärbter
Nasenrücken ist noch etwas geschwollen. Obendrein steht er mächtig schief. Wie
gern würde sie sich mit ihm vertragen. Doch seine Blicke sind einfach zu
abweisend und sie schaut weg. Sie haben Phil in einen Gambeson gezwängt und
sind gerade dabei, ihm ein Kettenhemd anzulegen. Er setzt sich einen einfachen
Helm mit Nasenschutz auf und bekommt von Pete, dem pickelgesichtigen, etwa
sechzehnjährigen Knappen von Bennet, ein Schwert in die rechte Hand und einen
Schild in die Linke gedrückt. Sein Gegner ist der etwa gleichaltrige und ebenso
bewaffnete Jeffrey, breitschultriger Knappe von Guy, einem draufgängerischen
Hurensohn, wie ihr Phil erst kürzlich auseinander setzte.
    Sie gehen aufeinander zu und
schlagen zur Eröffnung ihre beiden Schilde mit aller Wucht gegeneinander.
Jeffrey gerät ins Straucheln, was mit lautem Gegröle honoriert wird. Mit
knallrot anlaufendem Kopf geht er daraufhin auf Phil los. Dabei wird er von
seinen Kumpanen lauthals angefeuert. Er holt aus und will einen schwungvollen
Hieb auf Phils linker Schulter landen. Der geht jedoch einfach einen Schritt
nach rechts, so dass die Waffe neben ihm ins Gras saust, was wiederum Johlen
hervorruft. Phil rammt Jeffrey den Ellenbogen ins Kreuz, dass dieser nach vorn
beschleunigt und sich strauchelnd gerade noch mit dem Schild auf dem Boden
abstützen kann, um nicht zu fallen. Eilig dreht er sich zu Phil herum, um ihm
nicht länger seinen ungeschützten Rücken preiszugeben. Der hatte jedoch
ritterlich abgewartet, bis sich sein Gegner geordnet hat, und holt nun zum
Gegenschlag aus. Die Klingen kreuzen sich laut. Phil drückt Jeffreys Schwert
mit viel Kraft nach vorne weg. Jeff wird dadurch nach hinten geschleudert und
setzt ein Bein nach, um nicht zu fallen. Phil nutzt diese Gelegenheit und zielt
auf Jeffreys entblößte rechte Brust. Der kann gerade noch rechtzeitig seinen
Schild davor setzen, womit er Phils Waffe zur Seite drückt. Gleichzeitig fährt
er mit erhobenem Schwert gegen Phils Helm herab. Phil zieht seinen Schild hoch
und kann den Hieb abfangen. Blitzschnell stößt er darunter hervor und setzt
Jeff das Schwert auf den ungeschützten Brustkorb, bevor der seinen Schild
wieder platziert hat. Damit ist der Kampf schon entschieden und die Männer
rufen Phil Beifallsbekundungen zu. Dieser richtet sich grinsend wieder zu
voller Größe auf, um einem gelassen die Schultern zuckenden Jeff die Hand zu
geben. Scheinbar ist dieser es gewöhnt, von Phil derart schnell besiegt zu
werden.
    „Jetzt Jack“, ruft es plötzlich
in

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