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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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versonnenen Lächeln zuckt
sie die Schultern- „und nähre die Liebe in meinem Herzen.“ Zuversichtlich
öffnet sie die Augen, küsst die Alraune und steckt sie vorerst in ihre
Gürteltasche. Später wird sie die Wurzel als Amulett an einem Lederband immer
bei sich tragen.
    Behände löst sie nun endlich
ihre Bruech, um sich ins Gebüsch zu hocken und sich zu erleichtern. Doch
unvermutet bricht im nahen Unterholz geräuschvoll ein Ast unter jemandes Tritt,
so dass Joan erschreckt hochfährt. Hastig windet sie sich die Bruech wieder um
den Leib, als Phil auch schon neben ihr auftaucht.
    Er starrt sie mit großen Augen
an.
    Joan weicht entsetzt vor ihm
zurück und prallt mit dem Rücken gegen einen Baum. Seitlich von ihnen erklingen
weitere Schritte.
    Phil scheint sich zu fassen.
Beherzt kommt er vor sie und greift ihr kurzerhand an den Schritt.
    Sie ist wie gelähmt, stößt ihn
dann jedoch fuchtig von sich. „Was fällt dir ein“, zischt sie.
    „Joan“, haucht er ungläubig und
kann den Blick nicht von ihr lösen.
    „Phil und Jack!“
    Sie blicken erschrocken zur
Seite. Einen Steinwurf von ihnen entfernt hat sich Malcom breitbeinig mit
bedrohlich in die Hüften gestemmten Händen aufgebaut und betrachtet sie
verärgert. „Was zum Henker treibt ihr da?“
    Es hat ihnen die Sprache verschlagen.
Erstarrt verfolgen sie, wie er ihnen langsam entgegenkommt.
    Joan besinnt sich. „Wenn du nur
EIN Wort sagst“, faucht sie drohend, indes sie Phil finster ins nachdenkliche
Gesicht blickt.
    „Phil, ich hörte, du bist ein
Herzensbrecher, wenn es um junge MÄDCHEN geht“, donnert Malcom nun, wobei er
sie am Arm von ihm wegzerrt.
    Phil ringt sich ein freches
Grinsen ab und hebt beschwichtigend die Hände. „Daran hat sich nichts geändert,
sei versichert.“ Er nickt mit dem Kopf in ihre Richtung worauf Joan glaubt, ihr
würde das Herz stehen bleiben. „Er hat sich beim Pinkeln über mich lustig
gemacht“, erklärt er vieldeutig.
    Malcom runzelt die Stirn und
blickt fragend auf Joan herab. Sie verdreht betont gelangweilt die Augen und
blickt weg, bevor er ihre heiß aufsteigende Schamesröte bemerken kann.
    „Was seid ihr für Kindsköpfe!
... Und DU willst zum Ritter geschlagen werden?“ Malcom schüttelt
verständnislos den Kopf. „Macht, dass ihr an die Arbeit kommt! Es ist euch
vergönnt, ein halbes Dutzend Enten zu rupfen, um euch die offensichtliche
Müßigkeit auszutreiben.“ Er ruckt mit dem Kinn fahrig in Richtung ihres
Rastplatzes.
    Eilig setzen sie sich vor ihm
in Bewegung, um seiner Anweisung nachzukommen. Als sie sich verstohlen nach ihm
umblicken, hat er ihnen den Rücken zugekehrt und geht tiefer in den Wald
hinein. Sie bleiben beide gleichzeitig stehen. „Danke“, bemerkt sie kurz
angebunden.
    „Was ist bloß in dich gefahren!
Warum bist du hier“, fragt er aufgebracht mit mühsam gedämpfter Stimme.
    Sie blickt ihm trotzig entgegen.
„Ich hatte ja keine Wahl, nachdem ich den Hund tötete und mich Malcom als
Knappe wollte. Dabei hatte ich lediglich vor, unbemerkt von der Burg zu kommen,
da er mich dort festzusetzen gedachte.“
    Er starrt sie an, um dann
verhalten aufzulachen. „Ich kann’s nicht fassen“, bemerkt er ungläubig, rauft
sich daraufhin jedoch in einem plötzlichen Anflug aufgeregt die Haare. „Du hast
keine Ahnung, in welcher Gefahr du bald schwebst, Joan. Wir ziehen in die
Schlacht gegen die Schotten.“ Er atmet durch und mustert sie entschlossen. „Ich
muss es ihm sagen.“
    „Nein“, ruft sie entsetzt. „Mir
wird nichts geschehen. Wie du schon sagtest, ich werde ja nicht am Gefecht
teilhaben. Und so behände wie die jüngeren Knappen hier bin ich wohl allemal.“
Mit flehentlichem Blick legt sie ihm eine Hand auf den Arm. „Bitte. Ich hielte
euch nur auf, wenn ihr mich zurückbringen müsstet. ... Und Malcoms Wut wäre
unerträglich. Er würde mich vermutlich windelweich prügeln.“
    „Was dir nur recht geschähe,
bei deinem himmelschreienden Ungehorsam“, ereifert er sich ungehalten. Mit der
flachen Hand schlägt er gegen einen Baumstamm und atmet daraufhin gequält
durch. Nachdenklich mustert er sie. „Er hat bereits seine Pläne mit dir, musst
du wissen. ... Für deine Zukunft sind sie von allergrößter Bedeutung. Einerlei,
ob für Jack oder Joan.“ Er seufzt. „Doch sie sind nur mit Jack durchführbar.“
    „Wovon redest du“, fragt sie,
unsicher geworden. Als er kopfschüttelnd abwinkt, stemmt sie verärgert die
Hände in die Seiten und blitzt ihn

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