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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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nichts aus mir heraus“, beharrt er.
    Joan hebt machtlos die Hände,
um sie dann geräuschvoll gegen ihre Oberschenkel klatschen zu lassen. Er
berührt plötzlich ihre Wange, schmiegt sich zu ihrer Überraschung an sie und
hat ihr einen zärtlichen Kuss auf die Lippen gedrückt, noch ehe sie etwas
dagegen einwenden kann. Sie jappst erschrocken nach Luft.
    „Du weißt, wie ich zu dir
stehe, Joan. Ich schüttete Jack bereits mein Herz aus“, raunt er, während er
behutsam über ihre Wange streicht.
    Seufzend nimmt sie seine Hand
und betrachtet sein vom Feuerschein erhelltes, erwartungsvolles Gesicht. „Du
bist mir ein guter Freund, Phil. Mehr jedoch nicht.“
    Er zieht die Augenbrauen hoch.
„Warum willst du nicht mehr zulassen, Joan?“
    Sie schüttelt den Kopf. „Ich
habe mein Herz bereits verschenkt“, erklärt sie ihm mit sicherer Stimme. Und es
ist wahr.
    Phil betrachtet sie mit einem
offensichtlichen Anflug von Enttäuschung. Dann scheint er zu grübeln. „An wen?“
    Sie lässt seine Hand los. „Das
geht dich nichts an“, erwidert sie kühl und geht an ihm vorbei, um ihren Weg
zum nun nahen Hain fortzusetzen.
    Er kommt neben sie, betrachtet
sie scheel von der Seite. „Kenne ich ihn?“
    „Du hast ja auch deine
Geheimnisse vor mir“, fährt sie ihn an. „Und jetzt lass mich damit in Frieden!“
    Er blickt selbstsicher grinsend
auf sie herab. „Ich werde es herausfinden“, gibt er bekannt.
    Doch sie zuckt gleichgültig die
Schultern. „Nur zu. Was versprichst du dir davon? Es wird nichts zwischen uns
ändern, wenn du es weißt.“
    „Ich könnte versuchen, ihn dir
auszureden“, sinniert er und erntet ihr verächtliches Schnauben. „Ist es dein
bäuerlicher Bräutigam“, feixt er unbeirrt, woraufhin sie die Augen verdreht.
    „Du kannst dich weder mit ihm
messen, noch ihn mir ausreden. ... Und nun lass deine Sticheleien, wenn du mich
nicht vollkommen zu verärgern gedenkst.“ Sie beschleunigt ihre Schritte und
bemerkt, dass er stehen bleibt.
    „Ich habs! Es ist Nigel“, ruft
er mit gespielter Erleuchtung aus, so dass sie kichernd verharrt und sich
belustigt nach ihm umwendet.
    „Du bist in der Tat ein
alberner Kindskopf, Phil. ... Und du scheinst nicht die leiseste Ahnung davon
zu haben, was Liebe ist. Andernfalls verfielst du nicht auf die aberwitzige
Idee, sie mir ausreden zu können.“
    Er holt sie ein. „Nein, ich
weiß, was Liebe ist, Joan“, erwidert er nun ernsthaft, wobei er sie auf einen
schmalen Trampelpfad geleitet, der sie in den Hain hineinführt. „Doch ich wage
zu bezweifeln, dass DU bereits wahrhaft weißt, wovon du dabei eigentlich
redest. ... Zumindest hoffe ich es“, fügt er murmelnd hinzu, wobei er ihre Hand
in die seine nimmt, noch ehe sie es ganz begriffen hat.
    „He, ihr beiden Turteltauben!“
    Erschreckt entzieht sie Phil
ihre Hand, während sie sich überrascht zur Seite wenden. Es ist Nigel, der mit
vor der breiten Brust verschränkten Armen selbstsicher grinsend zwischen den Bäumen
steht. Vor Entsetzen wissen sie nicht, was sie sagen sollen.
    „Was ist? Musst du der Rotznase
auch beim Pinkeln Beistand leisten oder hegst du seit Neuestem eine Vorliebe
für schöne Knaben, Phil?“
    „Nun, ... ersteres, Nigel. Du
wirst dich unschwer Malcoms Anweisungen entsinnen, oder?“
    „Hatte er damit Händchen halten
gemeint“, fragt Nigel zurück, wobei er sich übertrieben nachdenklich an der
Schläfe kratzt.
    „Das musst du geträumt haben“,
fährt ihn Phil erstaunlich überzeugend an. Offenbar baut er darauf, dass er
ihre Hand nur für sehr kurz ergriffen hatte. Es war nur für den Bruchteil eines
Atemzuges und blieb trotzdem nicht unbemerkt. Doch scheinbar geht seine Taktik
auf, Nigels nun etwas verunsicherter Miene nach zu urteilen.
    Sie stehen sich unschlüssig
gegenüber. Schließlich zuckt Nigel die Schultern. „Also dann ...“, erwidert er
mit gespielter Gleichgültigkeit und wendet sich ein wenig ab, um an seiner
Bruech zu nesteln. „Ich will euch nicht aufhalten“, erklärt er mit vieldeutigem
Ton. „Tiefer in den Hain würde ich an eurer Stelle allerdings nicht mehr gehen,
wenn ihr unbeschmutzt bleiben wollt. Er ist bis aufs Inch zugeschissen.“
    Phil blickt sie daraufhin
bestürzt an, doch es kann Joan nicht schrecken. Sie geht ein kleines Stück zur
Seite, so dass sie einen Busch zwischen sich und die beiden bringt, um nun
ebenfalls an ihrer Bruech zu nesteln. Früher hatte sie ihren jüngsten Bruder
nicht nur einmal im Weitpinkeln

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