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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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wieder ein, kommt versöhnlich neben sie und versucht, sie mit einem
fettgetränkten Fetzen Stoff, mit welchem zuvor die stählernen Waffen
eingeschmiert worden waren, etwas zu säubern.
    Fuchtig schlägt sie seine Hand
weg.
    Nur mit offensichtlicher Mühe
verkneift er sich einen weiteren Heiterkeitsausbruch.
    Sie lässt ihn nicht aus den
Augen.
    Er räuspert sich. „Entschuldige
meinen zu feucht geratenen Lachanfall. Aber ich bin sicher alles andere, als
ein verkappter Prediger.“
    Sie wischt sich wortlos übers
nasse Gesicht und straft ihn bösen Blickes.
    Phil hebt mit unschuldiger
Miene die Schultern. „Ist doch aber wahr. Zumindest bei diesem einfältigen
Weibsbild vorhin.“ Beim Gedanken an dieses schüttelt er verständnislos den
Kopf. „Sie muss es von ihrem geschwätzigen Gemahl haben, dass Malcom wieder
einmal den Schwarzen Engel spielen soll. ... Wünschte ihm Erfolg wie vor einem
harmlosen Turnier. ... Wenn jeder der handvoll Eingeweihten es so bedenkenlos
weiterplauderte, könnte man es auch gleich lauthals verkünden lassen.“
    Joan wendet sich von ihm ab, um
die Bestürzung in ihrem Gesicht zu verbergen. Sie weiß nun genug, um aufs
Äußerste um Malcom besorgt zu sein.
    Phil schnieft nachdenklich. „Er
weiß nicht mal was von seinem Glück, oder?“
    Joan betrachtet ihre im Schoß
ineinandergefalteten Hände und schüttelt wortlos den Kopf.
    „Hier, du bist dran, Rotznase“,
reißt Nigel beide unvermutet aus der Versonnenheit und wirft Joan herablassend
einen hölzernen Eimer vor die Füße.
    Sie blickt ihm verärgert ins
hämische Gesicht. Er drangsaliert sie, wann immer er eine Gelegenheit dazu
findet.
    „Na los, worauf wartest du“,
treibt er sie an, wobei er sich mit dem Handrücken grinsend über seine
gerichtete Nase fährt.
    Sie liest den Eimer auf und
tritt ihm gelassen entgegen. „Kannst du mich nicht mal beim Namen nennen? ...
Oder ist er dir vor himmelschreiender Dämlichkeit entfallen?“ Behände duckt sie
sich unter seiner wie üblich Kopfnüsse verteilenden Faust hinweg und nimmt die
Beine in die Hand. Er ist zu träge, um ihr nachzulaufen. Schließlich muss er
nur abwarten, bis sie vom Wasserholen zurückkommt.
    Joan steuert das Bachufer an.
Dabei schlängelt sie sich um die unzähligen bunten Zelte herum, welche ihr auf
ihrer Abkürzung dorthin im Wege stehen. Ein wirrer Haufen Schotten kommt ihr
entgegen, laut in fließendem Französisch streitend. Sie schließt auf
schottischen Adel. Wohl nie wird sie sich an den Anblick des abtrünnigen
Feindes in ihren Reihen gewöhnen, sieht den wie die englische Reiterei schwer
gerüsteten Männern mit ihrem langen, wilden Haar mit gemischten Gefühlen
hinterher. Nur allzu deutlich erinnert es sie an schlimme Zeiten, als ähnliche
Gestalten bei einem der unzähligen Überfälle auf die nördlichen englischen
Grafschaften das Lehen ihres Vaters verwüsteten, gar bis nach York vordrangen
und das Land verheerten. Nun kämpfen sie auf englischer Seite, um ihren
Machtstreitigkeiten mit ihrem König Robert the Bruce Luft zu machen. Sie wendet
sich wieder um und setzt ihren Weg fort. Nigel! Sie hätte nicht übel Lust,
dessen hässliche Nase erneut zu brechen, ihm seine freche Visage zu polieren.
Plötzlich schreckt sie eine Hand in ihrem Genick aus ihren rachelüsternen
Gedanken auf. Ein kräftiger Arm reißt sie unsanft herum, so dass ihr der Eimer
entgleitet.
    „Nigel“, ruft sie wütend. Doch
es ist nicht Nigel. Stattdessen blickt sie ins Gesicht eines hochgewachsenen
Blonden. Dieser nimmt mit der freien, prankenartigen Hand ihre Wangen in die
Zange und dreht ihr Gesicht mal in die eine, dann wieder in die andere
Richtung. Er betrachtet sie dabei abschätzend aus zu zwei Schlitzen verengten
Augen. Als er das Wappen auf ihrer Brust bemerkt, erhellt ein wissendes Lächeln
sein Gesicht, vermag es dabei jedoch nicht freundlicher aussehen zu lassen.
    „Du kamst mir doch gleich
bekannt vor, Bürschchen“, raunt er, nimmt die Hand aus ihrem Gesicht und hält
sie am ausgestrecktem Arm von sich ab. Der Ausschnitt ihrer Tunika drückt ihr
unter seinem Griff schmerzhaft gegen die Kehle. Ihr geht entsetzt auf, dass sie
ihren unbekannten Feind vor sich haben muss.
    „Wie viele gibt es denn noch
von euch! Du bist ein Thornsby, richtig?“
    Sie nickt. „Ihr hättet mich
auch freundlicher fragen können“, faucht sie, um ihre Angst zu verbergen. Außer
ihrem Dolch hat sie nichts zu ihrer Verteidigung bei sich. Doch noch hat sie
wenig Grund, ihn

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