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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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Raban fallen.
    „Der Troß hängt uns wie ein
Klotz am Bein“, bemerkt Raban geringschätzig. „Wir müssen uns wirklich
ranhalten, wenn wir tatsächlich noch zum Mittsommertag bei Stirling Castle
eintreffen wollen. Sonst war alles umsonst.“
    Malcom wirft ihm einen
belustigten Seitenblick zu. „Du hast dich wirklich nicht verändert, Raban.
Selbst deine Rastlosigkeit ist noch die alte.“
    Raban nickt. „Dafür hast du
dich gewandelt. Ich vermisse deine Frohnatur, die unverwüstliche
Unbeschwertheit, welche deine ständige Begleiterin war. Wenn dies schon keiner
der Schönheiten vergönnt schien, denen du täglich das Herz brachst.“
    „Du übertreibst wie immer
masslos“, gibt Malcom seufzend zurück. Er zuckt die Schultern. „Was hast du
erwartet? ... Scheinbar war sie nicht unverwüstlich genug.“
    Raban nickt erneut und sie
reiten eine Weile schweigsam nebeneinander her.
    Joan kann sich Malcom nur
schwerlich als Frohnatur vorstellen. Ist er doch die meiste Zeit über ernst und
in sich gekehrt, wenn er nicht gerade Befehle erteilt. Doch weiß sie, dass er
auch unbeschwert sein kann. Zumindest war er es Joan gegenüber.
    „Ich komme mir seit dieser ...
Sache uralt vor“, bemerkt Malcom. Die Mutlosigkeit in seiner Stimme lässt Joan
bestürzt aufhorchen. Sie vermutet, dass er vom Überfall auf seine Familie
spricht.
    Raban klopft ihm aufmunternd
die Schulter und blickt wieder nach vorn. „Das Schwein ist übrigens hier, Mal.“
    „Ich
weiß“, kommt dessen frostige Antwort nach kurzem Zögern. „Möge ihm ein wilder
Highlander den verfluchten Schädel mit der Streitaxt spalten, bevor ich zu Schlimmerem
versucht bin.“
    Joan erhebt
sich von Malcoms Feuer und prallt mit Steven zusammen, einem weiteren seiner
Ritter, welcher von Malcoms Familienstammsitz in Northumberland mit zwei
Dutzend freien Bauern, allesamt geübten Bogenschützen, zu ihnen stieß. Er
schmunzelt sie mit großen, braunen Augen an und gibt ihr einen warmherzig
zurechtweisenden Klaps über den Kopf. Joan indes taucht eilig unter seinem Arm
hindurch ab, will ihm gar nicht erst Gelegenheit dazu geben, das Wort an sie zu
richten, um ihr womöglich irgendeine Arbeit aufzutragen. Nach diesem
schweißtreibenden, warmen Sommertag ist sie zu müde, möchte nur noch auf ihren
Strohsack sinken und schlafen. Die Nächte werden nur für eine kurze Zeit
richtig dunkel, was man gnadenlos für lange Märsche nutzt. Der Mittsommertag
und damit ihr Termin zur Entsetzung von Stirling Castle steht kurz bevor.
    Joan begibt sich auf den
obligatorischen Gang in Richtung des Haines, der ihnen als Ort der
Erleichterung dient. Ihr Weg führt sie an vielen Feuern vorüber, an denen
jedoch weder gelacht, noch gescherzt oder gesungen wird, wie es bei Malcoms
Mannschaft auf dem Herweg üblich war. Man nutzt die wenige verbliebene Zeit bis
zum Morgengrauen, um mit halb leerem Magen zu schlafen. Hatte man ihnen doch
kaum Zeit zum Bereiten der Abendmahlzeit gelassen.
    Ihre Schritte sind schlurfend,
was nach sich zieht, dass sie bereits nach Kurzem über einen Maulwurfshügel
stolpert. Als sie sich mit einer Hand im Gras abfängt, entdeckt sie Phil wenig
hinter sich. Mit fragender Miene wendet sie sich nach ihm um und erhebt sich.
„Schleichst du mir nach?“
    Er zuckt die Schultern. „Ich
bin auf demselben Weg.“
    Sie geht zur Seite und lässt
ihm mit einer galanten Geste den Vortritt.
    Seufzend stößt er die Luft aus.
„Also gut“, lenkt er ein. „Ich soll etwas auf dich Acht geben.“ Er grinst. „Sei
froh, dass man MICH damit betraute, sonst flöge dein Geheimnis vermutlich auf.“
    Sie stemmt ärgerlich die Hände
in die Seiten. „Du glaubst doch nicht im Ernst, dass du mich dorthin
begleitest!“ Dann besinnt sie sich. Nachdenklich betrachtet sie ihn, packt ihn
zu seiner Überraschung am Ausschnitt seiner Tunika und zieht ihn umständlich in
den Schatten eines Zeltes.
    „Ich habe ein Recht darauf, zu
erfahren, gegen wen ihr mich schützen wollt“, knurrt sie beinahe trotzig und
vernimmt, wie er die Luft hörbar einzieht.
    „Nicht von mir, Joan. Mal hat
mir eingebleut, dir nichts zu sagen“. Er befreit sich von ihrem Griff.
    „Verdammt, Phil“, faucht sie.
„Von allen, die auf mich Acht geben sollen, vermag ICH es am besten. Das liegt
doch wohl auf der Hand.“ Sie bläst die Luft aus. „Und nenn’ mich nicht Joan.
Allzu leicht könnte es dir vor den anderen über die Lippen kommen.“
    Er stimmt ihr brummend zu.
„Dennoch bekommst du

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