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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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Gesicht und will sich wieder seiner Rüstung
widmen, als sie Phils versonnener Miene begegnet. Er schüttelt ungläubig den
Kopf.
    „Malcom“, stößt er ernüchtert
aus. „Nun weiß ich, an wen du dein Herz verloren hast!“
    Sie zollt ihm ob seines
ungebührlichen Gebarens einen finsteren Blick, der ihn jedoch nicht zu berühren
scheint. Fassungslos blickt er wieder zu Malcom und der Adligen hinüber.
    Joan mimt daraufhin die
Gleichgültige und bearbeitet die Rüstung mit unverdienter Grobheit. Sie
vernimmt Phils verächtliches Schnauben.
    „Warum so eifersüchtig, Jack?“
Er betrachtet sie spöttisch, doch auch eine Spur verletzt. „Malcom ist bei Gott
kein unbeschriebenes Blatt“, raunt er, während er vieldeutig zu den beiden
herüber nickt. „Er scheint das Leben bei Hofe zu vermissen. ... Wenn man einmal
Teil dieses Sündenpfuhls war, kommt man scheinbar nicht mehr so leicht davon
los.“
    Sie schnieft verärgert. „Du
versuchtst doch nur, mich zu treffen und übertreibst maßlos. ... Was kannst DU
schon darüber wissen!“
    Er grinst herablassend. „Genug.
Und dieser sogenannte König geht mit schlechtem Beispiel voran. Man sagt, er
treibt es gar mit jungen Knaben.“
    Ihr verschlägt es vor
Fassungslosigkeit die Sprache.
    Phil blickt wieder zu Malcom
hinüber. „Du wirst ihn dir wohl ständig mit anderen Weibern teilen müssen“,
bemerkt er zerstreut, bevor er zu ihrer Freude endlich den Mund hält. Seine
Worte haben sie in ein tiefes Loch gestürzt. Fieberhaft sucht sie nach
Gegenargumenten. Doch es scheint alles zu passen. Dass er auf ihre erste Nacht
bestand ...“
    „Welch dumme Gans“, raunt Phil
plötzlich verächtlich und reißt sie damit aus ihren schwermütigen Gedanken. Er
scheint den beiden zu lauschen. Doch außer »Rober de Broyss«, dem Namen des
Schottischen Königs, versteht sie kein Wort von ihrem Gespräch und wendet sich
mürrisch wieder ihrer Arbeit zu. Phil wäre in diesem Moment der Letzte, den sie
um eine Übersetzung bitten würde. Als sie Malcoms ruppige Stimme vernimmt,
blickt sie überrascht auf. Seine plötzlich abwehrende Haltung drückt pure
Verärgerung aus. Er scheint nur noch gute Miene zu schlechtem Spiel zu machen.
Als die Dame ihm vertraulich an den Arm greift, nimmt er die Hände abwehrend
nach oben und erwidert etwas in barschem Ton. Der kleine Hund auf dem Arm
seiner schönen Herrin kläfft Malcom daraufhin mit gefletschten Zähnen in den
höchsten Tönen an. Joan empfindet hämische Schadenfreude. Er lässt die
verblüffte Dame einfach stehen, zeigt ihr ungehalten die kalte Schulter,
während er wieder zu ihnen ans Feuer zurückkehrt.
    Missmutig lässt er sich im
Schneidersitz auf einem Schafsfell nieder. „Jack, wie lange soll ich noch auf
mein Essen warten“, murrt er mit unverholenem Zorn. Doch sie könnte ihn
umarmen. Sie hastet nach einem der Holznäpfe, schöpft diesen sodann mit Hilfe
eines Löffels mit würziger Fleischsuppe aus dem Kessel voll und reicht ihn
Malcom zu.
    „Hier. Lass es dir schmecken.“
    Er nimmt ihn ihr unwirsch ab,
entwendet ihr den Löffel und beginnt, hungrig zu essen. Als er seine Portion
geleert hat, erhebt er sich ohne ein weiteres Wort und verschwindet im nahen
Zelt.
    Sie betrachtet Phil mit
unverkennbarem Triumph. Dieser nimmt unter verächtlichem Kopfschütteln einen
Löffel Suppe aus seinem gefüllten Napf in den Mund.
    „Frauen bescheren einem nichts
weiter als Ärger. Besonders dann, wenn sie sich in Angelegenheiten mischen, von
denen sie nichts verstehen. Und für gewöhnlich verstehen sie nichts von
Kriegsdingen“, verkündet er nuschelnd mit vollem Mund.
    Sie kann ihm nicht folgen, da
sie ja das Gespräch nicht verstand. Dennoch verärgert sie sein herablassender
Ton Frauen gegenüber nicht zum ersten Male.
    „Du vergaßt zu erwähnen, dass
sie dem unbescholtenen Manne den Kopf verdrehen und ihn zu sündigem Handeln
verleiten“, erwidert sie herausfordernd.
    Er grinst. „Ja, ganz recht. Da
haben wir’s“, entgegnet er frohlockend, wobei er sich einen weiteren vollen
Löffel in den Mund schiebt.
    Sie schnaubt verächtlich.
„Meine diesbezüglichen Erfahrungen lehrten mich da ganz anderes“, erwidert sie
verärgert, so dass er betreten in seiner Suppenschüssel herumstochert. „Du
hörst dich an wie ein Prediger!“
    Phil prustet die Suppe vor
Überraschung aus und besprüht sie damit heftig von Kopf bis Fuß. Ob ihres
fassungslosen Gesichts bricht er in heiseres Lachen aus. Doch er kriegt sich
schnell

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