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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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Tier
gehorcht mehr als bereitwillig. Joan klettert vorsichtig von ihm herunter, kann
Malcom jedoch nicht halten, so dass er vom Pferd rutscht. Er kommt ausgerechnet
auf dem verletzten Arm auf, was ihn zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch
aufkeuchen lässt.
    Brix erhebt sich ungerührt und
trottet zum Bach, um zu saufen.
    Malcom indes dreht sich mit
geschlossenen Augen auf den Rücken herum und verharrt so. Seine Rüstung ist als
solche nicht mehr kenntlich. Sie ist über und über mit Schlamm bedeckt, der
allmählich hell antrocknet und von Blut rötlich verfärbt ist.
    Joan begibt sich zum Bach und
trinkt etwas oberhalb von Brix. Fische schrecken vor ihr davon. Mit
angehaltenem Atem steckt sie den Kopf unter Wasser und bewegt ihn etwas.
Schwungvoll kommt sie wieder hoch, so dass ihr das glatte, nasse und nunmehr
längere Haar auf den Rücken schlägt. Daraufhin befreit sie Brix von dessen
Rossharnisch. Das Tier dankt es ihr mit einem Stubser gegen die Brust und wälzt
sich anschließend genüsslich im Gras. Sie kehrt zu Malcom zurück, kniet sich
neben ihn und beginnt, ihm die Rüstung abzunehmen. Dabei muss sie auf die
abgebrochenen Pfeilschäfte achten, welche ihm im rechten Oberarm und in den
Beinen stecken. Als sie dann endlich mit dem rechten Arm fertig ist, entledigt
sie den unversehrten linken schnell von den ineinander gesteckten Schienen. Sie
bemerkt, dass Malcom sie anstarrt, weicht seinem Blick jedoch aus. Schließlich
ist sie beim rechten Bein angekommen und fädelt den Harnisch behutsam aus den
Pfeilschäften heraus. Der Kettenpanzer dagegen bereitet ihr weniger Probleme.
Umgehend beginnt sie, Malcom von diesem zu befreien. Als sie dabei in den
rechten Beinling aus Ringelpanzerung hineingreift, um ihn über den Pfeilschaft
zu fördern, stößt sie auf einen Widerstand, was Malcom schmerzgeplagt die Luft
zwischen den Zähnen einziehen lässt. Die vom Pfeil zerfetzten Eisenringe
drangen tief in die Wunde ein und sitzen ihm nun fest im Muskelfleisch des
rechten Oberschenkels.
    „Es ist gleich vorbei“,
versucht sie, ihn zu beschwichtigen, ohne von ihm abgelassen zu haben. Sachte,
doch unerbittlich, zieht sie ihm das ins Fleisch gedrungene Kettenzeug aus der
Wunde, wobei er sich ächzend im Gras festkrallt, das ihm darauf gleich büschelweise
nachgibt. Schnell jedoch erschlafft sein Griff wieder. Denn trotz dem sie
jemanden zum ersten Male im Leben auf solch grauenhafte Weise von dessen
Rüstung befreit, arbeitet sie erstaunlich sicher und zügig. Etwas, das ihr
schon immer beim Versorgen von Wunden zu Eigen war. Nichts vermag sie zu
schrecken. Stets weiß sie sogleich, was zu tun ist, wird innerlich ganz ruhig
und führt es mit viel Gefühl aus. Es ist ihr einfach gegeben. Behutsam streift
sie ihm die Kettenrüstung vom Bein, entledigt Malcom zu guter Letzt noch seiner
ledernen Beinlinge und liest einige zerrissene Kettenringe aus der Wunde im
rechten Oberschenkel. Dann lehnt sie sich aufatmend zurück.
    Verhalten beobachtet sie, wie
er sich ein wenig hoch richtet, um an sich herab zu sehen. Dann lässt er sich
wieder ins Gras zurückfallen und blickt sie erneut an.
    „Ich sollte dich verprügeln,
Joan. Nur leider bin ich dazu gerade schwerlich in der Lage“, brummt er
zerknirscht, woraufhin sie betreten zu Boden blickt. „Du siehst mich gänzlich fassungslos“,
schnaubt er nun lauter. „Hast du überhaupt die leiseste Ahnung, in welcher
Gefahr du schwebst!“
    „Sicher nicht in größerer, als
Jack“, kontert sie, infolge dessen er sich auf den linken Ellenbogen hochstützt
und sie verärgert anblickt.
    „Hättest du an jenem Morgen
nicht einfach auf dieser verdammten Kemenate bleiben können?!“
    „Um dein Bett für dich warm zu
halten? Das war verflucht erniedrigend, weißt du!“
    Abwägend ruckt er mit dem Kopf
leicht nach hinten, um sie nachdenklich zu betrachten. „Das war nicht meine
Absicht“, murmelt er, um gleich darauf wieder eine wütende Miene aufzusetzen.
„Ich wollte dich lediglich in Sicherheit wissen! Und hättest du dich mir
gefügt, dann wärst du es jetzt auch! ... Nie hätte ich für möglich gehalten,
dass du mir so wenig Respekt erweist.“
    Verlegen richtet sie den Blick
nach unten auf ihre nervös Gras ausreißende Hand. Nie im Leben würde sie ihm
eingestehen, dass er ihr wie kein anderer Respekt einflösst. Selbst von ihrem
Vater fühlte sie sich nicht derart unter Kontrolle gebracht. Doch weiß sie, es
gekonnt zu überspielen. „Ich bin eben nichts

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