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Die Rote Spur Des Zorns

Die Rote Spur Des Zorns

Titel: Die Rote Spur Des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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vom Berg herab.«
    »Könnten Peggy und dieser Typ zu Fuß dort hinaufgegangen sein?«
    »Wohl kaum. Bei meinem Besuch letzten Montag habe ich den Mann vom Bodenforschungsamt getroffen; der beschrieb die Spalte als einen messerscharfen Einschnitt. Ich könnte mir vorstellen, dass man über die Rückwand des Steinbruchs hineingelangt, aber nicht mit Gewalt. Schauen Sie doch. Man müsste sich gute sechs Meter mit Zehen und Fingerspitzen hochhangeln.«
    »Ja.« Russ ging in die Hocke und betrachtete bedächtig das Gelände. »Was ist mit den Kipplastern dort unten? Wo wieder der Wald anfängt.«
    »Ich weiß nicht. Wenn man bergab geht, stößt man wahrscheinlich irgendwann auf die Straße. Ich kann nicht behaupten, dass ich mich dort umgesehen hätte, aber ein Pfad ist mir jedenfalls nicht ins Auge gesprungen.«
    »Die Sache gefällt mir nicht«, sagte er zum wiederholten Mal. Er stand auf und wischte sich die Hände an seiner Jeans ab. »Wenn diese Landry wirklich geschäftlich hierher gefahren ist, warum, zum Teufel, ist sie dann nicht im Büro? Sie kommt mir nicht vor wie jemand, der bei dreißig Grad Hitze eine spontane Waldwanderung macht.«
    »Nicht mit dem Haus voller Gäste«, bestätigte Clare.
    »Und sollte Colvin oder sonst wer ihr hier eine Falle gestellt haben, wo ist er dann mit ihr hin? Wer jemanden ausrauben möchte, der schnappt sich die Wertsachen und verschwindet. Wer jemand kidnappen möchte, der schnappt sich den Betreffenden und verschwindet ebenfalls. Davon abgesehen, dass dieser Typ Ihrer Beschreibung nach zu viel Schiss hat, um wirklich eine Entführung durchzuziehen. ’tschuldigen Sie den Kraftausdruck.«
    »Vielleicht hat er Peggy in sein Auto gezerrt und die Handtasche liegen lassen.«
    »Was bedeuten würde, dass wir wieder am Nullpunkt stehen.« Er drehte sich um und sah in die Wälder zurück. »Ich fürchte eher, er könnte sich hier oben mit ihr getroffen und sie unter Druck gesetzt, ihr Angst gemacht haben, damit sie zahlt, und –«
    »Und dann ist etwas schief gelaufen«, beendete Clare den Satz.
    Russ sah sie an. »Hier in den Wäldern gibt’s eine Unmenge von Plätzen, wo man eine Leiche verstecken kann.«
    Trotz der Hitze fühlte Clare eine Gänsehaut auf ihren Armen. »Probieren wir’s in der Gegenrichtung, den Berg rauf.« Und noch während sie diesen Vorschlag machte, wusste sie, dass es weniger eine realistische Hoffnung war als das Verdrängen einer schrecklichen Möglichkeit: Die Vermisste könne tot dort oben liegen.
    Russ wechselte das Standbein. »Okay. Probieren wir’s. Aber wenn wir nichts finden, dann geht’s, kehrtmarsch, in die Stadt zurück.«
    »Wollen Sie einen Suchtrupp aufstellen?«
    Er nickte. »Und einen Spürhund besorgen.«

27
    D er Weg bergauf wurde immer holperiger und mühsamer. Sie gingen wieder schweigend nebeneinander her, obwohl Clare nicht mehr damit rechnete, dass sie von jemandem erwartet wurden. Zumindest niemand, der am Leben war. Sich der Waldesstille anzupassen, schien für Russ etwas ganz Natürliches zu sein. Während Clare schwerfällig einen Schritt nach dem anderen machte und das Gefühl hatte, sie wäre in ein nasses Saunahandtuch gewickelt, hatten Russ’ Rücken und Arme eine straffe, elastische Kontur. Er marschierte den Berg hinauf und schaute dabei ständig nach rechts, links, oben und unten in die Bäume.
    Sie kamen an einer provisorischen Müllhalde vorbei, voll zerbrochener Paletten und Plastiksäcke. Auch eines der von Ray erwähnten Golfmobile lag umgekippt darin. Russ winkte Clare hinter sich, zog seinen Revolver und trat auf ein offenes Metallfass zu, in das er hineinspähte. Dann kehrte er auf den Weg zurück. Mit einem Kopfschütteln gab er Clare ein Zeichen zum Weitergehen, während er seine Waffe wieder verstaute.
    Clare wusste nicht, ob es die Stille, Russ’ Verhalten oder das undurchdringliche Unterholz war, das sie an die Entdeckung von Ingrahams Leiche erinnerte; aber allmählich wurde ihr unheimlich. Als Russ beim Klopfen eines Spechts innehielt und forschend zwischen die Bäume sah, zischte sie ihm zu: »Was tun Sie da?«
    »Wie?« Er drehte sich zu ihr um. »Was tu ich denn?«
    »Sie benehmen sich, als gerieten wir gleich in die feindliche Schusslinie. Beim Projekt ›Wüstensturm‹ habe ich Typen an die Front geflogen, die weniger unter Spannung standen als Sie.«
    »Ich wusste gar nicht, dass Sie am Golf waren.«
    »Schluss. Sie machen mich nur noch zusätzlich nervös.«
    »Tut mir leid.« Ein

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