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Die Rote Spur Des Zorns

Die Rote Spur Des Zorns

Titel: Die Rote Spur Des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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konnte, da hörte sie plötzlich ein Poltern, als sei Russ auf das Heckstück über ihr getreten. »Verschwinden Sie«, brüllte sie. »Ich weiß nicht, wie fest dieser –«
    »Ach du Scheiße!« Sein Ausruf schnitt ihr das Wort ab. Sie hörte einen hohlen metallischen Schlag und dann nichts mehr.
    »Russ? Russ?«
    Keine Antwort. Sie wandte sich wieder Waxman zu, zurrte Spannseile durch die Maschen des Netzes und um die Behelfsbahre. »Russ?«, schrie sie noch einmal. Sie stand auf, um zu dem Rechteck von Tageslicht hochzublicken. Wieder keine Antwort. Die Stille zerrte noch mehr an ihren Nerven, als es jedes Geräusch von berstenden Hubschrauberteilen oder ungebetenem Besuch getan hätte. »Russ?« Sie sah kurz zu Waxman, der, verpackt in Aluminiumstangen und das orangefarbene Netz, aussah wie die weggeworfene Übungspuppe eines Sanitäters. Sie würde ihn liegen lassen und hinaussteigen müssen, um festzustellen, was mit Russ los war.
    Halb ziehend schaffte sie Waxman in den hinteren Teil des zerstörten Frachtraums und wollte gerade versuchen, sich auf das Heck hochzustemmen, da hörte sie ein hartes, metallisches Geräusch wie Schläge: Schritte von jemandem, der über den Hubschrauber stieg. Russ erschien in der Kabinentür.
    »Gott sei Dank«, sagte Clare. »Wo sind Sie gewesen?«
    »Hab ein Feuerchen ausgemacht. Sie müssen da raus, sofort.«
    »Ein Feuer?«
    »Irgendwie ist ein Funke in einen Haufen alte Tannennadeln übergesprungen, drei, vier Meter von hier. Ich habe ihn ausgestampft, aber es könnte noch Dutzende ringsum geben, die wir erst sehen, wenn sie aufflammen. Kommen Sie.« Er streckte ihr seine Hand entgegen. »Jetzt gleich.«
    »Wir müssen Waxman hier rausschaffen.«
    »Lassen Sie Waxman liegen! Der ist sowieso fast tot. Ich werde nicht dulden, dass Sie wegen jemandem sterben, der bis über beide Ohren in den Mord an Ingraham verwickelt ist.«
    Clare legte ihre Hände auf die Oberfläche des Heckteils und stieß sich hoch. Mit einem qualvollen Quietschen sank das Ding unter ihr weg wie eine Wippschaukel, die ihren Drehpunkt in der geborstenen Metallwand hatte. Sie stellte sich aufrecht darauf und spürte, wie ihre Turnschuhe auf der abgerundeten Fläche Halt fanden. Ihr Kopf schaute durch die Türöffnung.
    »Gut so. Nehmen Sie meine Hand. Dann haben wir Sie in null Komma nichts dort raus.«
    Sie hielt ihre Arme hoch, statt aber sein Handgelenk zu umklammern, verschränkte sie ihre Finger mit den seinen. »Ich kann ihn nicht hier liegen lassen.« Sie sah Russ in die Augen und wünschte, er würde sie verstehen. »Es war meine Idee, ihn mit dem Hubschrauber zu transportieren. Ich saß am Steuer, als wir abgestürzt sind.« Mit tiefstem Unwillen und Verdruss fühlte sie Tränen aufsteigen. Sie schloss die Augen. »Hätten wir nach Ihrem Vorschlag gehandelt, dann wäre jetzt schon die Bergrettung unterwegs.« Sie schlug ihre Augen wieder auf und versuchte, die unerwünschte Gefühlsäußerung wegzublinzeln. »Ich kann ihn nicht hier lassen. Ich kann nicht.«
    Russ zog seine Hände weg, und einen Moment glaubte sie, ihre Worte wären auf taube Ohren gestoßen. Dann umfasste er ihr Gesicht und schüttelte sie sanft. »Was fang ich nur mit Ihnen an?«, fragte er.
    Anscheinend erwartete er keine Antwort. »Aber dann bitte Beeilung.« Er ließ ihr Gesicht wieder los. »Jede Sekunde zählt.«
    Sie nickte und ließ sich von dem Heck hinuntergleiten. »Hinter dem Pilotensitz ist ein Feuerlöscher«, rief sie nach oben.
    »Gut, ich werde ihn holen«, erwiderte Russ. Sie sah ihn von außen in das Cockpit greifen, um das Gerät herauszuziehen. Dann ließ er sich über die Türkante fallen, landete mit einem dumpfen Schlag auf dem nun stabilisierten Heck und rutschte hinter Clare zu Boden. Er sah sich kurz in der verwüsteten Kabine um. »Warten Sie.« Er schnappte Waxmans Rucksack und warf ihn durch die Türöffnung. »Okay, jetzt schaffen wir dieses Dingsda rauf.«
    Er meinte die Bahre. Sie hockten sich jeweils an das obere und das untere Ende. Clare, die an den Schultern war, sagte: »Eins, zwei, drei«, und sie hoben den Bewusstlosen auf das Heckteil.
    Kopfschüttelnd betrachtete Russ die in Fetzen verpackte Gestalt. »Können Sie allein durch die Tür da klettern?«
    »Natürlich«, antwortete Clare.
    »Ich reiche Ihnen dieses Netz, dann steige ich selbst raus, und wir ziehen ihn zwischen uns beiden hoch.«
    Clare erklomm die Überreste des Hecks und stellte sich mit gespreizten Beinen darauf, danach

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